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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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Leberblümchen am Grabenrand“, erzählte Tante Steffi, „das wollte er noch abpflücken.“
    Markus gähnte noch einmal und wälzte sich auf die Seite.
     
     
     

     
    Um die Zeit, als Markus unmerklich vom Schlaf eingefangen wurde, saß Sebastian Fliegenschmidt in seiner Zweizimmerwohnung vor dem Fernseher und grollte. Er war wütend, sehr wütend! Auf Verschiedenes war er wütend, am meisten aber auf Schinkenbüttel. Dieses elende Nest brachte ihn zur Weißglut. Nicht die Häuser und Straßen, nein, mit denen konnte er sich abfinden: die Menschen fand er so unausstehlich. Die Menschen, die jetzt in Filzpantoffeln vor dem Fernseher saßen, bei einem dummen Krimi das Gruseln lernten und so friedlich lebten, daß nichts in der Stadt geschah, überhaupt nichts. Kein Diebstahl, kein Einbruch, kein Mord“. In Schinkenbüttel war einfach nichts los! Das mußte jeden Detektiv auf die Palme bringen.
    Sebastian Fliegenschmidt lebte von der Bosheit der Menschen. Und je gemeiner und böser sie waren, desto besser lebte er. Da wo die Leute friedlich ihrem Tagewerk nachgingen, sich nicht erpreßten, betrogen und bestahlen, konnte ein Detektiv nichts verdienen. Dabei hatte er gerade jetzt ein paar Mark dringend nötig, denn sein ganzes Geld war bei der Erfindung seines Kriminalcomputers draufgegangen. Dieser geniale Roboter, der nicht größer war als eine Aktentasche, aber klüger als die dicksten Spürnasen von Scotland Yard und Chicago zusammen, stand auf der Couch neben ihm und machte ein beleidigtes Gesicht. Jedenfalls schien es Sebastian Fliegenschmidt so. Was sollte ein Kriminalgenie denn sonst für ein Gesicht machen, wenn es einen Krimi im Fernsehen sah und selber nicht zum Einsatz kam! Sebastian war überzeugt, daß Wladimir, so nannte er den Roboter liebevoll, den Fall da auf der Mattscheibe in zehn Minuten gelöst hätte, vielleicht sogar schon in fünf. Er seufzte und goß sich noch einen Kirschlikör ein. Wenn er nicht bald Arbeit bekäme, müßte er verhungern, und wenn der Roboter nicht endlich ein paar Nüsse zu knacken kriegte, würde das Öl in seinem Getriebe sich erhärten, und dann würde er nur noch so langsam denken wie ein Polizeihauptkommissar mit fünfundneunzig Jahren. Mitleidig wischte er Wladimir mit seinem Taschentuch über die metallene Stirn.
    „Einen Fall müßte ich wenigstens haben“, träumte er laut, „einen richtigen Fall, damit die ganze Welt erfährt, was in mir steckt! Dann würde ich Aufträge bekommen, entschuldige, Wladimir, dann würden wir Aufträge bekommen, daß wir uns gar nicht mehr retten könnten vor Arbeit. Die Zeitungen würden seitenlang über uns berichten, Fernsehreporter würden Interviews mit uns machen, und die Verbrecher beider Erdhälften würden eine Gänsehaut kriegen, wenn sie den Namen Sebastian Fliegenschmidt nur flüstern hörten. Vor der Kraft deines Gehirns aber, Wladimir, würden sich die raffiniertesten Ganoven so dumm Vorkommen wie Kühe.“
    Mißmutig schaltete er den Fernseher aus und goß sich noch einen Likör ein.
    „Aber wie sollen wir hier in Schinkenbüttel zu einem Fall kommen?“ träumte er weiter. „Hier sind alle so brav wie die Lämmer. Nicht mal die Äpfel aus den Nachbargärten werden gestohlen. Wenn das so weitergeht, muß ich mich nach einem anderen Beruf umsehen.“
    Er nahm das Buch aus dem Regal, in dem er täglich zwei Stunden studierte und das den Titel trug Tausend Winke für einen Kriminalisten. Seufzend schlug er Seite 918 auf und vertiefte sich in den Wink 653: „Was unternehme ich, wenn mich ein Gesetzesbrecher vom Dach eines Wolkenkratzers stößt und unten sein Komplice schon mit einer Maschinenpistole auf mich wartet?“
    In Schinkenbüttel wurde es vollends Nacht.
     
     
     

     
    Tante Steffi hatte inzwischen die Geschichte weitererzählt. Teddys Schuh lag bereits im Wasser und Markus im ersten Traum. Gerade wollte sie aufstehen und in das Gästezimmer hinübergehen, wo ihr Bett stand, da hörte sie, daß irgendwo im Hause eine Vase oder ähnliches umfiel und zerbrach. Erschrocken fuhr sie in die Höhe.
    „Markus!“ rief sie. „Markus! Da ist ein Einbrecher!“
    „Prima, jetzt wird’s spannend“, antwortete der Junge verschlafen, „erzähl weiter!“
    „Unsinn!“ flüsterte Tante Steffi. „Ich erzähle doch nicht! Unten im Haus tappt jemand herum. Hör doch mal!“ Markus gähnte und richtete sich im Bett auf.
    „Vielleicht hängt Teddy gerade seinen nassen Schuh an die Wäscheleine“, sagte er und
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