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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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Garten von Frau Weller eingefangen.“
    „Was?“ rief Markus erstaunt. „Du hast meinen Filip gefangen? Ich denke, du magst keine Tiere?“
    „Im allgemeinen mag ich sie auch nicht“, gab Tante Steffi zu. „Aber so ein süßes Kerlchen muß man doch gernhaben.“
    „Zeigen Sie mal her!“ forderte der verblüffte Detektiv. „Sollte der Bengel tatsächlich...?“
    „Moment!“ unterbrach Markus sein lautes Denken. „Ich muß erst das Brett annageln. Halt ihn noch fest, Tante Steffi. Ein drittes Mal soll er mir nicht entwischen.“
    Mit vier Nägeln und einem leichten Hammer behob er den Schaden an der Rückwand des Stalles.
    „So“, sagte er dann, „nun laß Filip hinein. Aber paß auf, daß er dir nicht im letzten Moment davonsaust!“
    „Keine Bange“, entgegnete Tante Steffi lächelnd, „er ist ganz zahm und friedlich. Zwei Möhren hat er mir schon aus der Hand gefressen.“
    Sie trat an den Stall und ließ den Inhalt ihrer Schürze vorsichtig hineingleiten: Es war ein reizender kleiner Hase. Was half es Markus, daß er Sebastian Fliegenschmidt auf die Straße nachlief und mit Tränen in den Augen beteuerte, daß seine Tante nichts von dem Affen gewußt und darum irgendeinen dummen Stallhasen eingefangen habe. Der Detektiv schüttelte ihn ab und hörte ihm nicht mehr zu. Mutlos blieb der Junge zurück und setzte sich neben Kirsten auf den Fahrradständer vor dem Kaufhaus.
    „Nun kann ich nichts mehr tun“, flüsterte er verzweifelt. „Hoffentlich richtet Filip keinen Schaden mehr an, sonst bringt er unserer ganzen Familie den Bankrott.“
    Kirsten legte ihren Arm am seine Schulter.
    „Komm, wir suchen ihn!“ sagte sie. „Weit kann er doch noch gar nicht sein.“
    Markus warf ihr einen dankbaren Blick zu.
    Gerade wollten die Kinder aufstehen, da sahen sie, wie auf der anderen Straßenseite, im Hause des Gemüsehändlers, ein Fenster aufgerissen wurde, und hörten Frau Winter laut um Hilfe rufen.
    „Einbrecher“, brüllte sie, „Mörder, Banditen! Hilfe, Hilfe!!“
    „Es geht schon los!“ sagte Markus bebend. „Meine armen Eltern!“
     
     
     

     
    Am Tage darauf stand eine genaue Beschreibung des Täters im „Schinkenbütteler Tageblatt“.
    „Der Einbrecher“, so konnte man dort schwarz auf weiß lesen, „gehört zweifellos zu den gefährlichsten, die je ihr Unwesen in Schinkenbüttel trieben. Er ist riesenstark, kann mit einer Hand schwere Eisentische heben und verübt seine dreisten Überfälle selbst am hellichten Tag. Nach Aussage von Frau Winter, der armen Gemüsefrau, die mit einem Schock im Bett liegt, ist er mindestens zwei Meter fünfzig groß, trägt ein gestreiftes Hemd zu einer blauen Tuchhose, die an den Seiten rote Streifen hat, und ist mit einem langen Messer bewaffnet. Herr Sebastian Fliegenschmidt, über dessen Leben und Wirken die Leser unseres Blattes in der letzten Ausgabe so viel erfahren haben, ist sicher, daß es sich bei dem Verbrecher um einen entflohenen Zuchthäusler handeln muß. Er fordert alle Schinkenbütteler noch einmal nachdrücklich auf, möglichst nicht aus dem Hause zu gehen, sämtliche Türen verschlossen zu halten und jede kleinste Beobachtung sofort telefonisch an ihn weiterzugeben. Kopf hoch, Bürger dieser schwergeprüften Stadt! Dem Scharfsinn dieses klugen Detektivs wird es bestimmt in Kürze gelingen, den Verbrecher in Ketten zu legen.“ Darunter prangte ein Foto von dem Gemüseladen, in dem es aussah wie nach einem Erdbeben.
    Die nächste Seite brachte ein endloses Interview mit Herrn Winter und drei etwas kürzere mit den Nachbarn zur linken, zur rechten und von gegenüber.
    Markus stand hinter dem Fenster und blickte die Brunnenstraße entlang, in der kein Mensch zu sehen war. Alle hockten hinter verschlossenen Türen und fürchteten sich. Nur der Briefträger ging langsam von Haus zu Haus und lieferte seine Post ab. Aber auch er machte einen verängstigten Eindruck, obwohl ihn ein riesiger Schäferhund begleitete. Auch für Markus ließ er einen Brief in den Kasten fallen. Tante Steffi holte ihn herein und brachte ihn dem Jungen. „Von deinen Eltern“, sagte sie, „lies doch mal vor.“ Markus nahm den Brief, entfaltete ihn und begann stockend zu lesen:
     
    „Mein lieber Junge,
    wir sind wohlbehalten und ohne Zwischenfälle in Riccione angekommen und in einem hübschen Hotelzimmer untergebracht. Der Himmel ist den ganzen Tag so blau wie dein Rollkragenpulli, und die Sonne lacht immerzu von einem Ohr zum andern. Bei uns daheim
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