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In einer heißen Sommernacht

In einer heißen Sommernacht

Titel: In einer heißen Sommernacht
Autoren: Sandra Brown
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ihr. » Tatsächlich gibt es da noch etwas, Mrs Barron. Es betrifft Mr Rainwater.«
    Abgesehen von seinem Familiennamen und seiner Bereitschaft, ihren geforderten Preis für das Zimmer und die Verpflegung zu bezahlen, wusste sie nichts über Mr Rainwater. Sie nahm ihn einzig und allein aufgrund Doktor Kincaids indirekter Empfehlung in ihr Haus auf. » Hat der Mann einen anständigen Charakter?«
    » Einen tadellosen Charakter.«
    » Sie kennen ihn schon lange?«
    » Er ist der spät geborene Sohn einer Cousine meiner Frau. Ich nehme an, das macht ihn zu einem angeheirateten Cousin zweiten oder dritten Grades.«
    » Ich habe bereits vermutet, dass er ein alter Freund der Familie oder ein Verwandter ist. Er nennt Sie Murdy.«
    Der Arzt nickte geistesabwesend. » Mein Spitzname in der Familie.«
    » Ist er auch Mediziner?«
    » Nein. Er war früher Baumwollhändler.«
    » War?« War Mr Rainwater ein Opfer der Depression, einer von Abertausenden Männern im Land, die ihre Arbeit verloren hatten? » Wenn er keine Arbeit hat, wovon will er dann seine Miete bezahlen? Ich kann es mir nicht leisten…«
    » Er ist nicht unvermögend. Er ist…« Der Arzt blickte dem Leiterwagen hinterher, der sich immer weiter entfernte, und beobachtete ihn, bis er um die Ecke bog. Dann konzentrierte er sich wieder auf Ella und sagte: » Es ist so, dass er Ihr Gästezimmer nicht lange brauchen wird.«
    Sie starrte ihn an und wartete.
    Mit leiser Stimme fügte er hinzu: » Er wird bald sterben.«

3
    » Bitte, Mr Rainwater, lassen Sie das.«
    Er kauerte in der Hocke und klaubte die Scherben von dem Linoleumboden in der Küche. Er sah zu ihr hoch, ohne sein Tun zu unterbrechen. » Ich möchte verhindern, dass der Junge sich noch einmal verletzt.«
    » Margaret und ich werden uns um das Chaos und um Solly kümmern.«
    Margaret stand am Herd und träufelte das Bratenfett von dem Frühstücksspeck über das Blattgemüse. Solly saß in seinem Stuhl am Küchentisch und schaukelte mit dem Oberkörper vor und zurück, während er mit einem Jo-Jo spielte, das Margaret ihm wohl aus seiner Spielekiste gegeben hatte. Er wickelte den Faden um seinen Zeigefinger und wieder ab. Er konzentrierte sich ganz auf das Auf- und Abwickeln.
    Der Anfall war vorüber, und Solly schien nicht unter irgendwelchen Nachwirkungen zu leiden, aber Ella konnte nicht sicher wissen, dass das wirklich so war. Sie musste seine Passivität als ein gutes Zeichen auffassen. Während sie seinen blonden Schopf betrachtete, der über das Jo-Jo gebeugt war, spürte sie das vertraute beklemmende Gefühl tief in ihrem Herzen, eine Mischung aus bedingungsloser Liebe und Angst, dass selbst ihre Liebe nicht ausreichte, um ihn zu beschützen.
    Mr Rainwater erhob sich mit vorgestreckten Händen. Ella nahm die Kehrschaufel von dem Nagel an der Wand und hielt sie ihm entgegen. Vorsichtig legte er die Scherben von dem zerbrochenen Geschirr darauf. » Das sind die großen Stücke. In der Pfütze liegen noch ein paar kleinere Splitter, die ich nicht herausfischen konnte.«
    » Wir werden beim Aufwischen aufpassen.«
    Er stellte sich an das Spülbecken, um die Stärke von den Händen zu waschen, bevor er sich an einem Geschirrtuch abtrocknete. Ella wäre es unangenehm gewesen, sich derart schnell in einer fremden Küche heimisch zu fühlen. Mr Rainwater schien jedoch nicht im Geringsten befangen zu sein.
    Sie stellte die Kehrschaufel auf den Boden in die Ecke. » Margaret, könntest du dich um das Mittagessen kümmern, während ich mich kurz mit Mr Rainwater unterhalte?«
    » Ja, Ma’am. Soll ich für den Kleinen auch was zu essen machen?«
    » Ja. Bitte schäl eine Orange und gib ihm die Schnitze einzeln. Dazu ein Sandwich mit Butter und Traubengelee, schneid es in zwei Hälften. Leg alles auf den blauen Teller, den er so mag.«
    » Ja, Ma’am. Kümmern Sie sich um den Gentleman hier.«
    Margaret schenkte Mr Rainwater ein Lächeln, offensichtlich war sie darüber erfreut, dass er in Kürze zur Hausgemeinschaft gehören würde. Seine Hilfsbereitschaft in einem Notfall hatte ihre schwer zu verdienende Anerkennung gewonnen. » Die Laken müssen noch auf die Leine, aber die können warten bis nach dem Mittagessen.«
    » Danke, Margaret.« Ella wandte sich um und bedeutete dem Besucher, ihr in den Hausflur zu folgen. » Mr Rainwater?«
    » Wir können uns auch hier unterhalten.«
    Ella zog es normalerweise vor, Geschäftliches nicht in der Küche zu besprechen, in der die Temperatur inzwischen enorm
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