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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin
Autoren: Stefanie Kullick
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Verlobt
     
     
    Die Klinge sauste in irrwitziger Geschwindigkeit auf mich zu. Er war zu schnell für mich, das wussten wir beide. Ebenso war es nur zu klar, dass ich nun nicht mehr ausweichen konnte, noch den Dolch würde blocken können. Meine eigene Klinge lag ein paar Schritte entfernt im welken Gras. Ob nun einige Schritte oder einige Meilen, für mich war sie unerreichbar. Van hatte mich gegen einen Baum gedrängt und meine Niederlage war unausweichlich. Ich hatte verloren. Schon wieder.
    Kurz bevor der Stahl meine Kehle erreichte, stoppte er abrupt und die tödliche Ruhe wich aus Vans Gesicht und machte einem Lächeln Platz.
    »Wo bist du heute mit deinen Gedanken?«, fragte Van mich kritisch. »So leichtes Spiel hatte ich seit Tagen nicht mit dir.«
    Er hatte nur allzu Recht, ich war nicht bei der Sache. Den Grund für meine Zerstreuung kannte ich jedoch selbst nicht. Vermutlich lag es an dem Treffen, das uns am heutigen Nachmittag noch bevorstand.
    Nachdem wir Wochen mit unserer stürmischen Flucht verbracht hatten, war es uns nun gelungen, einen Ort zu finden, an dem wir uns eine Weile ausruhen konnten. Endlich waren wir weit genug weg vom Meer, um sicher sein zu können, dass niemand von Lasca uns finden könnte.
    Sicherheitshalber hatten wir jedoch beschlossen, uns in Form zu halten. Man konnte nie wissen, wozu wir unsere Fähigkeiten noch brauchten in diesem weitläufigen, unbekannten Land. Außerdem war es für uns beide so mühsam gewesen, unser kämpferisches Geschick zu erwerben und zu perfektionieren. Es wäre einfach Verschwendung es nicht zu pflegen und endlich hatten wir die Zeit und Ruhe dazu. Es war ein guter Grund aus der Stadt zu kommen und die frische Luft, die wir beide so liebten, genießen zu können.
    Missmutig blickte ich zu Van auf. Bisher hatte ich ihn mit dem Dolch noch nicht einmal besiegen können. Es war nicht weiter verwunderlich, kämpfte ich mit Klingen erst seit ein paar Wochen, Van jedoch fast schon sein ganzes Leben lang.
    Diese vernünftige Einschätzung meiner Lage und meines bisherigen Könnens stellte mich dennoch nicht zufrieden. Obwohl ich durchaus stolz auf meine Fortschritte war. Bevor Van damit begonnen hatte, mich zu unterrichten, war das einzige, das ich über Messer und Dolche wusste, dass ich sie nicht an dem scharfen Ende anfassen sollte, sondern am Griff und die Tatsache, dass man besagtes spitzes Ende in jemanden stechen konnte, den man nicht mochte oder der einem Böses wollte.
    Dort hatten meine Kenntnisse vor kurzem noch aufgehört. Inzwischen war ich vergleichsweise geschickt und vermutlich könnte ich gegen einen ungeübten Gegner gewinnen.
    Van senkte seine Klinge, machte aber keinerlei Anstalten zurückzutreten. Später würde ich mich von ihm verführen lassen, erst wollte ich auch einen kleinen Erfolg für mich, da die Frustration trotz gutem Zureden täglich wuchs.
    In den letzten Tagen hatten wir fast ausschließlich mit Dolchen und Messern geübt, damit ich besser wurde. Ich war es ein wenig leid und vermisste meine Magie, nutzte ich sie im Moment schließlich kaum. Es wäre zu riskant, sollte jemand entdecken, zu was ich in der Lage war. Falls der unwahrscheinliche Fall eintrat und man uns hier suchte, würde man sich an eine Frau mit magischer Gabe wahrscheinlich besser erinnern als an eine ohne. Daher unterlag ich einem selbstauferlegten Magieverbot.
    Jedoch war hier weit und breit niemand. Ich hatte es zuvor geprüft und versicherte mich erneut. Wir waren nach wie vor allein, ich konnte niemanden spüren.
    Endlich wollte ich wieder etwas tun, worin ich gut war. »Meinst du nicht, du könntest ein wenig Übung mit dem Schwert gebrauchen?«, fragte ich Van herausfordernd und beschwor eine Wasserkugel neben meinem Kopf, die ich spielerisch gegen Vans Schläfe stieß.
    Er musste schmunzeln und trat einen Schritt zurück. »Niemand in der Nähe?«
    Grinsend schüttelte ich den Kopf.
    »Dann kann es nicht schaden.«
    Van rückte von mir ab und entfernte sich einige Schritte. Als er den Abstand für groß genug erachtete, drehte er sich wieder zu mir um. In der Drehung zog er sein Schwert aus der Scheide und suchte mit den Füßen nach sicherem Stand auf der holprigen Wiese.
    Er rührte sich nicht und erwartete meinen Angriff. Im Gegensatz zu ihm, hätte ich keinerlei Schwierigkeiten die Distanz, die er geschaffen hatte, zu überwinden. Dennoch verließ ich meinen derzeitigen Standort. Mit dem Baum im Rücken wäre es für Van ein Leichtes mich
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