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In stillen Nächten

In stillen Nächten

Titel: In stillen Nächten
Autoren: Till Lindemann
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Hund
    Irgendwer hat dem Hund die Beine abgerissen
weil der aufs Klavier gepißt
in seiner Not verschenkt der Köter seine Kette
schenkt sie Gott
dieser belohnt so viel Großzügigkeit
läßt die Hundebeine wieder nachwachsen
da springt das Vieh aufs Piano und kackt
auf die Tasten
der Herrgott ist enttäuscht
kann doch nicht strafen
die Kette hält ihn im Guten

Angst
    Die Sonnenblume ist verdurstet
am Fenster stirbt sie da im Stehen
sie weint ihr letztes Gelb ins Zimmer
es ist gar traurig anzusehen
    Angstvoll wende ich mich ab
    Alt vertrocknet und vergessen
wird mir das gleiche Leid geschehen
so schnell vorbei die ganze Pracht
war gestern noch so wunderschön

So schön
    Leg dein Gesicht
auf ein Blatt Papier
ist schon ein Gedicht
und wird leben

Ferien
    Tränen sieht man nicht im Wasser
schmeckt man nicht wenn man ertrinkt
mischen sich mit anderen Tränen
wenn man zum Grund des Meeres sinkt

Nein
    Mein braves Herz
es singt nicht mehr
es ist nicht daß ich traurig wär
ist nur von scharfer Silb gestochen
im Busen scheint es still und leer
ist liebeskrank und angebrochen
und will mir nicht mehr artig klopfen
es ist nicht daß ich traurig wär
nur am Herzen ist mir schwer
ist nicht daß ich Kummer hätte
die Tränen die vom Augeck tropfen
ruft nur der Rauch
    gib mir noch eine Zigarette

Silvester
    Manchmal kommt mir in den Sinn
weil ich doch so viel jünger bin
gieße ich damit sie halten
etwas Blei in deine Falten

Er und Sie
    Er: Warum schlägst du mich
Sie: Weiß nicht
Er: Ist gut
Er: Warum schlägst du mich
Sie: Hab Langeweile
Er: So dann
Er: Warum schlägst du mich
Sie: Bin einsam
Er geht und kauft einen Hund
Hund: Warum schlägst du mich
    Sie: Wer hat uns das wunderschöne Haus gebaut
Er: Ein Architekt züchtet Hunde
Hund bellt
Er: Paß schön auf
Hund: Worauf denn? Ist doch gar nichts
    Sie: Ich bekomme ein Kind
Er: Du mußt pressen
Sie preßt
Er: Das tut weh
Hund: Lacht
    Er: Ist aber häßlich
Sie: Es sagt nichts
Sie schlägt das Kind
Kind: Ich sag nichts
Hund beißt das Kind
Kind: Dann leb ich doch
Sie: Hilf mir anlegen
Er: Hast du dich gewaschen
Hund: Laß mich auch mal an die Titten
    Sie: Wer hat das schöne Haus gebaut
Haus schüttelt sich und wirft alle Ziegel vom Dach
Er: Ich sterbe
Sie: Ich sterbe auch
Hund nimmt Kind auf den Rücken
Kind: Immer geradeaus

Das kenn ich
    Ich kenne die Sonne
Die Sonne kennt mich nicht
Wird heiß wenn sie scheint
Verbrennt mein Gesicht
Das kenn ich
    Ich kenne das Häschen
Das Häschen weiß nicht
Den Kopf kriegt der Hund
Den Rest auf den Tisch
Das kenn ich
    Ich kenne den Vater
Der Vater kennt mich auch
Er körpert die Mutter
Schlägt auf Rücken und Bauch
Das kenn ich

Warum
    Wenn die Fischlein aus dem Fluß
sich abends um das Mondlicht scharen
zieht es mich zum Wasser hin
dann kann ich unser Ringlein sehen
    Ich riß ihn tief aus meiner Brust
von Blut und Silber war sein Reif
ein Kindlein hielt den Finger hin
und du warst der Diamant
    Sie gab mir einen letzten Kuß
das Kind werd ich nie wiedersehen
Sie warf den Ring in den Fluß
ließ mich auf der Brücke stehen
    Wenn die Fischlein aus dem Fluß
sich nachts um unser Ringlein scharen
lege ich den runden Mond
auf das Loch in meiner Brust

Kein Herz
    Ich fand dich unter rotem Licht
Kalte Finger im Genick
Du hast kein Herz
Liebe auf den ersten Blick
    Ich nahm dich mit zu mir
Heilte deine Wunden
Nach deinem Herz gesucht
Ich hab es nicht gefunden
    Unter deine Brust gerochen
Und suchte viele Stunden
Bin ganz in dich hineingekrochen
Ich hab kein Herz gefunden
    Bist du ohne Herz geboren
Hast du es im Tau verloren
Ist es dir von Lieb gebrochen
Hat man es dir gar erstochen
Oder einfach so verschwunden
Ich hab es nicht gefunden
Du hast kein Herz

Das Messer
    Das Messer hat ein Herz beschmiert
Alle waren dabei
Auch ich hab zugesehen
Hat alle Schmerzen zugedeckt
Mit Butter und gerührtem Ei

Wir Zwei
    Wir zwei
Ausgewogen ausgeglichen
Du bist mir ins Herz geschlichen
Wir zwei
    Ich bin ich
Und das bist du
Das Schicksal schaut uns schweigend zu
Ich bin gut so
So gut zu dir
Und wenn ich rede
Hörst du zu
Komm her
komm her zu mir
Wir zwei
Ausgeglichen ausgewogen
Du bist mir ins Herz geflogen
Wir zwei
Du hast mich noch nie belogen
    Ich geb dir Stroh
Ich geb dir Heu
Ich liebe dich
Ich bin dir treu
Auf der Wiese und im Stall
Man sucht uns überall
    Doch sie werden uns nicht finden
Flügel auf den Rücken binden
Wir werden in den Himmel gehen
Auf einer Schäfchenwolke stehen

Bleib
    Still liegt in meinem Arm
was ich nicht lassen kann
ein Hort für
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