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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Die Insel der Götter
    Noch vor zehn Minuten hätte er es nicht geglaubt; nicht um alles in der Welt, und wenn es ihm der Konstrukteur dieses Flugzeuges, der Chefingenieur und noch dazu die Gebrüder Wright und Otto Lilienthal zusammen in die Hand und beim Augenlicht ihrer Kinder versprochen hätten. Es war einfach unmöglich . Kein Flugzeug konnte diesen Absturz überstehen, von den Passagieren gar nicht zu reden.
    Tressler hatte zwar in einem Augenblick der Verwirrung das Wort »Notlandung« benutzt, aber es war ein Absturz gewesen; ein Bilderbuch-Absturz sogar. Jonas hatte nach der siebten oder achten Rolle aufgehört, zu zählen, wie oft sich das Flugzeug überschlug. Außerdem hatte er seine ganze Kraft gebraucht, sich irgendwo festzuklammern, um nicht wie der unglückselige Meyers quer durch die Maschine geschleudert zu werden und sich den Schädel einzuschlagen. Dabei hatte er dann noch gesehen, daß in dem schwarzen Toben des Sturmes vor den Fenstern Metall geschimmert hatte; und zumindest eines dieser davonwirbelnden Trümmerstücke hatte eine verdächtige Ähnlichkeit mit der rechten Hälfte des Leitwerks gehabt, die sich eigentlich zusammen mit der linken Hälfte am Ende des Flugzeuges hätte befinden sollen. Nein – sie konnten diesen Absturz gar nicht überstehen.
    Aber genau das hatten sie.
    Das Flugzeug hockte groß und fett im seichten Wasser der Lagune, ein bißchen zerrupft und einer entschieden größeren Zahl von Teilen beraubt als nur des halben Leitwerks, aber trotzdem in einem Stück, und bis auf den unglückseligen Meyers und Seider, der sich das rechte Bein gebrochen hatte, waren sie alle mit Schrammen und Kratzern und Prellungen davongekommen; davon hatten sie allerdings reichlich abbe-kommen. Es gab keine Stelle an seinem Körper, die nicht weh tat, brannte oder sich taub anfühlte.
    Das unregelmäßige Geräusch schwerer Schritte ließ Jonas aufsehen. Er wußte, daß Bell hinter ihm aufgetaucht war, noch ehe er sich herumgedreht und in das Gesicht des weißhaarigen Alten geblickt hatte. Der Engländer zog das rechte Bein nach, aber das verdankte er nicht dem Absturz, sondern einem Granatsplitter, den er sich während seiner Zeit als Sanitätsoffi-zier im Ersten Weltkrieg eingefangen hatte. Während der letzten Tage, die sie zusammen in dem schmuddeligen Hotel auf Pau-Pau verbracht und auf das Postflugzeug gewartet hatten, war Bell ihm mit seinen Kriegsgeschichten dermaßen auf den Nerv gefallen, daß Jonas ein paarmal kurz davor gewesen war, seine gute Erziehung zu vergessen und grob zu werden. Jetzt war er sehr froh, daß sie ihn dabeihatten. Er erwiderte Beils Kopfnicken mit einem Lächeln und machte gleichzeitig eine einladende Geste, sich neben ihn zu setzen.
    »Wie geht es Seider?« fragte er, als der Engländer sich neben ihn ins Gras sinken ließ und umständlich das steife Bein zurechtrückte.
    »Er behauptet das Gegenteil, aber ich weiß, daß er ziemliche Schmerzen hat«, antwortete Bell besorgt. »Wenn er Fieber bekommt, dann weiß ich nicht, ob ich etwas für ihn tun kann.«
    Jonas verzog besorgt das Gesicht. Er mochte den jungen Australier, und er hatte dessen Bein gesehen. Es war kein glatter Bruch. Wenn es Komplikationen gab, dann würden sie ihn verlieren, denn ihr Erste-Hilfe-Kasten lag zusammen mit einem Teil des Flugzeuges und dem allergrößten Teil ihres Gepäcks hundert Meilen entfernt auf dem Meeresgrund. Sie hatten nicht einmal etwas, um seine Schmerzen zu lindern, geschweige denn, eine Entzündung zu bekämpfen. Er war auf einmal fast sicher, daß sie Seider verlieren würden.
    Trotzdem: zwei von zwölf. Seider würde das anders sehen, aber es war kein schlechter Schnitt. Sie hätten es wahrhaftig schlimmer treffen können.
    »Und wie geht es Miß Sandstein?« fragte er.
    »Fräulein Sandstein«, korrigierte ihn Bell. Er lächelte flüchtig. Wie alle Engländer hatte er Schwierigkeiten mit dem deutschen »Ä«, so daß es bei ihm wie »Fraulein« klang. »Sie wissen doch, wie eigen sie da ist. Es geht ihr gut. Ich glaube, ihr Arm ist nur verstaucht, nicht ausgerenkt. Sie ist eine tapfere kleine Person, unser deutsches Fräulein.«
    »Die Deutschen sind überhaupt ziemlich tapfer, nicht wahr?« sagte Jonas. Er sah Bell bei diesen Worten verstohlen von der Seite her an, aber alles, was er auf dessen Gesicht entdeckte, war ein erschöpftes Lächeln.
    »Ja. Sie bauen auch verdammt gute Flugzeuge.« Bell wies mit einer Kopfbewegung auf die zerbeulte Junkers im Wasser.
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