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Prosecco um Mitternacht

Prosecco um Mitternacht

Titel: Prosecco um Mitternacht
Autoren: Tori Carrington
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1. KAPITEL
    A uf die Größe kam es an.
Will Sexton, Unfallchirurg, war stets dieser Auffassung gewesen. Da er Brite war, gefiel ihm, dass die Amerikaner das verstanden. Es war Unsinn, dass die Größe eines Schiffes nicht entscheidend war, sondern die Bewegung des Ozeans. Während er nach einer Zwölfstundenschicht im St. Vincent Mercy Medical Center in Toledo, Ohio, in seinem riesigen Geländewagen, in dem locker drei Familien Platz fanden, nach Hause fuhr, munterte ihn die Aussicht auf, dass er sich gleich in seiner riesigen Eigentumswohnung, die auf einem riesigen Stück Land stand, auf sein riesiges Bett werfen konnte. Alles hier war so ungeheuer groß, wie er es von England und dem Arbeiterviertel Southwark in South London nicht kannte.
    Will parkte seinen Wagen auf dem großen Parkplatz, der für große Wagen gebaut und auf dem immer ein Platz frei war, und stieg aus. Die Sonne ging gerade auf, als er den langen Weg zu seiner riesigen Wohnung und seinem riesigen Bett ging. Na schön, manchmal vermisste er Würstchen mit Kartoffelbrei. Und heiß wurde es im guten alten England im August auch nur selten. Doch seit er vor neun Jahren für sein Medizinstudium am Medical College of Ohio über den Atlantik geflogen war, war er nie länger als eine Woche in der Heimat gewesen. Ihm gefiel es hier bei den Yankees. Es war nicht nur alles größer, sondern die Leute schienen auch großzügiger in ihrem Denken zu sein. Gut, nicht alle, aber wer entschlossen war, konnte sich hier viel leichter hocharbeiten als in England. Arbeite hart, und du wirst belohnt. Will schien das eine gute, solide Philosophie zu sein.
    Und wenn William Charles Sexton, der zweitälteste Sohn von Dorothy, der Hausfrau, und Simon Sexton, dem Arbeiter in einer Fleischfabrik, eines sein Leben lang getan hatte, dann war es hart arbeiten.
    Und es hatte sich ausgezahlt.
    Will rückte seinen Matchbeutel ein wenig höher auf die Schulter. Trotzdem, dachte er, werde ich mich nie an die heißen Sommer hier im Mittleren Westen der USA gewöhnen. Heiß im doppelten Sinn, wohlgemerkt. Denn heiß war es in letzter Zeit auch in seinem Leben.
    Bei der Erinnerung daran verschwand seine gute Stimmung sofort wieder.
    Fünf Monate war er jetzt schon ohne Sex ausgekommen. Seit fünf Monaten war er mit der Medizinerin Janet Nealon zusammen, und zu seinem Pech hatte sie in dem Monat, bevor sie sich kennenlernten, beschlossen, bis zur Hochzeitsnacht zu warten, ehe sie wieder Sex hatte.
    Wills Miene verfinsterte sich.
    Er erinnerte sich an die Worte seines besten Freundes Colin, als er, Will, sich vor ein paar Monaten über sein nicht vorhandenes Liebesleben beklagte: “Ach, eine von diesen wiedergeborenen Jungfrauen. Das sind die Schlimmsten.”
    Will hatte den Fehler begangen, Colin zu fragen, warum das so sei.
    “Tja, weil du weißt, dass sie sich aufsparen – nur nicht unbedingt für dich.”
    Will betrachtete das Gebäude mit den sechs Wohneinheiten, und sein Blick wanderte unwillkürlich zu der Wohnung im zweiten Stock, die direkt über seiner lag. Natürlich machte es die Sache nicht leichter, dass die Nachbarinnen aus 3B Hauptrollen in seinen immer intensiver werdenden sexuellen Fantasien hatten. Kaum eine Nacht verging, in denen er nicht an die beiden Lesbierinnen dachte, nackt und schweißnass im Bett. Letzte Woche hatte er sogar nach einem besonders heißen Traum, in dem die beiden Frauen ihn verwöhnt hatten, die Laken wechseln müssen.
    Natürlich wusste er, dass diese Fantasien aufhören würden, sobald Janet nachgab. Nun, vielleicht würden sie nicht ganz verschwinden – schließlich war der Traum von einem flotten Dreier mit zwei Frauen bei Männern seines Alters weitverbreitet –, aber er würde nicht mehr länger auf diese Fantasien angewiesen sein. Außerdem hatte er nicht vor, die Dinge “in die eigene Hand” zu nehmen, wie Colin vorgeschlagen hatte.
    Das Problem war, dass er mit Janet nicht vorankam. Vorletzte Nacht, bevor sie L.A. für ein zehntägiges Fachseminar verlassen hatte, hatte er bei ihrem leidenschaftlichen Petting sämtliche Register gezogen und sie genüsslich zum Höhepunkt gebracht. Doch noch während er glaubte, dass sie sich revanchieren würde, knöpfte sie sich bereits die Bluse wieder zu, gab ihm einen flüchtigen Kuss und bedankte sich, ehe sie ihn verabschiedete.
    Will hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass es wehtat.
    Sicher, Janet sah gut aus und war sehr temperamentvoll, aber er wusste nicht, wie lange er ihren
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