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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit
Autoren: Debra Webb
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Moment. Er horchte wieder. Heftiges Atmen … nein … Schluchzen.
    Die Waffe im Anschlag stürzte er durch die Tür und durchsuchte den Raum über den Lauf seines Dienstrevolvers hinweg.
    Zuerst weigerte sich sein Gehirn zu registrieren, was seine Augen sahen.
    Andrea lag auf dem Bett. Ein Mann auf ihr.
    Ihr Schrei riss Dan aus seiner ungläubigen Erstarrung.
    »Runter von ihr!« Dan rannte zum Bett. Drückte dem Dreckskerl den Mündungslauf an die Schläfe. »Runter von ihr«, brüllte er.
    Die fahle Haut auf dem nackten Rücken des Mannes … dass er sich nicht bewegte und nicht einmal aufsah … das war ein Schock.
    »Hol ihn runter von mir!«, weinte Andrea.
    Griggs kam hereingestürzt und blieb neben Dan stehen. »Großer Gott.«
    Dan steckte die Waffe ins Holster. »Hilf mir, Roy.«
    Zusammen hoben sie die Männerleiche von Andrea herunter. Schnell zog Dan ein Laken über ihren nackten Körper und versuchte dann, sie hochzuheben.
    Eine Kette klirrte.
    Andrea schrie: »Mach mich los! Mach mich los!«
    »Ich hole den Bolzenschneider.« Im Laufschritt verließ Griggs das Zimmer.
    Prüfend musterte er ihr Gesicht, den Hals, die Arme, konnte aber kein Blut oder irgendwelche Wunden entdecken. »Du bist unverletzt?«
    Sie nickte, die nasse Wange an seinen Kiefer gepresst. »Bring mich nur hier weg! Bitte!«
    »Sheriff Griggs ist gleich zurück, dann bringen wir dich hier weg.«
    »Ich will … ich will … meine Mom.« Andrea vergrub das tränenüberströmte Gesicht in seiner Jacke, und auch Dan spürte, wie etwas heiß über seine Wangen lief. Andrea war am Leben. Gott sei Dank. Sie war am Leben.
    Griggs kam zurück ins Zimmer. Er durchtrennte die kurze Kette um Andreas Knöchel.
    Dan vergewisserte sich, dass das Laken ihre Blöße bedeckte, und packte sie fester, dann richtete er sich mit seiner Last auf. Nichts wie raus hier.
    »Herr, hab Erbarmen«, murmelte Griggs. »Was haben diese Leute getan?«
    Er zog die Tagesdecke vom Fuß des Bettes und legte sie über die nackte, schon halb verweste Leiche des Jungen.
    Das Heulen von Sirenen kündigte die Ankunft der Verstärkung und der Rettungswagen an. Dan trug Andrea nach unten und schnell zur Haustür hinaus, damit sie die Murrays nicht sehen musste.
    Er übergab sie dem als Erstes eintreffenden Notarztteam, küsste sie auf die Stirn und versprach, bald zurück zu sein.
    Dann führte er die anderen Sanitäter zur Scheune.
    Jess war bei den schluchzenden Mädchen, die sich eng aneinanderdrängten. Harper war bei Dr. Sullivan geblieben. Er winkte einen der Sanitäter heran. Dabei begegnete er Dans Blick. Er schüttelte den Kopf. Dr. Sullivan war tot.
    Als Harper die grüne Plane wegzog, die Jess von draußen gesehen hatte, kam darunter der weiße Taurus zum Vorschein und daneben ein blauer Transporter.
    Dan zog es zu den Mädchen und Jess. Er sah zu, wie sie sie leise beruhigte, als die Sanitäter das kleine Grüppchen auflösten.
    Die Mädchen waren lebendig begraben gewesen. Hätte Jess auf die Nachricht gewartet, dass der Durchsuchungsbeschluss unterwegs war, würden die Mädchen dann jetzt noch leben?
    Ihr Bauchgefühl hatte sie nicht getrogen. Das hatte ihnen das Leben gerettet.
    Sie war eine Heldin, wie konnte man das nicht erkennen?
    »Burnett?«
    Griggs’ Stimme kam knisternd über den Funkkanal. Dan fasste an sein Mikro. »Ich bin in der Scheune.«
    »Ich glaube, Sie sollten mal in den Keller kommen.«
    Guter Gott. Was denn noch?
    21:41 Uhr
    Lori parkte hinter dem Transporter und stellte den Motor aus. Es war fast dunkel, aber Jess wollte die Sache unbedingt persönlich erledigen. Heute Abend noch.
    Sie stiegen aus dem Wagen. Die Lampe über der Haustür sprang an, als sie sich der Treppe näherten.
    Die Tür öffnete sich, und Mr Debarros trat auf die oberste Stufe, um unter der Lampe zu warten.
    »Mr Debarros«, grüßte Jess, als sie am Fuß der Treppe stehen blieb. Lori wartete neben ihr. »Es tut mir leid, dass wir Sie so spät noch stören.«
    »Sie haben sie gefunden.« In diesen vier Worten lag das ganze Leid vieler langer Jahre.
    Jess nickte. »Ja, Sir. Wir glauben, dass sie es ist. Bevor wir offiziell bestätigen können, dass es sich um Ihre Tochter handelt, sind noch einige Untersuchungen notwendig, aber sie hat das hier getragen.«
    Lori reichte ihm das zarte silberne Bettelarmband. In dem ersten Polizeibericht nach Christinas Verschwinden hatte ihr Vater zu Protokoll gegeben, seine Tochter habe stets ein Bettelarmband getragen, das ihre
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