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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers
Autoren: Sharon Kendrick
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männlichen Mitglieder der Familie Cardini wahre Chauvinisten waren.
    Nachdenklich ließ sie die Finger über das feine Material ihrer neuen Garderobe gleiten. Das Kleid durfte weder zu tief ausgeschnitten noch zu kurz sein und auch ihre Brüste nicht zu sehr betonen. Da die Party am Nachmittag stattfand, damit alle Kinder der Cardinis teilnehmen konnten, sollte es nicht zu empfindlich sein.
    Schließlich zog sie das schlichte cremefarbene Kaschmir-kleid mit dem breiten Ledergürtel hervor, streifte es über und schlüpfte in die farblich darauf abgestimmten hochhackigen Schuhe.
    Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer, wo Vincenzo und Gino auf sie warteten. Das Bild, das sich ihr bot, raubte ihr fast den Atem. Vincenzo hatte ihn auf dem Arm, und der Kleine trommelte fröhlich lachend mit den kleinen Fäusten auf das Kinn seines Vaters. Es könnte glatt eine Szene aus einem Werbespot sein, dachte sie.
    Aber nichts ist so, wie es scheint, mahnte sie sich schmerzerfüllt. Vieles im Leben war einfach nur eine Illusion.
    „Bringst du ihm bei zu kämpfen?“, fragte sie leicht vorwurfsvoll.
    Vincenzo blickte auf und musterte sie von Kopf bis Fuß, ihre verführerischen Brüste, die sich unter dem weichen Material des Kleides abzeichneten, die schmale Taille und die leicht geschwungenen Hüften.
    „Was hast du gesagt?“
    Sie wünschte, er würde sie nicht so bewundernd betrachten, dass sie Herzklopfen bekam und sich viel zu sehr nach ihm sehnte. Es weckte Wünsche, die niemals in Erfüllung gehen konnten. „Ich habe dich gefragt, ob du ihm beibringst zu kämpfen“, wiederholte sie.
    Lächelnd sah er seinen Sohn an, der ihm wieder einen sanften Schlag mit der kleinen Faust versetzte. „Ja, das tue ich, mein Liebling“, murmelte er. „Er kann nicht früh genug lernen, wie man sich durchsetzt.“
    Natürlich war es sinnlos zu protestieren. Sie konnte sich den Hinweis ersparen, dass Gino noch kein Jahr alt sei. Und sie brauchte Vincenzo auch nicht aufzufordern, nicht so eine spöttische Miene aufzusetzen. Er schien wieder einmal entschlossen zu sein, sie mit seinen Blicken zu verspotten und zu verunsichern.
    „Ist das Kleid okay?“, wechselte sie das Thema.
    „Du weißt genau, dass du darin hinreißend gut aussiehst. Der Spiegel lügt nicht, Emma.“
    Sie seufzte und griff nach der Handtasche. „Du begreifst es einfach nicht, Vincenzo. Wenn eine Frau eine solche Frage stellt, fischt sie nicht nach Komplimenten, sondern möchte die ehrliche Meinung des Partners hören, weil sie nervös und unsicher ist. Ich will von dir nur wissen, ob ich für den Anlass richtig gekleidet bin.“
    „Oh ja, indubbiamente “, versicherte er ihr.
    „Was heißt das?“
    „Zweifellos.“
    „Gut zu wissen, ich werde das Wort bei der nächstbesten Gelegenheit benutzen“, scherzte sie.
    „Vielleicht heute Nacht im Bett, wenn ich dich frage, ob es dir gefallen hat“, schlug er leise vor.
    „Als ob du mir jemals so eine Frage stellen würdest! Du bist doch sowieso davon überzeugt, dass es mir immer gefällt.“
    „Da hast du natürlich recht“, gab er zu und lächelte dabei so arrogant, dass sie sich abwandte.
    Das wird mir zu intim, schoss es ihr durch den Kopf. Die ganze Situation gaukelte ihr eine Wirklichkeit vor, die es nicht gab und auch nie geben würde. Sie durfte sich keinen Illusionen hingeben, sonst würde er sie am Ende doch nur wieder verletzen.
    Ihm fiel auf, dass sie auf einmal die Schultern straffte, und sein Blick wurde hart. Warum hatte er sich erlaubt zu vergessen, dass sie hier nur zu Besuch war? Er wusste natürlich genau, warum: Ihre Schönheit blendete ihn – so wie damals, als er sie kennengelernt hatte. Kurz entschlossen stand er mit Gino auf dem Arm auf. „Lass uns fahren“, forderte er sie auf.
    Vincenzo setzte sich selbst ans Steuer seines Wagens. Nervös und voller Angst vor dem, was sie erwartete, saß Emma neben ihm, während sie über den staubigen Weg fuhren, der zu dem Weingut führte. Wie lange war sie schon nicht mehr auf dem wunderschönen Landsitz gewesen, der den Mittelpunkt der Unternehmen der Cardinis bildete? Sie hatte Vincenzo damals einmal gefragt, warum die Straße, die dorthin führte, nicht breiter und besser ausgebaut sei. Die Antwort würde sie nie vergessen.
    „Weil wir Sizilianer unseren Reichtum nicht zur Schau stellen, das ist nicht unser Stil“, hatte er erwidert. „Außerdem haben wir es nicht nötig. Ein Mann ist ein Mann, ob er nur ein bescheidenes Haus besitzt oder eine
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