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In Schinkenbüttel ist der Affe los!

In Schinkenbüttel ist der Affe los!

Titel: In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Autoren: Werner Schrader
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Wort, „daß wir es hier mit einem ganz ausgekochten und geschickten Halunken zu tun haben, der schon bei der Ausübung seiner Tat die Zeugen täuscht, indem er seine Größe beliebig verändert. Als Riese dringt er in eine Wohnung ein, und als Zwerg verläßt er sie. Fühlt er sich auf der Flucht beobachtet, so wechselt er seine Gestalt beliebig oft.“
    „Wie ist das möglich?“ fragte der Schuhmacher verblüfft. Sebastian lächelte überlegen.
    „Ein ganz fauler Trick, mein Lieber. Er braucht dazu nichts weiter als eine Wolldecke, ein Bettlaken und ein bißchen schwarze Magie. Aber lassen wir das jetzt. Hat einer von Ihnen vielleicht das Tatwerkzeug gesehen? Wurde die Leiche erschossen oder erstochen? Das zu wissen könnte bei der Aufklärung dienlich sein.“
    „Meinen Sie mit der Leiche etwa meinen Neffen Markus?“ fragte Tante Steffi bibbernd.
    „Das wird sich herausstellen“, sagte Sebastian. „Wieso? Vermissen Sie ihn denn?“
    „Ja, er ist ihm nachgerannt, als die Lampe umfiel.“
    „Aha“, sagte der Detektiv zufrieden, „da hätten wir also schon mal das Opfer.“
    „O Gott, o Gott!“ schrie Tante Steffi. „Glauben Sie, daß der Unhold ihm was getan hat?“
    „Daran gibt es gar keinen Zweifel, liebe Frau, aber darum geht es jetzt nicht, unsere Hilfe kommt sowieso zu spät. Wir haben einzig die Pflicht, den Mörder zu stellen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Zeigen Sie mir das Haus. Die Aufklärung des sensationellsten Verbrechens, das je in Schinkenbüttel verübt wurde, beginnt.“
     
     
     

     
    Während der Detektiv nun am Tatort Spuren sicherte, von den Scherben des Kronleuchters, der Vase und der Stehlampe Fingerabdrücke nahm und den Teppich im Wohnzimmer mit der Lupe höchst sorgfältig nach Blutflecken absuchte, lief Markus in Schlafanzug und Hausschuhen durch die Straßen Schinkenbüttels und suchte verzweifelt seinen Affen.
    „Filip“, rief er, „Filip, wo steckst du? Komm doch, mein Äffchen! Komm doch zu Markus!“
    Aber Filip hatte noch keine Lust, wieder in den feuchten Keller und in die enge Kiste zurückzukehren. Er genoß die Freiheit und stromerte vergnügt durch die Stadt. Was hatte er in der einen Stunde, nachdem er aus dem Gefängnis entflohen war, nicht schon alles erlebt! Im Keller hatte er die durchsichtigen Häute über sämtlichen Marmeladengläsern zerrissen und alle Marmeladen probiert. Darauf hatte er von einer Flasche den Stöpsel entfernt und von dem Inhalt genascht. Das war etwas ganz Verrücktes gewesen, halb süß und halb bitter, und hinterher war ihm so merkwürdig leicht geworden, und er hatte auf einmal Lust gehabt, alle Gläser auf den Steinfußboden zu werfen, weil das so herrlich klirrte. Und dann war er nach oben gelaufen und hatte auf dem Kronleuchter geschaukelt, bis eine von den Lampenschalen heruntergefallen war. Das hatte ihm so viel Freude gemacht, daß er die anderen unbedingt auch an die Wand hatte donnern müssen. Dann war er gegen die Stehlampe gesprungen, hatte sie umgestoßen und die große Vase von der Anrichte gerissen. Als er mitten im schönsten Gepolter Schritte auf der Treppe gehört hatte, war er geistesgegenwärtig genug gewesen, einen Blumentopf durch das große Fenster zu werfen und durch das Loch hinauszuklettern. Weil er immer noch Lust auf Scherbengeklirr gehabt hatte, war er dann beim Milchmann eingedrungen und hatte dort mit einem großen runden Käse nach den Milchflaschen gekegelt. Bevor der Milchmann erschienen war, hatte er sich mit einigen Tafeln Schokolade aus dem Staub gemacht.
    Und jetzt wollte er mal sehen, ob er in der Gaststätte Zum Goldenen Bären nicht noch irgend etwas Zerbrechliches fand.
    Markus war inzwischen bei dem Milchgeschäft angekommen. Er traf den Mann damit beschäftigt, die Scherben der großen Schaufensterscheibe zusammenzufegen.
    „Was ist denn bei Ihnen passiert?“ fragte er und blieb stehen.
    „Stellst du immer so dumme Fragen?“ knurrte der Milchmann ungehalten. „Hier wurde eingebrochen, das kann man doch wohl sehen.“
    „Oh“, sagte Markus unschuldsvoll, „wie schrecklich! Haben Sie den Einbrecher überrascht?“
    „Natürlich!“
    Markus schluckte.
    „Haben Sie erkannt, wer es war?“
    „Nicht genau, aber ich habe einen gewissen Verdacht.“
    „So?“ fragte Markus. „Wie sah der Mann denn aus?“
    „Wieder so eine dumme Frage! Wie sie alle aussehen! Groß wie ein Bär und häßlich wie die Nacht.“
    „Gott sei Dank!“ entfuhr es Markus.
    „Was sagst du
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