Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Iron Witch

Iron Witch

Titel: Iron Witch
Autoren: Karen Mahoney
Vom Netzwerk:
das eben tun. Navin streckte seine Hand aus.
    »Nett, dich kennenzulernen.« Seine Stimme allerdings besagte das Gegenteil.
    Was zum Henker war denn in ihn gefahren? , überlegte Donna, obwohl sie dankbar war, dass er sich zumindest bemühte.
    Xan schüttelte Nav die Hand.
    »Gleichfalls. Ich hoffe, du hast dich amüsiert?«
    »Es war cool. Danke.«
    Der hämmernde Beat der Musik aus dem Wohnzimmer vibrierte unter den Sohlen von Donnas Turnschuhen. Niemand sagte etwas, und so lenkte Xan seine Aufmerksamkeit wieder auf Donna. Er beobachtete sie, mit diesem seltsamen, neugierigen Ausdruck, als ob sie eine neue Lebensform wäre, die er gerade entdeckt hatte. Sie wollte ihm sagen, dass es unhöflich war, so zu starren, aber das konnte sie unmöglich vor Nav tun.
    Ein lauter Knall kam aus dem Wohnzimmer, und Xan zuckte zusammen.
    »Idioten! Was haben die jetzt schon wieder kaputt gemacht?«
    Navin schaute zu Donna, und ihre Blicke trafen sich. Er runzelte fragend die Stirn, und sie musste beinahe kichern. Gerettet von irgendeinem ungeschickten Typen , dachte sie.
    »Tut mir leid«, sagte Xan. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Ich muss nachsehen, was diese Schwachköpfe treiben.«
    Donna nickte.
    »Okay, und nochmals danke.«
    Xan lief zurück in die Richtung, aus der das verdächtige laute Geräusch gekommen war.
    »Ich ruf dich an«, warf er ihr über seine Schulter zu.
    Donna wollte in der Alkoholpfütze auf dem Teppichboden versinken. Warum musste er das sagen? Männer waren solche Idioten.
    Sie schaute zu Navin und war erleichtert, dass der nicht darauf reagierte. Vielleicht hatte er es nicht gehört. Zumindest hoffte sie das …
    Sie verließen das Haus. Donna kickte mit dem Fuß eine Flasche aus dem Weg und blickte über die Straße. Sie starrte in die Dunkelheit; hatte sich da was bewegt? Dann duckte sich ein dünner Schatten hinter eine Mauer, und sie hätte beinahe aufgeschrien. Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, sie blieb stehen.
    »Was ist los?« Navin hatte seine Hand schon auf dem schweren Eisentor am Ende des Wegs und wollte gerade auf den Bürgersteig hinaustreten.
    »Warte.« Donna griff nach seinem Arm; sie drückte zu fest zu, und er zuckte zusammen.
    Navin warf ihr einen finsteren Blick zu und begann theatralisch seinen Arm zu reiben. Dann starrte er sie einen Moment lang an. »Donna, was ist?«
    Sie suchte die Straße mit den Augen ab und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Ihr Herz klopfte wie wild. Da! Da war es wieder . Eine schmale Silhouette bewegte sich mit verblüffender Anmut durch die Dunkelheit und kletterte dann über die Mauer in den angrenzenden Garten.
    »Hast du das gesehen? Irgendwas ist gerade über die Mauer geklettert, ich hab’s gesehen.« Sie flüsterte und wusste, dass sich das, was sie sagte, verrückt anhörte, aber sie hatte keine Zweifel. Was immer sie gerade durch die Dunkelheit hatte gleiten sehen, es hatte viel bösartiger ausgesehen als eine riesengroße Katze.
    »Da ist nichts, Donna.« Navin fixierte sie mit einem seltsamen Blick.
    »Bist du sicher, dass du nichts getrunken hast?«
    »Halt die Klappe, du weißt, dass ich nichts getrunken habe.«
    »Genaugenommen weiß ich es nicht, vor allem, wenn ich bedenke, dass du die meiste Zeit des Abends damit verbracht hast, auf einem Dach herumzukriechen.«
    Er zog nur eine Augenbraue hoch. Donna hatte sich schon immer gewünscht, sie könnte das auch. Nur eine Augenbraue hochzuziehen war leider etwas, was sie nie hingekriegt hatte, trotz Navs meisterlichem Einzelunterricht.
    »Oh, vergiss es einfach.« Donna holte Luft. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte.
    »Vielleicht werde ich wirklich langsam verrückt.«
    »Verrückt werden? Glaub mir, Underwood, dafür ist es längst zu spät.«
    Donna widerstand der Versuchung ihm zu zeigen, wie stark sie wirklich war. Aber sie konnte einen Seufzer der Erleichterung nicht unterdrücken, als das Taxi endlich ankam. Zumindest neckte Navin sie wieder – die Spannung, die sich in Xans Gegenwart zwischen ihnen aufgebaut hatte, schien sich aufgelöst zu haben. Bevor sie auf den Rücksitz kletterte, schaute sie noch mal über ihre Schulter zurück. Sie wusste genau, dass sie sich erst besser fühlen würde, wenn sie von hier weg waren.
    Sie war sich fast sicher, dass sie von der anderen Straßenseite etwas beobachtet hatte.
    Das kribbelnde Gefühl in ihrem Magen blieb, bis sie endlich zu Hause waren.
    Donna Underwoods
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher