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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Autoren: Caroline Graham
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ihrem Haus anhielt. Zwölf Uhr fünfzehn am Sonntag, dem zwölften September. Das eigentliche Datum. Sozusagen eine zweite Chance, das Normale ins Außergewöhnliche umzuwandeln. Vielleicht lag es am Wein, vielleicht an einer plötzlich aufkommenden Erinnerung, jedenfalls wurde Barnaby von dem starken Verlangen ergriffen, diesem Moment eine besondere Bedeutung zu geben. Er streckte die Hand aus und berührte seine Frau am Arm.
      »Ich wollte nur sagen ...«
      Doch sie redete mit Nicolas. Er bezahlte gerade den Taxifahrer, brauchte aber noch ein paar Münzen für das Trinkgeld. Barnaby fummelte in seiner Tasche und sagte: »Ich hab was.«
      »Schon erledigt, Darling.«
      Joyce hatte dem Fahrer fünf Pfund gegeben und stieg nun aus dem Taxi. Um sie herum herrschte Stille. Die fünf anderen Häuser in der halbmondförmig verlaufenden Straße waren dunkel; offenbar waren Barnabys Nachbarn bereits schlafen gegangen. Als er den Schlüssel in die Haustür steckte, fasste Barnaby einen endgültigen Entschluss. Er würde den Tag auf sich beruhen lassen. Er war ein Mann von achtundfünfzig Jahren, kein Kind mehr, das Magie und Feuerwerk erwartete, bloß weil heute ein besonderer Tag war. War nicht letztlich jeder Tag seines Lebens irgendwie etwas Besonderes? Und das völlig Normale daran war allein schon Grund genug zum Feiern. Er hatte alles, was ein Mensch sich wünschen konnte. Bestell deinen Garten, ermahnte er sich streng. Werd erwachsen. Sei dankbar für das, was du hast.
      In der Küche standen immer noch die schmutzigen Gläser und die Champagnerflaschen auf dem Tisch. Alle zogen ihre Mäntel aus. Joyce fragte, ob jemand einen Tee wolle. Cully sagte gähnend, wenn sie sich nicht bald hinlegte, würde sie umkippen, und Nicolas meinte, es wäre ein wunderbarer Abend gewesen, und bedankte sich dafür bei Tom und Joyce. Barnaby ging wie magisch angezogen zum Küchenfenster und schaute in seinen Garten, freute sich an den wunderschön beleuchteten Pflanzen und ließ die geheimnisvollen Schatten auf sich wirken.
      Plötzlich blinzelte er und sah noch einmal genauer hin. Irgendetwas stand mitten auf dem Rasen. Etwas ziemlich Großes, das betörend glänzte. Er ging mit dem Gesicht näher an die Scheibe und kniff die Augen zusammen. Ohne so richtig zu merken, was er tat, öffnete er die Küchentür und schlenderte nach draußen.
      Es war ein Rasenmäher. Ein silberner Rasenmäher. Jedes einzelne Teil war silbern angestrichen: die Griffe, die Räder, der Grasauffangkorb - einfach alles. An der Querstange zwischen den Griffen waren an glänzenden Seidenbändern viele silberne Luftballons befestigt.
      Barnaby legte den Kopf in den Nacken und beobachtete, wie sie sich vor dem dunklen Sternenhimmel sanft auf und ab bewegten. Auf den herzförmigen Ballons stand etwas, das er im Augenblick nicht so richtig lesen konnte.
      Und dann kam Musik aus den offenen Fenstern des Wohnzimmers, aus denen seine Tochter und ihr Mann sich lächelnd lehnten. Die Hollies: »The Air That I Breathe«.
      »Ich glaub, ich krieg eine Erkältung«, sagte Barnaby zu seiner Frau, die langsam über den Rasen auf ihn zukam. Er zog ein großes Taschentuch hervor und schnäuzte kräftig hinein.
      Joyce nahm seine Hand und flüsterte sanft: »If I could make a wish, I think I'd pass ... can't think of anything I need ... no cigarettes, no sleep, no ... Ach Tom! Ich hab's vergessen.«
      »No light...«
      »Genau. No light, no sound, nothing to eat, no books to read ...«
      »Making love with you ...«
      Er legte die Arme um sie, und sie schmiegte sich an ihn und drückte den Kopf an seine Schulter. Sie standen still da, während immer mehr Sterne über ihnen aufleuchteten, und versuchten, den erbarmungslosen Lauf der Zeit, die alles verändert, aufzuhalten. Und dann fingen sie an zu tanzen.
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