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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Autoren: Caroline Graham
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fragte sich, ob der Schmuck bereits verpfändet oder verkauft worden war, und ihr wurde ganz übel bei dem Gedanken. Sie stellte sich vor, wie ihre kleinen Kostbarkeiten durch sachkundige schmutzige Finger gingen; wie Geld, nur ein Bruchteil von dem, was sie wirklich wert waren, die Hände wechselte. Das veranlasste sie wohl zu den sich als fatal erweisenden unüberlegten Worten.
      »Wenn du also irgendwas darüber weißt, hätte ich sie gern bis morgen zurück. Andernfalls muss ich es wohl meinem Mann ...«
      In dem Augenblick stürzte das Mädchen los, stieß Ann so heftig weg, dass sie fast hingefallen wäre. Carlotta tobte durch das Zimmer, zog Schubladen heraus und kippte den Inhalt aufs Bett - Make-up, Strumpfhosen, Unterwäsche, Haarspray - Eine Puderdose zersprang und gelbbrauner Staub flog überall herum. Carlotta riss Poster von den Wänden, zerrte alte Klamotten aus dem Kleiderschrank und Kissen von den Stühlen, blätterte Zeitschriften auf und riss wütend an den Seiten.
      »Hier sind sie anscheinend nicht, was? Oder hier? Hier verdammte Scheiße auch nicht!«
      »Nein! Carlotta - bitte!« Es war ein Entsetzensschrei. Ann merkte, dass Carlotta weinte, während sie blind durch das Zimmer stolperte. »Hör mal, es spielt keine Rolle. Ich muss mich geirrt haben.«
      »Sie werden es ihm aber trotzdem sagen, ich kenn Sie. Sie nutzen doch jede Chance, um mich loszuwerden.«
      »Das ist nicht wahr.« Ann protestierte zu heftig, weil sie sich ertappt fühlte.
      »Sie wissen ja nicht, wie es da draußen ist. Sie verwöhnte Zicke. Sie haben ja keinen verdammten Schimmer.«
      Ann ließ den Kopf hängen. Was konnte sie schon sagen? Es stimmte. Sie wusste wirklich nicht, wie es da draußen war. Sie hatte keine Ahnung. Das wütende Gekeife ging weiter.
      »Können Sie sich vorstellen, was das hier für mich bedeutet? Da wo ich herkomm, da wollen die Leute einem weh tun, wussten Sie das?« Sie fuhr mit dem Ärmel heftig über ihr Gesicht, das vom Weinen völlig verquollen war. »Die wollen einem schaden. Jetzt wird er mich dorthin zurückschicken!«
      Im gleichen Augenblick rannte sie davon. Gerade noch hatte sie Ann ins Gesicht gebrüllt und mit Büchern um sich geschmissen; dann war sie fort. Die Treppe hinunter. Durch den Flur. In die Nacht hinaus.
      An dieser Stelle versuchte Ann, die mittlerweile in fast kaltem Wasser lag, die schmerzlichen Erinnerungen zu ersticken.
      Sie hüllte sich in ihren Bademantel und nahm den Rotwein und das Glas mit ins Schlafzimmer. Sie trank noch ein bisschen Wein, doch ihr wurde schlecht davon, deshalb legte sie sich einfach aufs Bett und betete um Vergessen. Kurz bevor der Morgen graute, schlief sie endlich ein.
     
     

* 2
     
    Am nächsten Tag gab es im Dorf und in der Umgebung einiges Gerede darüber, dass möglicherweise jemand bei Swan Myrren in den Fluss gefallen war. Der Milchmann von Wren Davis, dessen Vetter näher am Ort des Geschehens wohnte, sagte, die Polizei wäre gegen Mitternacht dort gewesen. Und ein Krankenwagen. Er, seine Frau und die Nachbarn wären rausgegangen, um zu gucken, was los war, doch die Polizisten seien nicht sehr entgegenkommend gewesen. Sie hätten ein paar Fragen gestellt, aber selber kaum Antworten gegeben. Dann hätten sie den Fluss weiter stromabwärts abgesucht. Mehr hatte der Vetter des Milchmanns nicht mitbekommen.
      Doch obwohl die ganze Aufregung fast schon wieder vorbei war, bevor sie so richtig begonnen hatte, hinderte das die Einwohner von Ferne Basset nicht, die Sache genüsslich auszuschlachten. Es hatte sich dort nämlich wenig Dramatisches ereignet seit jenem Kirchfest, bei dem das Schwein, dessen Gewicht die Leute raten sollten, aus seinem Verschlag ausgebrochen und Amok gelaufen war. Es hatte mehrere Stände verwüstet und im Getränkezelt ein ziemliches Chaos angerichtet.
      In der Schlange vor dem Rentenschalter bei der Post war man sich am Montag allgemein einig, wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Die Polizei würde nicht wegen nichts ausrücken und hatte sicher ihre Gründe, weshalb sie den wahren Sachverhalt verschwieg. Früher oder später würde alles in Crime Watch ans Tageslicht kommen. Die Enttäuschung darüber, dass im Dorf offenbar niemand verschwunden war, wurde gut kaschiert.
      Die Gespräche in Brians Emporium, dem einzigen winzigen Selbstbedienungsladen, hatten eine härtere Note. Blinder Alarm war Brians Meinung. Irgend so ein Spinner, der nichts Besseres zu tun hatte, als
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