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Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch
Autoren: Karen Mahoney
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natürlich«, erwiderte Xan und klemmte sich die frisch gedrehte Zigarette hinters Ohr.
    »Ich helfe dir beim Runterklettern.«
    Sie wich ihm aus, noch bevor seine ausgestreckte Hand sie berühren konnte.
    »Nein, danke, ich komm allein zurecht.«
    Aber er folgte ihr trotzdem.
    Als sie wieder unten im Schlafzimmer waren, wusste Donna nicht, was sie noch sagen sollte. Irgendetwas an Xan gab ihr das Gefühl, mit ihm auf besondere Weise verbunden zu sein, obwohl sie so gut wie nichts über ihn wusste. Die Verbundenheit zu Navin gab ihr oft Trost; Navin gab ihr das Gefühl, sie würde ein halbwegs normales Leben führen (was immer das auch sein sollte).
    Aber das hier war ganz anders.
    Xan war anders.
    Donna schlüpfte aus dem schwarzen Pullover. Ihr war plötzlich heiß, und sie fühlte sich unbeholfen, als sie Xan den Pullover zurückgab. Ihr Blick fiel auf die Digitaluhr neben dem ungemachten Bett, seinem Bett.
    »Verdammt. Ich muss wirklich gehen. Navin wird mich schon suchen.«
    »Navin?« Er runzelte die Stirn. »Ah, dein Freund.« Es klang wie eine Feststellung.
    »Nein, nur ein Freund.« Sie zuckte mit den Achseln. »Eigentlich mein bester Freund.«
    »Oh.« Xan strich sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Kann ich dich anrufen? Ich denke, wir haben noch einiges zu bereden …« Für einen kurzen Augenblick klang er unsicher. Das machte Donna Mut, ihre Chance zu nutzen.
    »Sicher.« Sie spulte ihre Telefonnummer herunter, und er tippte sie in sein Handy.
    Als Xan dann aber auf sie zukam, wollte sie davonlaufen. Wer zum Teufel war dieser Alexander Grayson? Sie zwang sich stehen zu bleiben. Xan streckte seine Hand aus, und sie hielt den Atem an, während er sanft eine Haarsträhne, die ihr über die Augen gefallen war, hinter ihr Ohr schob.
    Wärme durchströmte ihren Körper, und sie versuchte zu lächeln. Zum ersten Mal fiel Donna auf, dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu schauen. Er war groß. Größer als Nav, dachte sie, und hatte dabei sofort das Gefühl, als sei sie Nav untreu.
    Xans Hände glitten über ihre Schultern, und sie beobachteten sich gegenseitig. Als er seine Hände zurückzog, strichen seine Finger über ihren Arm, genau an der Stelle, an der ihr schwarzer Handschuh auf die weiße Haut ihres Ellenbogens traf.
    Ein plötzlicher Funke knisterte, es war wie statische Elektrizität – nur viel stärker.
    Donna zuckte vor Xans Berührung zurück, und Schmerz breitete sich in ihren Armen und Händen aus. Es war wie ein Krampf, ein unmöglicher Schmerz, der ihre Knochen und nicht ihre Muskeln erfasste. Sie erinnerte sich an die Schmerzen ihrer Kindheit – die vielen »Operationen« an ihren entstellten Armen, bei denen der Maker sie mit Metall und Magie bearbeitet hatte. Sie erinnerte sich an den Ausdruck auf Tante Paiges Gesicht, die nach jeder einzelnen dieser Prozeduren zu Besuch gekommen war.
    »Was zum Teufel war das?« Xan blickte Donna an, als ob sie etwas Kostbares und gleichzeitig Gefährliches wäre. Seine Stimme klang leise, und seine Augen blitzten im schwach beleuchteten Zimmer. Er rieb sich die Hände, als ob er sie wärmen wollte, und sein Blick schweifte zur halboffenen Tür.
    Donna schluckte.
    »Was war was ?« Der Schmerz in ihren Knochen war jetzt mehr ein kribbelndes Gefühl, das sich in ihren Armen ausbreitete. Sie musste hier raus. Was immer gerade zwischen ihnen passiert war, sie würde später darüber nachdenken, wenn sie nicht mehr unter der Intensität von Xans Blick atmen musste.
    Er schaute finster drein.
    »Du hast es auch gespürt. Erzähl mir ja nicht, du hättest es nicht gespürt.«
    Donna machte einen Schritt in Richtung Tür.
    »Es war nur ein kleiner Stromschlag. Keine große Sache.«
    Einen Moment lang fragte sie sich, ob er versuchen würde, sie aufzuhalten. Ihr Herz hämmerte, und sie widerstand der Versuchung, sich den Arm an genau der Stelle zu reiben, wo die Haut noch immer kribbelte.
    Aber Alexander Grayson stand nur da und beobachtete sie, beinahe als ob er in sie hinein schauen könnte, wenn er es nur lange genug versuchen würde.
    Rasch ging Donna zur Tür und drehte sich nur ein einziges Mal um, bevor sie das Zimmer verließ. Sie lief nach unten und machte sich auf die Suche nach Navin.
    Wie zu erwarten, war Navin ziemlich sauer.
    »Wo warst du? Ich hab dich überall gesucht. Ich hab dich bestimmt hundert Mal angerufen.«
    Donna fand, dass er sich wie ein Vater anhörte, der sein Kind im Einkaufszentrum verloren hatte,
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