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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Autoren: Caroline Graham
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der Polizei mit dämlichen Anrufen die Zeit zu stehlen. Wenn er den in die Finger kriegte. In der Schlange vor dem Lottoschalter meinte dagegen jemand, es könnte sich um die alte Frau handeln, die in der Nähe der Penfold's Mill lebte und manchmal gesehen wurde, wie sie Gedichte rezitierend durch die Gegend lief. Die Gedichte gaben den Ausschlag. Die Leute gingen ihrer Wege und warteten auf die Nachricht, dass man die Frau gefunden hatte, wie sie auf nichts mehr als ein paar Reime gestützt stromabwärts trieb.
      Um die Mittagszeit im Red Lion waren die Äußerungen noch deftiger, ja sogar herzlos. Einige Gäste nannten Namen von bekannten Persönlichkeiten, auf die man gut verzichten könnte und denen ein feuchtes Grab durchaus zu wünschen wäre. Es fielen die Namen von Politikern, Sportlern und Prominenten aus dem Fernsehen. Dann geriet das Gespräch auf eine persönlichere Ebene, und mehrere Verwandte, Nachbarn, das eine oder andere Ehegespons und - ganz unvermeidlich -die Schwiegermutter von irgendwem - wurden in die Debatte geworfen.
      Louise Fainlight erfuhr das Gerücht von ihrem Briefträger. Sie schlenderte zu der großen Garage aus Stahl hinüber, wo Val seine täglichen zwanzig Meilen abstrampelte, heute auf einem glitzernden Chaz-Butler-Rad. Das Fahrrad stand auf Rollen, die ein lautes Summen erzeugten, wie ein riesiger Bienenschwarm. Die Geschwindigkeit verwandelte die Räder in blitzende, verschwommene Lichtflecke.
      Louise sah ihrem Bruder gern beim Training zu, obwohl sie wusste, dass er das nicht sonderlich mochte. Val trat wie ein Besessener in die Pedale. Sein Gesicht war durch die Anstrengung und Konzentration zu einer Grimasse verzerrt, die Augen verschwanden hinter zusammengekniffenen Lidern, die Lippen waren fest verschlossen über zusammengebissenen Zähnen. Schweiß spritzte in glitzernden Tropfen von seinem Körper. Ab und zu, wenn seine Beine einfach nicht schneller wollten, nicht mehr konnten, stieß er teils phantasievolle, teils recht derbe Flüche aus.
      Wenn er das tat, musste Louise unweigerlich über den Kontrast zwischen diesem dämonischen Gehabe und der ironisch distanzierten Persönlichkeit lachen, als die Val sich gern im Alltag präsentierte.
      Sie hörte, wie sich der am Rahmen befestigte Computer ausschaltete. Das Summen wurde allmählich leiser, und man konnte die Umrisse der Räder wieder erkennen. Dann die Speichen. Die Naben. Die feingliedrige, aber ungeheuer starke Kette. Und schließlich stand das Fahrrad still. Val stieg ab. Die kräftigen Muskeln in seinen Beinen und Schultern bebten noch. Louise reichte ihm ein Handtuch.
      »Bald bist du fit für die Tour de France.«
      »Zu alt«, brummte Valentine und wischte sich das schweißüberströmte Gesicht trocken. Dann nahm er das Rad von den Rollen und stellte es vorsichtig an die Rückwand der Garage, wo fast ein Dutzend weiterer Fahrräder standen. »Hast du die Kaffeemaschine angeschmissen?«
      »Natürlich.«
      »Gut.« Sie gingen über einen überdachten Weg, der zur Veranda auf der Rückseite des Hauses führte. »Irgendwelche Post?«
      »Nur Reklame. Und ein bisschen Tratsch von Pat, dem Briefträger.«
      »Man hatte mir doch die Korrekturfahnen von Barley Roscoe and the Hopscotch Kid für heute versprochen.«
      »Willst du's denn nicht wissen?«
      »Was wissen?«
      »Den neuesten Tratsch.«
      »Um Himmels willen, Frau!«
      »Unten am Wehr ist jemand in den Fluss gesprungen.«
      »Ist doch Lavazza, der Kaffee - oder?«
      »Ja.«
      »Das ist gut. Ich mochte dieses seltsam nach Schokolade schmeckende Zeug nicht, das wir letzte Woche hatten.«
     
    Es war der furchtbarste Tag, den man sich vorstellen konnte, um von Qualen und Reue erfüllt aufzuwachen. Ann lag eng zusammengerollt da, die Arme wie eine Zwangsjacke um sich geschlungen, und spürte furchtbare Schmerzen in sämtlichen Gliedmaßen. Mit blinzelnden Augen betrachtete sie das hübsche Muster, das die hin und her huschenden Schatten von Blättern an ihrer Schlafzimmerdecke bildeten. Durch das Fenster konnte sie ein Rechteck strahlendblauen Himmels sehen. Das ganze Zimmer war vom Licht der Herbstsonne durchflutet.
      Schon jetzt litt sie Höllenqualen. Die furchtbaren Ereignisse des vergangenen Abends gingen ihr in lebhaften Bildern und mit außergewöhnlicher Klarheit wie auf einer Kinoleinwand immer wieder durch den Kopf. Wie sie nervös die Treppe zur Mansarde hinaufgestiegen war. Wie Carlotta laut
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