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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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gähnte noch einmal.
    In diesem Augenblick krachte es wieder. Diesmal hörte es sich an, als ob eine Stehlampe umfiel. Tante Steffi begann zu zittern.
    „Wir müssen sofort die Polizei anrufen“, sagte sie mit bebender Stimme, „sonst werden wir alle beide umgebracht. Wo ist euer Telefon?“
    „Unten im Wohnzimmer“, antwortete Markus, „gleich hinter der Tür.“
    „Hier oben ist keins?“
    „Nein.“
    Tante Steffi schluckte.
    „Dann sind wir verloren. Der Einbrecher ist bereits im Wohnzimmer. Vielleicht kommt er gleich die Treppe herauf.“
    Rums! da fiel wieder etwas um. Es polterte dumpf. Kurz darauf vernahmen die Lauschenden das helle Klirren von Glas, einmal, zweimal, dreimal, achtmal!
    „Jetzt hat er die Lampenschalen des Kronleuchters abgepflückt“, sagte Markus ohne eine Spur von Angst. „Das hätte er aber ein bißchen vorsichtiger machen müssen, mit den Scherben kann er doch gar nichts anfangen.“
    „O Markus, laß das Scherzen“, lispelte Tante Steffi, „der Mensch ist bestimmt sehr gefährlich!“
    Als Markus das Wort Mensch hörte, kam ihm ein schlimmer Verdacht. Ein Mensch, der in ein Haus einbricht, macht keinen Lärm, dachte er. Einbrecher schleichen auf Turnschuhen unhörbar durch die Räume. Auf keinen Fall reißen sie Lampenschalen von Kronleuchtern und zerdeppern sie auf dem Fußboden! Sollte der unheimliche Krachmacher da unten gar kein Einbrecher sein, sondern ein Ausbrecher? Ein Ausbrecher mit vier Beinen, dem es in seinem Kaninchenstall zu langweilig geworden war? Das wäre ja furchtbar! Ja es wäre fast noch schlimmer, als wenn ein richtiger Einbrecher ihnen einen Besuch gemacht hätte. Gegen Einbruch waren sie nämlich versichert, aber gegen die Schäden, die ein hauseigener Affe anrichtete, nicht. Markus’ Vater hatte immer noch keine Zeit gefunden, eine Haftpflichtversicherung für Filip abzuschließen. Wenn jetzt das Wohnzimmer verwüstet war, mußten sie alles selber bezahlen.
    Erneutes Klirren und Scheppern! Das konnten nur die Figuren auf dem Bücherschrank sein. Markus sprang aus dem Bett.
    „Ich werde den Einbrecher verjagen!“ rief er. „Bleib du hier, Tante Steffi, und gib mir Rückendeckung!“
    Und schon sauste er aus der Tür.
    „Junge“, schrie Tante Steffi entsetzt, „bleib hier!“
    Aber Markus hatte schon den Treppenabsatz erreicht und stürzte ins Wohnzimmer. Da riß die arme Tante in ihrer Angst das Fenster auf und schrie gellend um Hilfe. Schaurig klang ihr Ruf über den schlafenden Ort.
    „Hilfe, Hilfe! Diebe, Einbrecher, Mörder!!“
    Wie Gewehrschüsse peitschten die Worte an die Giebelwand des gegenüberliegenden Hauses, wurden zurückgeworfen, teilten sich, jagten von Haus zu Haus, ließen Scheiben klirren und stießen in die Träume der Schlummernden. Einige Schinkenbütteler wurden wach, lauschten erschreckt, zogen dann die Decke über den Kopf und entschlossen sich, die Schreie für eingebildet, einem wirren Traum entsprungen, zu halten.
    Ein Mann aber erkannte sofort die harte Wirklichkeit, und das war Sebastian Fliegenschmidt. Sein Herz klopfte vor Freude, als er ans Fenster schoß, es Öffnete und den Kopf hinausstreckte, um die Richtung auszumachen, aus der die Schreie in seine Ohren drangen.
    „Ein Fall!“ jubelte er. „Endlich ein Fall! Hörst du, Wladimir? Wir haben einen Fall! In Schinkenbüttel geschieht ein Verbrechen. Ein Mord wahrscheinlich. Ach, ist das herrlich!“ Er unterbrach sich und lauschte. „Die Hilferufe kommen aus dem Birkenviertel, schätze ich. Los, Wladimir, die Stunde der Bewährung ist da! Wir werden gebraucht! Bis zur Verhaftung des Mörders ist Sebastian Fliegenschmidt der wichtigste Mann in Schinkenbüttel.“
    Gerade wollte er das Fenster wieder schließen, da sah er eine weiße Gestalt an seinem Haus vorüberhuschen. Er hielt den Atem an und sah ihr nach.
    „Ha“, rief er, als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, „klarer Fall, Mörder hat Bettlaken übergeworfen und tarnt sich als Gespenst. Aber da ist ein Fehler in der Rechnung! Gespensterstunde ist zwischen Mitternacht und ein Uhr. Vorher und nachher sind Gespenster keine richtigen Gespenster, sondern nur Menschen mit Bettlaken oder Nachthemden. Jetzt ist es zweiundzwanzig Uhr siebenunddreißig. Also, Wladimir, ist die weiße Gestalt da unten der Mörder. Kannst du meiner kühnen Kombination folgen? Komm, alter Junge, schalten wir das Privatleben aus und heften wir uns dem Mörder an die Fersen!“
    Er klemmte den Roboter unter den Arm,
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