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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers
Autoren: Sharon Kendrick
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beschweren, doch das würde er niemals tun, dazu war er viel zu stolz. Indem er Stillschweigen bewahrte, hatte er sie zugleich auch geschützt.
    Er stellte sie den Familienmitgliedern vor, denen sie noch nie begegnet war, und half ihr auf die Sprünge, wenn ihr jemand bekannt vorkam, sie jedoch den Namen der betreffenden Person vergessen hatte.
    „Hier ist jemand, mit dem ich dich bestimmt nicht bekannt machen muss“, verkündete er plötzlich.
    Emma drehte sich zu dem Mann um, der hinter ihnen stand.
    Salvatore Cardini war fast ein Jahr älter als Vincenzo. Die beiden Männer standen sich so nahe wie Brüder, dennoch hätten sie nicht unterschiedlicher sein können. Eine ganz besondere Beziehung verband sie. Vincenzo hatte ihr einmal erzählt, Salvatores Mutter hätte ihn bei sich aufnehmen und großziehen wollen. Doch seine Großmutter sei so verzweifelt über den Tod ihrer Tochter gewesen, dass ihr Enkel der einzige Lichtblick in ihrem Leben gewesen war.
    So war Vincenzo bei ihr geblieben, hatte aber viel Zeit mit Salvatore und dessen Eltern verbracht. Sie gingen zusammen in die Schule, lernten reiten, schwimmen und fischen, und als junge Männer waren sie zusammen unterwegs gewesen, um junge Frauen zu erobern.
    Sie sahen einander sehr ähnlich mit ihren harten, stolzen Gesichtszügen und hatten beide dieses arrogante Auftreten, das typisch zu sein schien für die Männer der Familie Cardini. Emma hatte Salvatore nie von einer anderen als der rauen Seite kennengelernt. Vielleicht hatte er ja auch gar keine andere. Doch im Moment wirkte er nachdenklicher, als sie ihn jemals erlebt hatte.
    „Ciao, Emma“, begrüßte er sie. „Du siehst gut aus.“
    Was hätte er wohl gesagt, wenn ich in meinem eigenen Kleid hier erschienen wäre statt in einem der Designermodelle, mit denen Vincenzo mich ausstaffiert hat?, fragte sie sich. Ob er ihr dann auch ein Kompliment gemacht hätte? Sie beugte sich vor, um sich von ihm auf die Wangen küssen zu lassen. Unterdessen ging Vincenzo hinüber auf die andere Seite des Raumes und ließ sie mit seinem Cousin allein.
    „Ciao, Salvatore“, erwiderte sie. „Das Kompliment kann ich zurückgeben, du siehst auch nicht schlecht aus.“
    Er deutete ein Lächeln an, was bei ihm nicht oft vorkam. Dann sah er Gino an und betrachtete ihn lange und eingehend, ehe er nickte und feststellte: „Ja, er ist das Ebenbild seines Vaters.“
    „Das ist nicht zu übersehen.“ Vermutlich hatte Salvatore bezweifelt, dass Vincenzo der Vater des Jungen war, was Emma verständlich fand.
    Salvatore blickte sie an. „Wie ist es dir ergangen?“
    „Ach, ich habe irgendwie überlebt“, erwiderte sie betont unbekümmert und vage.
    „Das ist mir klar. Aber es sollte im Leben um mehr gehen als um reines Überleben.“ Er machte eine Pause, ehe er fortfuhr: „Vincenzo hat erwähnt, du seist eine gute Mutter.“
    Diese Bemerkung musste sich für jemanden, der keine Erfahrung mit sizilianischen Männern hatte und nicht wusste, wie tief sie in einer eher altmodisch anmutenden Denkweise verwurzelt waren, sehr herablassend und gönnerhaft anhören. Emma hingegen verstand sie so, wie sie gemeint war: als Kompliment. Plötzlich erfasste sie tiefe Traurigkeit. „Das möchte ich auch sein. Aber es ist ja auch nicht schwierig bei so einem bezaubernden Kind wie Gino.“
    „Er scheint sich hier wohlzufühlen. Kein Wunder, er ist hier zu Hause“, stellte Salvatore fest.
    In seiner Stimme schwang eine gewisse Schärfe, die wie eine Drohung klang. „Wer würde sich auf Sizilien nicht wohlfühlen?“, gab sie ruhig zurück. Doch ihr Herz klopfte wie wild vor Angst und Sorge. Hielt er Gino für eine Schachfigur, die die Cardinis nach eigenem Gutdünken hin und her schieben konnten?
    In dem Moment kam Vincenzo zurück und nahm Emma mit, um sie einigen älteren Damen vorzustellen, die sie aufforderten, sich zu ihnen zu setzen. Man servierte ihnen Cappuccino und Espresso, dazu feine Cremetörtchen, die köstlich schmeckten. Dennoch bekam Emma kaum einen Bissen hinunter. Salvatores Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf, und es fiel ihr schwer, sich auf die Gespräche zu konzentrieren.
    Um kurz nach sieben verkündete Vincenzo, es sei Zeit, nach Hause zurückzufahren. Die ganze Familie begleitete ihn, Emma und Gino bis vor die Haustür, und alle winkten ihnen nach. Sie war sich sicher, dass sie einen guten Eindruck gemacht hatte, so gesehen konnte sie also den Besuch als Erfolg bezeichnen. Trotzdem war sie zutiefst
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