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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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da?“ fragte der Milchmann lauernd. „Freust du dich etwa darüber?“
    „Nein, nein“, versicherte Markus schnell, „ich meine nur, wenn er so groß ist, kann ihn die Polizei leichter finden. Sie werden ihn doch sicherlich genau beschreiben können?“
    „Darauf kannst du dich verlassen! Guck dir mal an, wie er in meinem Laden gehaust hat! Keine Flasche ist mehr heil. Auch die Bonbongläser sind nur noch ein kläglicher Scherbenhaufen. Der Kerl muß betrunken oder wahnsinnig gewesen sein. Na, der wird sich wundern, wenn meine Versicherung ihm die Rechnung präsentiert. Der Spaß kommt ihm teuer zu stehen.“
    „Wieso?“ fragte Markus. „Wenn Ihre Versicherung den Schaden bezahlt, ist doch alles in Ordnung!“
    „Denkste, mein Junge“, erklärte der Milchmann. „Für mich ist der Fall dann zwar erledigt, aber die Versicherungsgesellschaft ist natürlich darauf bedacht, daß der Täter jeden Pfennig zurückbezahlt, den sie ausgelegt hat.“
    „Au Backe“, sagte Markus, „die große Schaufensterscheibe ist doch bestimmt nicht billig.“
    „Das kannst du ruhig laut sagen“, bestätigte der Milchmann. „Unter fünfhundert Mark ist da nichts zu machen. Sieh mal, wie dick das Glas ist!“
    Er hielt dem Jungen eine Scherbe hin. Der nahm sie prüfend in die Hand.
    „Übrigens“, fuhr der Mann grinsend fort, „lege ich den Einbrecher auch ganz schön herein. Die Scheibe habe ich nämlich selbst zerschlagen. Sie hatte schon lange einen großen Riß, weißt du, querdurch, und hätte jeden Tag ganz zerbrechen können. Und sie war nicht versichert, das wäre mir zu teuer geworden. Jetzt kriege ich eine neue Scheibe, und der Einbrecher muß sie bezahlen. Eine feine Sache, was?“ Aber das fand Markus gar nicht. Er fürchtete nämlich, es könnte sich bald herausstellen, daß nicht ein Kerl wie ein Bär, sondern ein winziges Kerlchen, sein Affe nämlich, den Scherbensalat angerichtet hatte. Und den müßte dann er oder, genauer gesagt, sein Vater bezahlen.
    „Hören Sie mal“, rief er darum, „das ist aber Betrug! Das dürfen Sie nicht tun!“
    Der Milchmann trat drohend einen Schritt auf ihn zu. „Mein lieber Junge“, sagte er böse, „nun mach aber, daß du hier verschwindest! Sonst könnte ich vergessen, daß ich ein Kinderfreund bin. Und merke dir, einen Verbrecher kann man gar nicht betrügen. Alles, was man dem antut, ist richtig und in Ordnung.“
    „Und es ist doch Betrug!“ rief Markus. „Ein böser und gemeiner Betrug ist das!“
    Jetzt geriet der Milchmann in Wut.
    „Wenn du nicht auf der Stelle verschwindest, kriegst du was mit dem Besen!“ schrie er. „Was machst du hier überhaupt mitten in der Nacht? Rotznasen wie du müssen um acht im Bett sein.“
    Markus brachte sich mit ein paar Sätzen in Sicherheit. „Das könnte Ihnen so passen“, rief er zurück. „Damit Sie um so besser betrügen können, was?“

    Das war dem Milchmann zuviel. Er nahm den Besen auf und rannte hinter dem Jungen her. Aber der war schneller und ließ sich nicht einfangen. Im Laufen drehte er sich mehrmals um und rief: „Betrüger! Betrüger!“
    Als der Milchmann merkte, daß er den frechen Jungen nicht einholen konnte, ließ er von ihm ab und ging schnaufend zu seinem zerstörten Geschäft zurück.
    „Das ist die Jugend von heute“, schimpfte er, „unverschämt und ausfallend! Ich hätte ihm das mit der Scheibe gar nicht erzählen sollen. Der Strolch kriegt es fertig und zeigt mich an. Aber dann nehm’ ich es einfach auf meinen Eid, daß er lügt. Wir wollen doch mal sehen, wem das Gericht mehr glaubt, einem ehrlichen Geschäftsmann oder so einem hergelaufenen Bengel, der im Schlafanzug nächtliche Spaziergänge macht und Leute aushorcht.“
    Wütend nahm er die Schaufel und warf den Rest der Scherben in den Karren.
     
     
     

     
    Sebastian Fliegenschmidt war noch im Hause Brunnenstraße 13. Er hatte gerade ein Büschel Haare gefunden und auf einen Teller gelegt. Nun untersuchte er es mit der Lupe. „Interessant, interessant“, murmelte er, „kurzes braunes Haar mit weißer Wurzel. Wenn ich Wladimir das füttere, weiß er sofort, was er davon zu halten hat.“ Und zu Tante Steffi gewandt, die ängstlich neben ihm stand und sein Tun beobachtete: „Nun machen Sie mir auch noch ein paar Angaben, liebe Frau. Sagen Sie mir bitte, was für ein Gesicht der Mensch hatte. War es rund oder eckig, lang oder kurz?“ Tante Steffi zuckte die Schultern.
    „Ich weiß nicht“, antwortete sie. „Es ging alles
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