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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht
Autoren: Sandra Brown
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Kincaid. » Ich muss nämlich in die Praxis zurück.«
    Mr Rainwater sagte: » Es ist nicht nötig, dass du bleibst, Murdy.«
    Doktor Kincaids Vorname war Murdock, aber Ella hatte noch nie gehört, dass jemand ihn » Murdy« nannte, nicht einmal Personen, die ihm nahestanden.
    » Nein, nein, ich will dir behilflich sein, so gut ich kann.« Der Arzt wandte sich fragend an Ella. » Mrs Barron?«
    Sie blickte auf Solly, der mit seiner Zuckerstange schon halb fertig war. Margaret, die ihr Zögern spürte, sagte: » Gehen Sie ruhig mit den Herren nach oben. Ich werde den Jungen hüten wie meinen Augapfel. Ich schwöre, ich werde ihn keine Sekunde aus den Augen lassen.«
    Widerwillig führte Ella die beiden Männer aus der Küche zur Treppe und nach oben bis zum Ende des Flurs. Sie öffnete eine Tür und sagte: » Das Zimmer hat eine hübsche Südlage. Es weht immer eine warme Brise.«
    Die dünnen Gardinen kräuselten sich im Wind. Die gelbe Tapete hatte ein Zentifolienmuster, und das Bett mit dem Metallgestell wirkte zu kurz für Mr Rainwater. Obwohl er sehr schmal war, kam ihr das Zimmer kleiner vor, wenn er darin stand, viel kleiner, als Mrs Morton es noch bewohnt hatte.
    Aber entweder schien er die feminine Einrichtung, die beschränkten Maße von Bett und Raum und den schmalen Schrank nicht zu bemerken, oder es war ihm gleichgültig. Er warf einen Blick aus dem Fenster und nickte, dann wandte er sich zu Ella und dem Doktor um. » Das genügt mir.«
    » Sie werden sich das Bad mit Mr Hastings teilen müssen.«
    » Chester Hastings«, erklärte Doktor Kincaid. » Ein außerordentlich netter Mann. Er ist nur selten in der Stadt. Er ist Handelsvertreter für Kurzwaren und reist durch das ganze Land.«
    » Ich habe kein Problem damit, das Bad zu teilen«, sagte Mr Rainwater.
    Auf dem Weg nach unten nannte Ella ihm den Preis für Kost und Logis, und als sie das Erdgeschoss erreichten, hatte er bereits eingewilligt.
    » Ausgezeichnet«, sagte Doktor Kincaid. » Ich lasse Sie beide jetzt alleine. Dann können Sie ungestört die Einzelheiten wie den Einzugstermin und so weiter besprechen.«
    Ella zögerte und warf einen kurzen Blick zur Küche. Margaret summte leise ein Kirchenlied, was Solly normalerweise beruhigte. Solange sie ihn tröstete, konnte sie zugleich ihre Schuldgefühle lindern, also beschloss Ella, sich noch ein paar Minuten Zeit zu lassen.
    » Ich begleite Sie zur Tür.« Sie ging voraus, aber als sie an der Vordertür stehen blieb, stellte sie fest, dass lediglich Doktor Kincaid ihr gefolgt war. Der Hausflur hinter ihm war leer. Wahrscheinlich hatte Mr Rainwater sich in den Salon begeben, wo er darauf wartete, die Einzelheiten des Mietverhältnisses mit ihr zu besprechen.
    » Kann ich noch kurz ein Wort mit Ihnen wechseln, Mrs Barron?«, fragte der Doktor. Noch vor wenigen Sekunden hatte er es dermaßen eilig gehabt, aufzubrechen, dass Ella ihn neugierig anblickte, während er die Fliegengittertür aufstieß und Ella auf die Veranda folgte.
    Unter der vorgebauten ersten Etage, die zugleich das Dach der Veranda bildete, staute sich die Hitze ebenso wie der berauschende Duft von Gardenien. Der Strauch, der voller weißer Blüten hing, wuchs in einem Topf, der in einer Ecke der Veranda stand.
    Vor zwei Jahren hatte Ella einen Gast, der sich über den süßlichen Blütenduft beklagte, weil er davon angeblich Kopfschmerzen bekam. Ella führte seine Kopfschmerzen weniger auf den aromatischen Duft zurück als vielmehr auf den Whisky, den er sich immer aus einem silbernen Flachmann genehmigte, wenn er sich unbeobachtet wähnte. Als sie ihn daran erinnert hatte, dass sie keinen Alkohol im Haus duldete, reagierte er gekränkt.
    » Sprechen Sie etwa von meinem Hustensaft, Mrs Barron?«
    Ella hatte kurz davor gestanden, ihn einen Heuchler zu nennen, doch sie forderte ihn nicht weiter heraus; er hatte sich seither nie wieder über die Gardenien beschwert. Sie war erleichtert, als er auszog und der weitaus angenehmere Mr Hastings seinen Platz einnahm.
    Wieder tupfte der Doktor seine Stirn mit dem Taschentuch ab. » Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen.«
    » Wegen Solly?«
    » Nun… ja.«
    Sie hatten diese Diskussion schon oft geführt. Ella stellte sich auf eine Auseinandersetzung ein und stemmte die Fäuste in die Taille. » Ich weigere mich, Solly in eine Einrichtung zu stecken, Doktor Kincaid.«
    » Ich habe nicht vorgeschlagen…«
    » Und ich weigere mich, ihn mit Medikamenten ruhig zu stellen.«
    » Das
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