Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
PROLOG
    Sie lag nackt auf dem Operationstisch. Über sie gebeugt standen Männer und Frauen in sterilen Plastikhäuten und hantierten mit schwarzen Instrumenten. Der beißende Geruch von Zwiebeln drohte sie fast zu ersticken. Vor ihrem inneren Auge tauchten unwillkürlich komplexe Schwefelverbindungen auf, während sich der Kreis aus Lichtern über ihr in einer goldenen Spirale zu drehen begann.
    William, sie ist noch ein Kind.
    Als ihr schwarz vor Augen wurde, packte sie die Hand, die sie hielt, noch fester, um nicht abzustürzen.
    Sich uns zu widersetzen heißt, sich dem Wissen zu widersetzen.
    Sie verlor das Bewußtsein und fiel nach oben in die Spirale. Die Hand, an der sie sich festgehalten hatte, entglitt ihr. In dem Mahlstrom ringsum wimmelte es von Gestalten. Die Gestalten waren Zeichen. Die Zeichen bedeuteten etwas.
    Ihre Bedeutung überwältigte sie. Sie versuchte etwas zu rufen, eine Warnung. Aber als sich die Schwärze über ihr schloß, blieb nur noch ein Bild übrig, das Bild aufgewirbelter Wolken, die rot, gelb und weiß in einem immensen Strudel wallten, groß genug, einen Planeten zu verschlingen. Dann ließ sie sich fallen und fiel bodenlos in die Wolken hinein …
     
    Blake konnte nicht sehen, was passierte. Man hatte eine Blende aus lichtundurchlässigem Material aufgestellt, um Ellen vor seinen Blicken abzuschirmen. Er hatte Angst. Als sie seine Hand losließ und ihr Arm schlaff auf das Laken fiel, glaubte er einen Augenblick lang, sie wäre tot.
    Aber ihre blaue Halsschlagader pulsierte noch, ihre Brust unter dem groben Hemd hob und senkte sich gleichmäßig. Der Chirurg und seine Assistenten gingen ihrer Arbeit nach, als wäre nichts geschehen. »Sie hat das Bewußtsein verloren«, sagte einer von ihnen.
    Blake mußte gegen ein Schwindelgefühl ankämpfen, als er die Klammern und Zangen sah und beobachtete, wie die glänzend sauberen Skalpelle und Scheren blinkend verschwanden, um über der Blende blutverschmiert wieder aufzutauchen. Der Chirurg arbeitete schnell und präzise, was auch immer er mit Ellens Körper anstellte. Plötzlich hielt er inne.
    »Was zum Teufel ist denn das?« fragte er ärgerlich. Unter der Klarsichtmaske klang seine Stimme gedämpft. Einer der Assistenzärzte blickte nervös in Blakes Richtung. Auch der junge Chirurg drehte sich zu Blake um. Ursprünglich wollten sie ihn nicht dabeihaben, aber Ellen hatte sich geweigert, sie ohne ihn anfangen zu lassen. Mit einer Zange hielt der Chirurg ein Stück einer glitschigen, fischartigen Masse hoch, bevor er es auf ein Tablett fallen ließ. »Biopsie. Ich will wissen, was das ist, bevor wir die Wunde verschließen.«
    Der technische Assistent eilte los. Inzwischen beugte sich der Chirurg vor, holte noch mehr von dem Zeug heraus und warf es auf ein größeres Tablett, das sein Assistenzarzt ihm hinhielt. Blake betrachtete fasziniert das silbrige Gewebe, das zitternd und schillernd wie eine gestrandete Qualle dalag.
    Der Chirurg war immer noch damit beschäftigt, Ellen von den letzten Resten der Masse zu säubern, als der technische Assistent ihm die Analyse brachte. Mit einem flüchtigen Blick erkannte Blake Grafiken, Zahlenkolonnen, Molekulargewichte und Stereodarstellungen.
    »Also gut, wir sollten die Wunde jetzt vernähen«, sagte der Chirurg. »Ich möchte die Frau unter intensiver Beobachtung halten, bis wir wissen, was der Untersuchungsausschuß davon hält.«
     
    Blake sah hinaus auf die schimmernde Stadt aus Glas und das dahinter liegende Noctis Labyrinthus, einen Irrgarten aus Felsspitzen und tief eingeschnittenen Schluchten, mitternachtsblau unter den kalten Sternen.
    Ellen lag unter einem groben Laken und schlief fest. Blondes Haar umrahmte ihr makelloses Gesicht. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie die Luft schmecken. Die Beobachtungssonden schwebten über ihr, ohne ihr feines Gesicht, den zarten Busen oder ihren schlanken Unterleib zu berühren. Die Grafiken auf den geräuschlosen Monitoren über ihrem Bett zeigten beruhigende Normalwerte. Im Zimmer war es warm, still und beinahe friedlich.
    In der Tür erschien die Gestalt eines großen Mannes. Blake sah sein Spiegelbild auf der Glaswand und drehte sich um, in der Erwartung, einen der Ärzte vor sich zu haben.
    »Sie!«
    »Ellen muß sofort weg von hier. Ihr Leben könnte davon abhängen.« Der Mann hatte blaue Augen, die in seinem finsteren Gesicht funkelten. Sein eisgraues Haar war bis auf wenige Millimeter über der Kopfhaut geschoren, und er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher