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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Autoren: Caroline Graham
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Pflanzen in der Rabatte zu lockern. Dann nahm er den Eimer mit dem Schwarzwurzsud und goss die faulig riechende Flüssigkeit um die Wurzeln der Pflanzen.
      Das Problem mit dem heutigen Tag war, überlegte er, dass er auf sentimentale Weise mit romantischen Erwartungen überfrachtet war, die er nicht erfüllen konnte. Natürlich war es ein besonderer Tag, aber es war außerdem ein ganz normaler Tag, den man einfach locker und gemütlich verbringen sollte.
      Das Frühstück im Bett, für ihn etwas vollkommen Ungewöhnliches, war kein Erfolg gewesen. Joyce hatte ihm ein Tablett mit einer wunderschönen Rose in einer Kristallvase gebracht, und er saß stocksteif mit einem Kissen gegen das Kopfende gelehnt da und versuchte, sein Croissant mit Margarine zu bestreichen, ohne den Kaffee zu verschütten.
      Joyce saß mit ihrem Tablett neben ihm und aß eine Grapefruit, die sie mit einer Hand so abschirmte, dass der Saft nicht überall hinspritzte, und sagte mehr als einmal: »Ist das nicht schön?« Als sie dann über das Bett griff, um das Radio anzuschalten, hatte sie die Rose umgeworfen.
      Und so war es weitergegangen. Barnaby verstand plötzlich, wie seine Tochter sich an den Tagen fühlte, an denen sie eine Premiere hatte. Cully hatte es ihm einmal beschrieben. Man versucht, so lange wie möglich zu schlafen, trödelt beim Frühstück, schlendert gegen Mittag zum Theater, obwohl man dort nichts tun kann und nur im Weg ist. Sucht sich jemanden, mit dem man zu Mittag essen kann, geht vielleicht ins Kino, und wenn man rauskommt, hat man immer noch drei Stunden totzuschlagen. Man versucht, sich auszuruhen, und geht seine Zeilen noch einmal durch. Die letzte Stunde vergeht dann wie im Flug.
      Irgendwie waren er und Joyce auch in diesen Schwebezustand geraten. Es war lächerlich. Warum konnte es nicht einfach wie an jedem normalen Samstag sein? Barnaby sah seine Frau durch das Küchenfenster gucken. Er winkte ihr zu, und sie antwortete mit einem ziemlich hölzernen Lächeln und betastete ihr Haar. Barnaby trug den Eimer zum Schwarzwurzbeet zurück und fing an zu singen: »What a difference a day makes ...«
      Die Kiste in der Garage war verschwunden. Er war deswegen ganz aufgeregt gewesen. Als er Joyce darauf ansprach, hatte sie ihm erklärt, es habe sich um einen Sessel gehandelt, der jemandem aus ihrer Theatergruppe gehörte, der gerade umziehen würde und keinen Platz mehr dafür hatte. Gestern sei der Mann, dem er den Sessel geschenkt hatte, gekommen und hatte ihn abgeholt. Damit war das wohl erledigt.
      Barnaby stopfte noch mehr Schwarzwurz in seinen Eimer und füllte ihn mit Wasser. Dann begann er, eine Zwergmispel, die viel zu hoch geworden war, zurückzuschneiden. Der restliche Vormittag verstrich so angenehm, dass er gar nicht wusste, wo die Zeit geblieben war, als Joyce ihn zum Mittagessen rief.
      Nach dem Essen sagte sie, sie müsse noch einmal weg. Also döste Barnaby ein wenig, sah sich ein bisschen Sport im Fernsehen an, döste noch ein bisschen und machte sich zur Teestunde eine Tasse Tee. Joyce kam erst kurz vor sechs zurück. Sie sei im Kino gewesen, sagte sie, in Wag the Dog. Der wär so brillant, sie müssten sich unbedingt das Video besorgen.
      Barnaby fragte nicht, warum sie ihn nicht mit ins Kino genommen hatte. Sie versuchten halt jeder auf seine Weise diesen merkwürdigen und recht ungewöhnlichen Tag hinter sich zu bringen; er, indem er das machte, was er normalerweise an seinen freien Tagen immer tat, nur unter mehr Seufzen, und Joyce, indem sie ein bisschen durch die Gegend lief.
      Um sechs Uhr waren beide im Schlafzimmer und zogen sich um. Barnaby hatte ein weißes Hemd und einen dunkelblauen Anzug mit Weste an. Während er seine blankgeputzten schwarzen Halbschuhe anzog, beobachtete er, wie Joyce vor einem Vergrößerungsspiegel, der hell von einer Architektenlampe beleuchtet wurde, ihr Make-up auflegte. Sie trug einen mokkafarbenen Unterrock mit Wiener Spitze, den Cully vor langer Zeit Mums Freudsche Fehlleistung getauft hatte.
      Plötzlich überfiel Barnaby der Gedanke, dass sein Geschenk, so sorgsam ausgesucht, so kunstvoll gearbeitet und so schick verpackt, im Grunde ein reiner Ziergegenstand war. Luxuriös, aber vollkommen überflüssig. Welche Frau, abgesehen auf Illustrationen in alten Märchenbüchern und in Filmen aus den dreißiger Jahren, setzte sich schon hin und hielt sich mit einer Hand einen Spiegel vors Gesicht, während sie mit der anderen ihr Haar
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