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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House
Autoren: Catherine Cookson
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1. Kapitel
    »Stimmt was nicht, Peggy?«
    »Nein. Wieso, was sollte nicht stimmen?«
    »Weil ich dich nie hier im Park sitzen gesehen habe. Jedenfalls nicht um diese Zeit. Es ist ja schon fast dunkel, und sie werden gleich zumachen.«
    »Na, dann laß sie doch. Sollen sie doch zumachen.«
    »Aber du hast doch was. Was ist denn los?« Der Junge mit dem Gitarrenkasten setzte sich behutsam auf den Stuhl neben dem jungen Mädchen, nahm den Instrumentenkoffer zwischen die Knie, schlang die Arme um den Hals und zog das Instrument liebevoll, wie in einer Umarmung, an sich. Er sprach nicht gleich weiter, sondern bewegte sich sacht eine Weile hin und her. »Es ist wegen Andrew Jones, oder?« sagte er schließlich.
    »Wer hat was von Andrew Jones gesagt? Und du, Charlie Conway, du steckst deine Nase immer in die Angelegenheiten von andern Leuten.«  v
    Der Junge reagierte nicht auf diesen Vorwurf, sondern blieb bewegungslos sitzen, die Arme weiter fest um den Gitarrenkasten geschlungen, bis sie schließlich kleinlaut sagte: »Tut mir leid, Charlie. Aber misch dich da nicht rein; das ist … das ist …«
    Als ihr die Stimme versagte, wandte er sich ihr rasch zu. »Komm, gehen wir heim. Schau, es wird schon dunkel.«
    »Nein. Nein!« Sie schüttelte den Kopf.
    »Hast du Angst?«
    Sie antwortete nicht, sondern wandte den Kopf ab und pustete in ein Taschentuch. Aber als er dann fragte: »Kannst du denn mit keinem darüber reden?«, fuhr sie wieder heftig herum und schoß ihn an: »Reden? Worüber!« schniefte sie. »Was meinst du denn? Worüber soll ich reden?«
    »Also …« Er ließ den Gitarrenkasten zwischen den Schenkeln auf den Rasen gleiten. »Also, mit deiner Mamma oder deiner Oma, oder mit der Urgroßmutter. Mit einer von denen kannst du doch bestimmt reden.«
    »Über was?«
    Nun drehte er sich zu ihr und sagte ebenso heftig wie sie: »Über das, was dich bedrückt, warum du weinst. Warum du hier so hockst, im Park, wo ich dich noch nie sitzen gesehen habe. Sonst rauschst du doch hier immer bloß durch, als wäre dir der Teufel auf den Fersen, und hast nie Zeit, mal ein Wort mit einem zu reden.«
    In der hereinbrechenden Dämmerung sahen sie einander schweigend an. Nach einer kleinen Ewigkeit ließ das Mädchen den Kopf tief auf die Brust fallen und sprach schließlich weiter, mit einer Stimme, die beinahe wie ein Wimmern klang: »Ich fürchte mich, Charlie. Es … es ist wegen Papa. Ich habe Angst vor ihm.«
    »Aber er kann dich ja nicht umbringen.« Seine Stimme war ebenso leise wie die ihre; und als sie erwiderte: »Doch, das könnte er«, sagte er: »Er würde schon drüber wegkommen. Mein Pa hat es bei unsrer Lucy auch geschafftt.«
    Sie fuhr richtig von ihm zurück und schluchzte: »Ja, aber die ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ich … ich bin …« Sie sprach nicht weiter, dann reckte sie das Kinn vor und funkelte ihn an. »Worauf willst du eigentlich anspielen?«
    »Ach, nichts. Nichts … bloß …«
    »Genau, bloß?« Ihr Kopf ruckte nun auf und nieder.
    Er sprang auf und klemmte sich den Instrumentenkasten unter den Arm. »Sie reden. Es ist in der ganzen Schule rum. Deine liebe Freundin Mary Fuller könnte nicht mal ihre Klappe halten, wenn man sie ihr zuklebte.«
    Als er sah, wie ihr Gesicht zu zucken und ihre Schultern zu erschlaffen begannen, sagte er: »Jemand hat’s drauf abgesehen, Andy Jones eine zu verpassen, und damit nicht genug. Hör mal, komm doch mit zu uns nach Hause.«
    Wieder reagierte sie bockig. »Warum sollte ich das? Ich habe selber ein Haus, wo ich hingehn kann.«
    »Wieso gehst du dann nicht heim und sprichst dich aus, mit deiner Mutter und so?«
    »Ach, du! Bei dir klappt immer alles. Mich mit meiner Mutter und so aussprechen! Du bist ja so verdammt geschickt drin, alles hinzukriegen, du Superhirn. Meine Uroma sagt, du bist schon als Greis auf die Welt gekommen.«
    Sie kehrte ihm abrupt den Rücken zu und warf heftig den Kopf herum, als wollte sie eine Last abschütteln. Dann murmelte sie: »Tut mir leid. Das habe ich nicht so gemeint.«
    »Ach, macht mir nichts aus. Irgendwie ist das fast ein Kompliment. Wenn deine Urgroßmutter das von mir sagt, und überhaupt, es ist schon was. Meine Mutter sagt immer, die kann einen mit einem einzigen Blick in Stücke schneiden, wenn ihr danach zumute ist. Aber jetzt hör mal, Peggy.« Er stand nun dicht vor ihr. Mit einer Hand hielt er seine Gitarre fest, die andere legte er ihr auf den Arm, dann sagte er ruhig: »Meine Mutter kann prima mit
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