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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit
Autoren: Debra Webb
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–, dann wollte sie sich auf den Weg machen. Sie hatte extra ihr elfenbeinfarbenes Lieblingskleid angezogen. Wenn sie das trug, bekam sie stets viele Komplimente. Und die dazu passenden elfenbeinfarbenen Stilettos waren sexy. Wenigstens fühlte sie sich so darin. Eine Frau brauchte eine Rüstung, wenn sie sich einer ungewissen Zukunft stellte.
    Sie verdrängte diese belanglosen Gedanken und konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Vielleicht wollte Griggs bei der Fallbesprechung dabei sein. Burnett stand hinter seinem Schreibtisch. Der Sheriff hatte sich in einem Sessel neben ihr niedergelassen. Vielleicht brauchte sie doch mehr als eine Rüstung. Das roch nach einem abgekarteten Spiel.
    »Gibt es eine neue Entwicklung in dem Fall?«
    »Nichts, wovon wir nicht bereits wüssten.« Burnett nahm Platz. »Der Sheriff und ich haben den größten Teil des gestrigen Nachmittags damit verbracht, gewisse Probleme, die wir gemeinsam haben, zu besprechen. Aber eins nach dem anderen.«
    Sie wappnete sich. Was nun kam, konnte nichts Erfreuliches sein. Burnett hatte ihr nicht mal einen guten Morgen gewünscht. Außerdem wusste sie nicht, was ihre Unterredung mit ihr zu tun haben könnte, es sei denn, die beiden fanden, dass sie das Problem war. Das wäre natürlich das Tüpfelchen auf dem I ihres Abschieds.
    »Sie haben mit Ihren Schlussfolgerungen die Murrays betreffend genau richtig gelegen«, sagte Griggs, woraufhin sie sich ihm zuwandte. »Die Verleugnung des Todes ihres Sohnes, all das.«
    Jess nickte. Sie würde es niemals laut aussprechen, aber nach dem Debakel mit Spears hatte sie in den letzten Tagen doch mehr als einmal an sich gezweifelt. Es tat gut zu wissen, dass sie immer noch in der Lage war, ihren Job zu erledigen. Zugegebenermaßen mit sehr großer Hilfe.
    »Hat einer von ihnen preisgegeben, wie sie die Mädchen ausgewählt haben?« Jess hatte zwar eine Vermutung, doch die Murrays waren, so wie alle Menschen, einzigartige Individuen, die sicher ihre eigenen Methoden hatten, den Motiven zu folgen, die ihre Besessenheit nährten.
    »Mrs Murray hat die Zeitungen nach besonderen schulischen Leistungen durchforstet.« Burnetts Miene wurde grimmig. »Nach einer ersten Vorauswahl hat sie die Mädchen eine Zeit lang persönlich beobachtet. Nachdem sie die, die sie für ungeeignet hielt, aussortiert hatte, hat sie einen Weg gefunden, um mit ihren geeigneten Kandidatinnen Kontakt aufzunehmen.«
    Jess verstand, wie schwer das alles für ihn war, schließlich war Andrea eine der von ihr Ausgewählten gewesen. Obwohl die Mädchen diesen Alptraum im Großen und Ganzen körperlich unverletzt überstanden hatten, würden sie noch Monate, wenn nicht gar Jahre therapeutische Hilfe brauchen.
    »Mit Ausnahme«, schaltete sich Griggs ein, »von Reanne natürlich. Mrs Murray sah sie das erste Mal kurz nach Tates Tod bei einem Erweckungsgottesdienst. Sie vergaß nie, wie spirituell Reanne und ihre Eltern auf sie gewirkt haben. Das hat die Frau irgendwie angesprochen.«
    »Und Dana?«, gab Jess zu bedenken. »Sie wurde aus anderen Gründen als die anderen ausgewählt, und die Kontaktaufnahme war ebenfalls eine andere.«
    »Das stimmt«, sagte Burnett mit einem Kopfschütteln. »Mrs Murray wollte sie leiden sehen.«
    »Aber Dana tat etwas, womit die Murrays nicht gerechnet hatten. Sie wandte sich an Dr. Sullivan.« Jess hoffte, dass das Mädchen wusste, wie klug es von ihr gewesen war, sich Hilfe zu suchen.
    »Ihr Verhalten hat zu einem entscheidenden Durchbruch in diesem Fall geführt«, stimmte Griggs ihr zu. »Sonst würden wir uns vielleicht immer noch fragen, was zum Teufel hier vorgeht.«
    Dagegen konnte Jess schlecht etwas sagen. Die Murrays hatten ihre Spuren sehr geschickt verwischt. Doch egal, wie gut durchdacht ein Plan war, es gab immer eine Abweichung. Einen Fehler, eine Unachtsamkeit. Das perfekte Verbrechen gab es nicht.
    Spears versuchte sich in ihre Gedanken zu drängen. Sie schob ihn weg. Seine Verbrechen waren nicht perfekt … sie hatte nur den Fehler noch nicht gefunden.
    Das musste nun jemand anders tun.
    »Mr Murray hat sich sehr entgegenkommend verhalten«, sagte Burnett und riss sie aus ihren unbehaglichen Gedanken. »Seine Frau dagegen ist schon ein bisschen zu abgedreht, um noch glaubwürdige Informationen zu liefern.«
    »Wissen wir schon mehr über die kleine Debarros und die Überreste des Kindes?« Jess wünschte der Familie, dass sie endlich ihren Frieden machen konnte. Darauf hatten sie lange gewartet.
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