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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit
Autoren: Debra Webb
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und ich nicht so schnell jemand anderen auftreiben kann. Ich musste mich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Herz-Lungen-Massage durchführen oder auf seinem Schreibtisch nach einer Unterschrift suchen, die ich kopieren konnte.«
    Jess lachte. Lori war definitiv eine verwandte Seele. »Sie haben das Richtige getan. Vor allem, da er sich wieder erholen wird. Ich bezweifle, dass Sie ihn davon hätten überzeugen können, dass er den Beschluss unterschrieben hat und sich nur nicht mehr daran erinnern kann.« Jess war froh, dass es vorbei war. »Ich glaube, ich spare mir das Wiedersehen und die Presse. Lassen Sie mich einfach bei meinem Wagen raus. Ich brauche ein langes Bad und ein großes Glas Wein.«
    »Geht leider nicht«, sagte Lori mit einem Kopfschütteln. »Die letzten Befehle, die ich vom Chief bekommen habe, lauteten unter anderem, Sie nicht aus den Augen zu lassen.«
    Spears
. »Ich würde Ihnen ja gern widersprechen, aber ich bin zu müde.«
    »Dann auf zum Zirkus«, schlug Lori vor.
    Jess schwenkte die Hand durch die Luft. »Jippiiieh!«
    Es war vorbei. Der Fall war gelöst. Die Mädchen waren in Sicherheit.
    Ende.
    Und auch für sie würde es das Ende sein. Kein Problem. Sie hatte alles bestens durchgeplant. Das Komische war, dass sie gar nicht mehr wusste, wovor sie eigentlich wegrannte.

22
    Montag, 19. Juli, 9:10 Uhr
    Die Tasche, die Jess eilig gepackt hatte, bevor sie hierher gekommen war, wurde nun wieder ebenso eilig gepackt und in den Audi geladen. Nach sechsunddreißig Stunden mit ihrer Schwester hatte Jess ihre Familienpflichten für den Rest des Jahrhunderts erfüllt, wie sie fand.
    Außerdem hatte sie dadurch ein wenig Abstand bekommen, Abstand zu Burnett und dem Fall und dem ganzen Ärger mit dem FBI . Das Handy hatte sie einfach mal aus- und erst heute Morgen wieder angestellt. Zum Glück waren keine weiteren SMS von Spears gekommen.
    Jess musste fort. Die Ungewissheit quälte sie erneut. Ihr blieb gar keine andere Wahl. Sie hoffte nur, dass Spears, falls er sie tatsächlich beobachtete, ihr folgen würde. Dann wären Lily und ihre Familie in Sicherheit.
    Und Dan auch.
    Jess atmete tief ein und schob die widerstreitenden Gefühle beiseite. Sie wusste, was sie zu tun hatte.
    Apropos Burnett: Er hatte ihr eine Nachricht auf ihrer Voicemail hinterlassen, in der er sie bat, heute Morgen um neun zu einer abschließenden Fallbesprechung in sein Büro zu kommen.
    Doch nun war er nicht da.
    Wieder pustete sie ungeduldig die Luft aus.
    Vor ihr lag eine lange Fahrt und die entmutigende Aufgabe, ihr Büro zu räumen. Und ihr Haus für den Verkauf vorzubereiten. Nun war sie ja bald ganz offiziell arbeitslos, und mit dem Arbeitslosengeld war die enorme Hypothek nicht mehr zu bezahlen. Ihre Ersparnisse würden nur ein paar Monate reichen.
    Ihre Schwester hatte sie angefleht, wenigstens so lange zu bleiben, bis sie wusste, was sie als Nächstes tun wollte. Sie war sogar so weit gegangen, einen Freund und Makler gestern Abend zum Abendessen einzuladen, damit er ihr Exposés von freien Immobilien zeigte. Lily war eine wunderbare Schwester, die perfekte Ehefrau und Mutter. Ihr Sohn war bereits im Abschlussjahr an der Universität von Alabama, die ihre Tochter ab diesem Herbst ebenfalls besuchen würde. Jess hatte den Verdacht, dass ihre Schwester das Leere-Nest-Syndrom nahen spürte. Auch sie selbst konnte nicht leugnen, dass sie die kommende Leere fürchtete.
    Vor allem wusste sie noch nicht, wo sie nun hinsollte.
    Sosehr sie ihre Schwester auch liebte, ihre perfekte, behütete Welt konnte Jess nur in kleinen Dosen ertragen.
    Und Spears von Birmingham wegzulocken musste ihre oberste Priorität sein.
    Sie sah auf ihrem Handy nach der Uhrzeit. 9:15. Wo zum Teufel steckte Burnett?
    Die Tür öffnete sich, und ein gut aussehender, aber verspäteter Chief kam hereingeschneit. Jess verdrehte im Geiste die Augen, weil sie so dämlich war. Dass er gut aussah, tat nichts zur Sache, und außerdem war ihr der Gedanke viel zu selbstverständlich gekommen.
    »Jess, tut mir leid.«
    Gleich nach ihm kam Sheriff Griggs hereinmarschiert.
    »Morgen, Agent Harris«, grüßte sie der Sheriff von Jefferson County.
    Was war hier los? Von Lori und Chet hatte sie sich schon Samstagabend verabschiedet. Ähnlich sang- und klanglos hatte sie es heute mit Burnett halten wollen. Eine kurze, abschließende Besprechung des Falles. Ein Handschlag zum Abschied – okay, vielleicht hatte sie auf etwas mehr als einen Handschlag gehofft
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