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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum
Autoren: Jason Dark
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»Wenn sie das sind, werden sie unter Umständen auch bleiben – oder?«
    »Das ist möglich.«
    »Was wissen Sie?«
    »Nichts, zu wenig. Ich bin nur jemand, der versucht, gewisse Dinge zu begreifen, die eigentlich nicht zu begreifen sind, weil unser Denken leider begrenzt ist.«
    Da stimmte ich ihm zu. Aber Bill fragte: »Was hat das zu bedeuten? Was meinen Sie?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    »Werden die Wesen versuchen, uns zu töten?«
    Oliveiro hob die Schultern. »Sie haben die Frau doch erlebt, Sefior Conolly. Hat Ihnen diese Tote oder dieses Wesen denn etwas getan?«
    »Nein.«
    »Dann brauchen Sie doch keine Angst zu haben.«
    »Ich denke nicht, daß ich zuviel Angst habe. Wir werden uns die Wesen ansehen.«
    Der Pfarrer lächelte. »Tun Sie das.«
    Ich hatte mich schon erhoben, und auch Bill stand von seinem Platz auf. Oliveiro blieb sitzen. Er lächelte vor sich hin wie jemand, der mehr weiß, als er zugeben will.
    Der Weg zur Tür des einfachen Hauses betrug nur wenige Schritte. Wir gingen an den Kartons und Kisten vorbei, ohne dabei die Fenster aus den Augen zu lassen, doch hinter ihren Scheiben zeigte sich nichts. Kein verzerrtes Gesicht, von dem Bill mir berichtet hatte.
    Bisher hatte ich den Grund meines Kommens noch nicht gesehen.
    »Sie wollen uns!« flüsterte Bill, als er die Tür langsam öffnete. »Sie werden zuschlagen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, wer oder was hinter dem steckt. Und ich glaube zudem nicht, daß diese Typen reden können. Danach haben sie mir nicht ausgesehen.«
    Bill hatte die Tür geöffnet, und beide kamen wir uns vor, als würden wir in eine andere Welt schauen. Sie lag vor uns, und es war eine schon widerliche Kulisse.
    In der Ferne sahen wir die Müllberge, für die Manila leider berühmt und berüchtigt war. Von einem gelblichen Dunst waren sie umwabert.
    Der Wind war schwach, trotzdem war der Geruch der Kippe zu dieser kleinen Kirche, dem bruchbudenhaften Pfarrhaus mit dem alten, verstaubten Friedhof daneben, hingeweht worden. Das Zeug roch sauer, als wollte es uns die Knochen vom Leib lösen.
    Wenn es eine Bezeichnung für die Hölle gab, dann paßte sie genau in diese Gegend.
    Bill ging nach rechts, ich nach links. Die Stille lag wie ein großer Helm über der Gegend. Es war nichts zu hören. Kein Vogel pfiff, selbst aus der Umgebung der beiden Hochhausklötze hörten wir nichts. Die Sonne stand wie ein großer Ball am Himmel, der allmählich die Färbung einer Orange bekam.
    Der Reporter schaute in meine Richtung. »John, verdammt, die waren da, das weiß ich. Ich kenne das Geräusch. Sie warnen, bevor sie sich zeigen.«
    »Was schon mal gut ist.«
    Mein Freund hob nur die Schultern. Er hatte seine Beretta gezogen und deutete mit der Mündung dorthin, wo sich der Umriß der schlichten Holzkirche abzeichnete. »Vielleicht sollten wir dort mal nachschauen.«
    Das gefiel mir nicht. »In einer Kirche?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Was hältst du denn von dem Friedhof?«
    In Bills Augen funkelte es. »Auch nicht schlecht. Der Vorschlag ist sogar besser.«
    »Dann laß uns losgehen.«
    Den Friedhof hatten wir bald erreicht, und er gehörte zu den Orten, wo ich wirklich nicht begraben sein wollte. Es war ein typischer Armenfriedhof. Die Holzkreuze konnten schlichter nicht sein. Der Boden war hart, verkrustet und auch verstaubt. Am anderen Ende des Friedhofs wuchsen zwar einige Bäume, aber auch sie sahen aus, als wären sie mit einer grauen Puderschicht bestäubt worden. Vor nicht mal zwei Stunden hatte hier eine Beerdigung stattgefunden.
    Der frische Grabhügel setzte sich deutlich von den anderen ab.
    »Leer!« sagte Bill.
    Ich hob die Schultern und war nicht mal enttäuscht. Wer immer uns beobachtete, würde sich eine Entdeckung so leicht nicht machen. Der wartete auf einen günstigen Zeitpunkt.
    »Da drüben stehen die alten Bäume. Sie bieten fast so etwas wie ein Versteck…«
    »Laß uns hingehen.«
    Bill grinste. »Hatte ich gerade sagen wollen.« Er ging vor, ich blieb zurück und behielt das Pfarrhaus nebst Kirche im Auge. Dort aber rührte sich nichts. Beide Bauten standen bewegungslos und wurden vom Licht einer immer roter werdenden Sonne bestrahlt. Auf dem schmutzigen Weiß der Häuser lagen die Strahlen wie Blutstreifen.
    Mir kam dieses Bild wie ein böses Omen für die folgenden Stunden vor.
    Der Dreck knirschte unter den Schuhen, als sich Bill in Bewegung setzte. Er ging langsam und sah dabei sehr angespannt aus. Mir
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