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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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setzte die Schirmmütze auf und sauste die Treppe hinunter. Auf der Straße zweifelte er für den Bruchteil einer Sekunde, ob er dem Verbrecher nachlaufen oder erst zur Spurensicherung an den Ort der grausigen Tat eilen sollte. Er blätterte im Geiste die Tausend Winke für einen Kriminalisten durch und fand auf Seite 333 den Hinweis: „Der Kriminalist beginnt seine Arbeit mit der Spurensicherung. Hier entscheiden Schnelligkeit und entschlossenes Handeln oft über den Erfolg seiner Arbeit, weil die wichtigsten Spuren meist von Schaulustigen verwischt werden, bevor er am Tatort eingetroffen ist.“
    „Na klar!“ murmelte Sebastian. „Die Spuren führen mich todsicher zum Täter. Mag er jetzt auch einen kleinen Vorsprung gewinnen: er entkommt mir nicht.“
    Und schon jagte er in langen Sprüngen zum Birkenviertel hinüber. Am Denkmal fiel er auf die Nase, weil ihm ein dunkelhaariges Tier vor die Füße gelaufen war.
    „Hau ab, du dusseliger Köter!“ rief er wütend hinter ihm her. „Sonst brenne ich dir eine Kugel aufs Fell!“
    In der Brunnenstraße stieß er vor dem Hause Nummer 13 auf eine erregte Gruppe von Leuten in Nachthemden und Morgenröcken. Alle redeten heftig durcheinander.

    „Ruhe, bitte!“ rief er laut und drängte die Außenstehenden zur Seite. „Nur keine Aufregung! Zeigen Sie mir bitte die Leiche, alles andere wird sich finden.“
    Tante Steffi, die inmitten der dürftig bekleideten Nachbarn stand und immer wieder erzählte, wie es im Wohnzimmer geklirrt und gepoltert hätte und wie der Einbrecher dann durch das große Blumenfenster entkommen sei, trat auf ihn zu und fragte erschrocken: „Um Gottes willen, was für eine Leiche?“
    „Die ermordete natürlich“, entgegnete Sebastian ungehalten.
    „Eine Leiche ist hier aber nirgends“, stotterte Tante Steffi. „Um so schlimmer“, stellte der Detektiv sachlich fest. „Dann hat er sie also im Garten vergraben oder mit einem Stein um den Hals im Fluß versenkt.“
    „In welchem Fluß?“ fragte der dicke Schlachter Plempo in seinem langen Nachthemd. „Durch Schinkenbüttel fließt doch gar keiner.“
    „Hab’ ich das etwa behauptet?“ wies Sebastian Fliegenschmidt ihn zurecht. „Aber in Lüttjenbüttel fließt die Sause. Darin kann man mehr als nur eine Leiche versenken. Führen Sie mich jetzt endlich an den Ort des Grauens, ich muß Fingerabdrücke und andere Spuren sichern! Wer von Ihnen etwas gesehen hat, bleibt noch hier, damit ich ihn vernehmen kann. Alle anderen gehen schnellstens in ihre Wohnungen und schließen sich ein. Es zieht den Verbrecher immer wieder an die Stätte seiner Tat zurück. Vielleicht taucht er gleich noch einmal hier auf, dann könnte es gefährlich für Sie werden.“
    „Ich laß mich nicht vernehmen“, sagte Schlachter Plempo. „Ich halte mich ‘raus aus der Sache. Man hat zu oft gehört, daß Zeugen mundtot gemacht wurden. Nee, nee, mit mir können Sie nicht rechnen.“ Und er raffte sein Nachthemd zusammen und lief in die Schlachterei hinüber.
    Der Steuerbevollmächtigte Pannemann und Fräulein Freiwald, die pensionierte Lehrerin, folgten seinem Beispiel.
    Ewald Klennewitz aber, der Schuhmacher, war bereit, Zeugnis abzulegen von dem, was er gesehen hatte.
    „Es ist die selbstverständliche Pflicht eines jeden Bürgers“, erklärte er, „der Polizei zu helfen. Wer das tut, hilft auch sich selbst. Also, was wollen Sie wissen?“
    „Wie der Kerl aussah, natürlich“, sagte Sebastian. „Kleidung, Größe, Haar- und Augenfarbe, unveränderliche Kennzeichen und so weiter.“
    Der Schuhmacher kniff die Augen zusammen und rieb nachdenklich seine Nase.
    „Hm“, machte er, „also, ob er graue oder braune Augen hatte, kann ich nicht genau sagen, schließlich war es ja dunkel, als er aus dem Fenster sprang, aber über seine Größe kann ich Auskunft geben. Der Kerl war ein Riese. Ich habe nie zuvor in meinem Leben einen so großen Mann gesehen.“
    „Unsinn!“ rief Frau Semken, die Friseuse, dazwischen. „Der Mann war winzig wie ein Zwerg. Wenn es überhaupt ein Mann und nicht eine Frau war! Er war nicht mal so groß wie der Zaun da.“
    „Da täuschen Sie sich aber!“ unterbrach sie Ludwig Specketer, der Berufsfußballspieler mit der schönsten Glatze von ganz Schinkenbüttel. „Der Bursche sprang nämlich in vollem Lauf über die Gartenpforte; das wäre ihm wohl nicht gelungen, wenn er so klein gewesen wäre, wie Sie sagen.“
    „Ihre Aussagen beweisen“, ergriff der Detektiv wieder das
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