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In stillen Nächten

In stillen Nächten

Titel: In stillen Nächten
Autoren: Till Lindemann
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Fensterbrett
    Der Ausblick ist ihm sehr gewogen
er spannt den Horizont zum Bogen
sattelt seine Phantasie
im Augenschlag besucht er sie
    Wie seine Blicke Funkenpracht
hat späte Lohe so entfacht
in Schwaden heiß und mit Bedacht
lichtweiß fahren sie zur Nacht
    Die Dunkelheit hat ihm verraten
wie man mit Feuer Freude fängt
ist er gereist in hohen Himmel
hat neue Sonnen aufgehängt
    Wieder ist es Mitternacht
ich stehle dir das Licht der Sonne
weil es immer dunkel ist
wenn der Mond die Sonne küßt

Sehr einsam mit Fischen
    Wenn der Abend kommt
Dann wird das Herz mir klein
Langsam wird es dunkel
Ich fühle mich allein
    Im Zimmer auf dem Tisch
Steht ein Aquarium
Und darin tauchen Fische
Um einen Stein herum
    Ich stecke meinen Kopf
In das Aquarium
Den Fischen ist es einerlei
Schwimmen stumm herum
    Halt meine Atemluft im Bann
Die Lungen im Final
Ich halt die Luft noch länger an
Den Fischen ist das scheißegal
    So wär ich fast ertrunken
Ich sah schon weißes Licht
Die Engel haben mir gewunken
Die Fische interessiert das nicht
    So bring ich Dunkel in das Licht
Nicht alle denken was du denkst
Und die Moral von der Geschicht:
Gib Obacht wem du Achtung schenkst

Wahre Freude
    Ich weiß etwas das ihr nicht wißt
ich hab ins Schwimmbecken gepißt
und freu mich wie zum Osterfeste
wenn die vielen Badegäste
literweise Wasser schlucken
es in sich hoch und runterspucken
wie Sonnenblumen im Gesicht
mit schönen gelben Augen gucken

Die Geige
    Mein Herz gehörte einer Geige
ich streichelte nur ihren Hals
wenn ich müde war zu führen
den Bogen in den Morgen
sang sie allein für sich
die liebsten aller Lieder
und ich weinte mit den Hunden
und aß die Trauben nur
von ihrer braunen Haut
    Ein Flügel wurd mir schlimmer Zauber
von schwarz und weiß ich so betrunken
und ach so weit
geöffnet war sein schöner Mund
sang so traurig wie der Herbst
ich warf den Bogen weg und dann
das Tastentier versprach mir ein Fieber
    Die Geige war fortan verstimmt
mir zu vergeben fand sie keine Note
so ging sie bald von Hand zu Hand
nicht einer vermochte sie zu spielen
und ward gebrochen und mißbraucht
an einem Wintertag verbrannt
    Hab mich geübt im Dirigieren
zu ertränken meine Weh
im tiefsten der Orchestergräben
steh ich gekrümmt am Pult
und gehe
selber nun zugrunde
in grauenhafter Sinfonie

Blut
    Blut ist gut
Wenn es
Dir im Körper schwimmt
Blut ist nicht gut
Wenn es auf der Haut gerinnt
    Bächlein feines Bächelein
Fließ in meine Ader ein
    Zwischen Disteln
Unter Dornen
Schäumt das Blut aus weiten Bornen
Aus den Haaren aus dem Spann
Es tut mir leid
Weil ich dir nicht helfen kann

Wer bist du
    Wer bist du
Zeig mir wer du bist
Laß uns tauschen
Ich gebe dir Essen
Und du gibst mir Liebe
ein wenig
    Du trittst mich mit Füßen
frißt mir aus der Hand
Ich bezahle deine Schulden
Ist Liebe entflammt
Wer bist du

Amsterdam
    Da sitzt sie steif in rosa Mieder
Blick im Arrest nichts kann sie stören
Die Straße riecht nach Schweiß und Flieder
Das Gras kann man hier wachsen hören
Ich bleib vor ihrem Fenster stehen
Sie zeigt Häute ohne Scham
Ich kann ihr bis zum Herzen sehen
    Guten Morgen Amsterdam
    Sie wäscht mich und ich bin verlegen
Dem Augenkäfig flieht ein Blick
Will sich langsam in mich legen
Häutet mich mit viel Geschick
Rost im Herz und in den Venen
Hält mich fest behaarter Schwamm
Fängt sich bittersüße Tränen
    Guten Morgen Amsterdam

Ein Grund
    Sie sagt
sag mir den Grund
sag mir den Grund, das tut mir weh
ich häng ihr eine Parkbank um den dünnen Hals
da sinkt sie auf den Grund
der Park ist schön und tief der See

Tu es
    Streichel meinen Arm
streichel meinen Bauch
streichel ohne Widerwort
mich darunter auch denn
über dem linken Bein
und dem rechten Bein
trag ich den Sonnenschein
so laß die Sonne in dein Grab
ich schenk dir einen Sommertag

Warmer Tag
    Die Sonne leuchtet Frauenhaut
Fällt in Blicke ohne Laut
Blendet mich wie frischer Schnee
Tut Augen und dem Herzen weh
    Fällt der Frühling aus dem März
Sonnen vor dem Frauenherz
Beißt das Hirn kriecht in die Venen
Ach es singen die Sirenen
    Tausend Nadeln das Verlangen
Will sie mit den Händen fangen
Überall das dralle Fleisch
Und die Knie werden weich
    Völlig hilflos muß ich äugen
Womit sie ihre Jungen säugen
Ist ein Beben ist ein Schwingen
Und die Sirenen singen
    Wird uns in die Lenden kriechen
Andere Geschlechter riechen
Fesselt mich schlagt mich zur Ruh
Und bindet mir die Augen zu

Eine gute Idee
    Ich werde bald tot sein
So steht es geschrieben
Du hast mich bald
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