Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Autoren: Ian Watson
Vom Netzwerk:
der Person, die es
zu kopieren, zu töten und zu ersetzen galt.
    Der Trick verlangte
Einfühlungsvermögen — tief empfundene Identifikation mit dem Ziel — und innere
Disziplin.
    Injizierte man einem
Nicht-Initiaten Polymorphin, war das Ergebnis ein protoplasmisches Chaos des
Leibs, eine quälende Anarchie des Fleisches, der Knochen und der Organe, ein
andauernder chaotischer Aufruhr und ein Zusammenschmelzen, das schließlich mit
dem segensreichen Tod endete.
    Meh'lindi war ein ausgezeichnetes,
diszipliniertes Chamäleon, genau wie Secundus gesagt hatte. Sie war zwar nicht
psionisch begabt, aber in ihre Zellen und in die Kammern ihres Gehirns war wohl
eine wilde Gen-Rune eingearbeitet, die ihr das Nachahmen des Aussehens und der
Wesensmerkmale von Fremden — die Verwandlung — gestattete, und die Droge
erlaubte ihr nur, diesen Zug aufs Extremste auszudrücken.
    Wäre sie auf einer kultivierten
Welt geboren, wäre sie wahrscheinlich Schauspielerin geworden. Auf ihrer wilden
Heimatwelt hätte sie Priesterin irgendeines Kults der Wandlungsfähigkeit werden
können. Aufs Geratewohl als Kind aus ihrem barbarischen Stamm rekrutiert,
konnte sie sich jetzt — als Callidus-Assassine — praktisch in jeden Fremden verwandeln,
was eine prächtige Erfüllung für sie war.
    Ziz beugte sich vor. »Wegen
deines Talents lädt unser Schrein dich ein, an einem epochalen Experiment
teilzunehmen.«
    »Ich bin nur ein Werkzeug«,
erwiderte sie, »in Diensten des Schreins.« Ihre Antwort war gehorsam und
pflichtbewusst, mit einem Hauch von Vorsicht, den man von einem
Callidus-Initiaten erwarten konnte.
    »Du bist ein denkendes
Werkzeug, meine Tochter. Ein weises. Eines, dessen Geist in perfektem Einklang
mit den Verwandlungen stehen muss, denen du dich unterziehst, sonst könnte sich
das Ergebnis als fatal erweisen.«
    »Welche Verwandlungen,
Secundus?«
    Als Ziz es ihr sagte, ächzte
Meh'lindi, als habe ihr zwergischer Omega-Dan-Vorgesetzter ihr einen Schlag in
den muskelharten Bauch versetzt.
     
    Nachdem sie sein Arbeitszimmer
verlassen hatte, trottete sie durch das Labyrinth schattiger Korridore, in dem
sich nur Initiaten nicht nach kürzester Zeit hoffnungslos verirrten. Wieder in
der Übungshalle angekommen, bat sie den Radmeister, einen Novizen aus dem Apparat
zu holen und sie wieder einzulassen. Nachdem er sie kurz begutachtet hatte,
schien der kahle alte Mann ihre Not richtig einzuschätzen.
    Kurz darauf rannte Meh'lindi
wieder, rannte, als wolle sie vom Schrein weg und zu den Sternen laufen,
überallhin, wo sie sich verlieren und nie wiedergefunden werden mochte.
    Als verfolgte sie der
schlimmste Alptraum der Welt, so rannte sie.
    So reagierte sie ihre entsetzte
Qual ab, ohne tatsächlich in Ungehorsam irgendwohin zu flüchten. Schließlich,
Stunden später, wie es schien, an einem Punkt der Erschöpfung, den Meh'lindi
noch nie zuvor erreicht hatte, gelang es ihr, sich mit ihrem Schicksal
abzufinden.
    So wie das Ertüchtigungsrad
zuvor abrupt die Laufrichtung geändert hatte, so hatte sich auch die
Laufrichtung ihres persönlichen Schicksalsrads auf erschreckende Weise
verkehrt.
    Und aus Zugehörigkeit zum
Schrein, wegen der feierlichen und finsteren Eide, die sie geleistet hatte, und
weil das Collegia Assassinorum alles aus ihr gemacht hatte, was sie war, musste
sie gehorchen.
    Sie war zwar nur eingeladen, es
zu tun, aber eine Weigerung war undenkbar. Die einzige Alternative wäre
exemplarischer Selbstmord — sich freiwillig für eine Mission zu melden, die sie
garantiert umbringen würde, nachdem sie selbst viele Feinde getötet hatte.
    Meh'lindi war Callidus, nicht
Eversor. Bis jetzt war ihr noch nie nach Selbstmord gewesen. Bis jetzt. Noch
konnte diese Alternative sie in Versuchung führen, nach diesem Lauf im Rad, der
ihr die Leidenschaft ausgetrieben hatte. Auch wenn ihr Schrein in Gestalt von
Tarik Ziz, dem man nichts abschlagen konnte, entschlossen zu sein schien, ihr
das Talent zu rauben. Aye, es zu verstümmeln! Und das mittels eines epochalen
Experiments.
     
    Während die Laserskalpelle über
ihrem nackten, gelähmten Körper schwebten, warf Meh'lindi einen Blick auf den
Chefchirurgen, dessen Gewand mit Reinheitssymbolen und prophylaktischen
Hexagrammen bestickt war.
    Sie konnte ihre Augen um eine
Winzigkeit bewegen. Ihr Gesichtsfeld schloss auch den berobten, tätowierten
Radiogramm-Adepten ein, der mit der messingumwickelten Untersuchungsmaschine
verdrahtet war. Diese erhob sich neben dem Operationstisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher