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Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Autoren: Ian Watson
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ein
Stein da.
    Sie lag so still da wie eine
Marmorfrau, aus der rücksichtslose Bildhauer ein böses Götzenbild meißelten.
    Aye, still wie die Leere, die
sich nun in ihrer gequälten Seele öffnete, ihr Schreien verschluckte und es
ebenso aufsaugte, wie das silberne Rohr Teile von ihr selbst abtransportierte.
    Und in dieser furchtbaren
Stille hörte ein Teil von Meh'lindi immer noch dem Medicus zu, der ihr die
Vorgänge erklärte, denn sie musste sie verstehen.
     
    Allein, allein und nun noch
mehr allein ging Meh'lindi zu einem großen, erodierten Sandsteintempel unter
einem kupferfarbenen Himmel, der von einer riesigen roten Sonne entflammt
worden war. Diese Ehrfurcht gebietende Sonne füllte ein Viertel des Himmels
aus. Nichtsdestoweniger war es kühl, denn solche Sonnen spendeten nicht viel
Hitze.
    Der Tempelkomplex beherrschte
das Ende einer staubigen Allee, das von Gebäudearkaden aus gebranntem
Terrakotta mit Innenhöfen unter Kuppeldächern gesäumt war. In den Arkaden
wimmelte es von Anbietern von gebratenen Vogelbeinen, gefüllten Mäusen und
Glühwein, von Hologrammen dieser heiligen Stadt Shandabar, von angeblichen
Reliquienfragmenten in Kristallen und von Reliquienbildern und -statuen. In
diesen Arkaden wimmelte es von Bettlern und Krüppeln und Illusionisten, von
Wahrsagern, berobten Pilgern und protzigen Touristen.
    Tempelkonzessionäre, einige
davon pensionierte Priester, verkauften garantiert vom Imperator gesegnete
Ikonen und jenen, die sich der trivialen Prüfung unterzogen, ihre Hand in eine
summende, sechseckige Schachtel zu stecken, grellbunte Reinheitsquasten. Diese
verhießen Schutz vor dem Bösen in Proportion zu Größe, Anzahl und Überladenheit
der gekauften Quasten.
    Der Orienstempel von Shandabar,
erbaut, wo früher einmal das Osttor gestanden hatte, war tatsächlich der
geringste der drei großen Tempel in der heiligen Stadt. Aber darin gab es einen
riesigen, bewachten Krug voll mit langen, gekrümmten, krallenartigen
Fingernägeln. Dabei handelte es sich zweifellos um abgeschnittene Nägel von den
Händen des Imperators, noch aus der mystischen Zeit vor Seinem Einschluss in
den Goldenen Thron.
    Infolge seiner unsterblichen
Macht und seines Zugriffs auf die ganze Galaxis wuchsen diese abgeschnittenen
Nägel angeblich langsam weiter, als seien sie noch mit Seiner Person verbunden.
    Also konnten Priester
authentische Stücke abtrennen und den Gläubigen verkaufen, die sie tragen oder
auch zu Staub zermahlen und trinken konnten.
    Außerdem wurden in dem Tempel
in einem großen silbernen Reliquienschrein der Hüftknochen eines vor langer
Zeit gestorbenen Space Marines aufbewahrt — und in einem barocken Kupferkäfig
etwas, bei dem es sich angeblich um das teilweise Skelett eines »Dämons«
handelte.
    Karren, gezogen von
Kameloparden mit Höckern, die an große entzündete Beulen erinnerten,
Schlangenhals und schwermütigen, haarigen Gesichtern, quietschten über die
Allee und transportierten Schaulustige und Gemüse. Ballonreifenautos ratterten
vorbei, hin und wieder auch ein gepanzertes Arbites- oder Sicherheitsfahr-zeug.
Sogar der Orienstempel war bemerkenswert vermögend.
    Meh'lindi trug die weite braune
Robe eines Priesters mit einer Kapuze, die ihre Züge verbarg. Um die Taille war
ihre rote Assassinenschärpe mit ihren verborgenen Garrotten, Klingen, Phiolen
mit Chemikalien und einem Fingernadler gebunden. In der Robe steckten andere
Artikel ihres primären Gewerbes.
    Und was war in ihr versteckt?
    Na, die böseste Gestalt. Eine
schlimme Gestalt, die sie nun für immer einschränkte. Die ihr die Möglichkeit
verwehrte, sich je wieder als jemand Angenehmes auszugeben. Diese Gestalt, die
unauslöschlich in ihre verheilte Anatomie eingeprägt war — zusammengefaltet in
sie implantiert —, verwehrte ihr den Zugriff auf all die falschen Staturen und
Physiognomien, die sie sich immer als ... nun ja, Schwestern, Mütter und
Cousinen ihrer selbst vorgestellt hatte.
    Also war sie völlig allein. Ihr
einziger Doppelgänger war ein Ungeheuer: die nichtmenschliche Bestie in ihr.
    Meh'lindi litt, als sie eine
Karawanserei unweit des Tempels betrat. Kameloparden waren an Stahlringen
festgebunden, die in die Steinfliesen des ausgedehnten Hofs eingelassen waren.
Ihre schlaksigen Beine waren mit Seilen angehobbelt, vorne und hinten, damit
sie nicht austraten. Fliegen summten um ihren orangen Dung. An anderen Ringen verankert
waren Zelte unter dem Kuppeldach errichtet. Galerien, zu denen man
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