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Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Autoren: Ian Watson
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einer Vettel.
    Der Direktor Secundus bestellte
sie nicht. Er lud sie ein...
    Sie sondierte die Worte mit der
Zungenspitze, wie man vielleicht einen hohlen Zahn sondierte, der mit
Katalepsin gefüllt war, um es einem Opfer ins Auge zu speien und so zu lähmen.
    Es war undenkbar, dass der
Secundus davon träumte, dieses wunderbare Instrument — also sie selbst —, das
sein Collegia aus Urweltfleisch geformt hatte, für seine private
aphrodisiakische Befriedigung zu nutzen. Das wäre blasphemisch. Wäre Meh'lindi
nicht auch Kurtisane gewesen, wäre ihr der Gedanke überhaupt nicht gekommen.
    Einladen . Das Wort gemahnte an das
Protokoll der Mors Voluntaria, der Erlaubnis, exemplarischen Selbstmord zu
begehen, was jedem Assassinen gestattet wurde, der auf katastrophale, aber
zumindest ehrenhafte Art bei einem Unternehmen versagt hatte.
    Oder dessen Selbstmord
erforderlich war, um den Hauptzeugen eines Irrtums vonseiten des Officio
Assassinorum zu beseitigen ...
    Meh'lindi wusste, dass sie
ihrer Berufung in keiner Weise Schande gemacht hatte.
    Verwirrt rieb sie sich die
Fußsohlen mit geweihtem Kampfer ein, die Lenden mit aus Weihrauch gewonnenem Öl
und den Kopf mit Rosmarin, dann widmete sie sich einer kurzen Andacht an den
Imperator, bevor sie ihre Tunika wieder anlegte.
     
    Auf Einladung von Tarik Ziz,
dem Secundus, nahm Meh'lindi im doppelten Lotussitz Platz.
    Sie neigte den Kopf. Der Lotus,
der ihre Beine verschränkte, und die Abwendung des Blicks waren
Gehorsamkeitsbezeugungen gegenüber einem Vorgesetzten in dessen privatem
Arbeitsraum.
    Dergestalt zeigte sie an, dass
sie sich selbst der Möglichkeit beraubte, als Assassine tätig zu werden.
Natürlich konnte sie sich binnen eines Augenblicks entfalten und aufspringen —
und geschickte Assassinen brauchten ihr Ziel auch nicht anzusehen. Das leise
Seufzen der Lunge eines Menschen, sein Geruch, der bloße Luftdruck im Raum
machten Ziz für sie ausfindig.
    Aber ein derart verräterischer,
grundloser Angriff hätte ohnehin keinen Erfolg. Tarik Ziz war angeblich Träger
des Omega-Dan.
    Der schwarz berobte Secundus
kniete auf einem brokatbestickten Podest, das auch sein spartanisches Bett war,
und zwar vor einer alten, barocken Datenkonsole. Seine langen, beringten Finger
tippten hin und wieder eine Tastenfolge ein, da ein Teil seines Verstands
offenbar mit anderen Dingen beschäftigt war. Eine Wand war bis zur Spitzkuppel
mit in Haut gebundenen Wälzern und Datenwürfeln gefüllt.
    Eine Sammlung aus Tausenden
winziger, polierter archaischer Messer, viele nicht länger als ein Fingernagel,
schmückte eine andere Wand. Die Messer sahen aus wie Flügel, die man
metallischen Motten ausgerissen hatte, während sie das Licht eines
Elektroleuchters in Quecksilberfragmente zerstreuten.
    »Du darfst mich ansehen,
Meh'lindi.«
    Ziz war dunkelhäutig, klein und
kompakt, beinahe ein Zwerg, bis auf seine schlanken, langen Finger. Die vielen
runenverzierten Ringe, die er trug, verbargen wahrscheinlich eine ganze
Sammlung exotischer Halluzinogene und lähmender Wirkstoffe, auch wenn der
Secundus nicht mehr im Feld aktiv war. Seine künstlichen Zähne, abwechselnd
schwarz und rot, waren allesamt spitz.
    »Du bist eines unserer besten
Chamäleons«, sagte Ziz leise zu ihr.
    Meh'lindi nickte, denn es war
die reine Wahrheit. Eine Injektion der gestaltwandlerischen Droge Polymorphin
gestattete jedem geübten Assassinen ihres Schreins, mit reiner
Willensanstrengung das Aussehen zu verändern.
    Dies war eine der Spezialitäten
des Callidus-Schreins, dessen Schlüsselelement Schläue war — wie sich der
Vindicare-Schrein auf Vergeltung und der Eversor-Schrein auf den unabwendbaren
Angriff spezialisiert hatten.
    Unter Einwirkung von
Polymorphin floss Haut wie erhitztes Plastek. Knochen wurden weicher, formten
sich neu und härteten wieder aus. Durch Veränderung ihrer Größe, Statur und Züge
hatte Meh'lindi sich dann und wann als andere Frauen ausgegeben — hinreißend
und hässlich, edel und gewöhnlich. Sie hatte auch schon Männer dargestellt, und
einmal hatte sie einen großen, berückend schönen Xenos der Eldar-Rasse
nachgeahmt.
    Immer mit dem Zweck, jemanden
auszulöschen, dessen Aktivitäten das Imperium gefährdeten, und mit dem Ziel,
einen Feind körperlich oder — was seltener vorkam — psychologisch zu zerstören
...
    Doch die Droge Polymorphin an
sich war kein Wunderelixier.
    Das Geschäft des Gestaltwandelns
erforderte eine tiefe, beinahe hervorstechende Sympathie zu
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