Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
Vom Netzwerk:
Der Oktober kam mit viel Sonne und mit frühlingshaften Temperaturen nach New York. Die parkähnlichen Gärten der Villen, die in großen Beständen den Henry Hudson Parkway säumten, erstrahlten in herbstlicher Pracht.
    Die Insassen des schweren, dunkelblauen Buick, der an diesem Nachmittag den Parkway entlang in Richtung Dyckman Avenue fuhr, hatten keinen Blick dafür.
    Sammy Whiter, der riesige Neger, der am Steuer saß, interessierte sich ausschließlich für den weißen Mittelstreifen der Fahrbahn, während der schmächtige Will Kendale neben ihm einen hellgelben Lederball auf den Fingerspitzen zu balancieren versuchte. Irvin Fox, ein Kleiderschranktyp mit Bürstenfrisur, der im Fond des Wagens saß, reinigte sich mit dem Bowiemesser die Fingernägel und kaute auf einem abgebrochenen Streichholz herum.
    Als sie die Auffahrt zur George Washington Bridge überquert hatten, ging Sammy vom Gas und hielt sich auf der rechten Seite der Fahrbahn.
    Will Kendale ließ den Ball in seinen Schoß fallen und musterte aufmerksam die Vorgärten der Villen auf der rechten Straßenseite.
    Irvin Fox steckte das Messer in eine Lederscheide, die an der Innenseite seiner Jacke befestigt war und rollte das Streichholz von einem Mundwinkel in den anderen.
    »Stopp«, sagte Kendale wenig später und öffnete die Tür an seiner Seite.
    Der Buick hielt vor dem großen schmiedeeisernen Tor einer Auffahrt. Kendale und Fox stiegen aus, während Sammy am Steuer sitzenblieb. Der Motor des Wagens blubberte leise im Leerlauf.
    »Verdammt feine Gegend hast du dir ausgesucht«, sagte Irvin und rückte sich den Gürtel zurecht.
    Will Kendale entgegnete nichts darauf. Mit dem Ball unter dem Arm ging er langsam auf die schmale Tür an der rechten Seit des Tores zu und ließ seinen Blick über die dahinter liegende Rasenfläche schweifen, die etwa hundert Yard weit zu einem Bau im Kolonialstil anstieg.
    Vom Hudson her wehte eine leichte Brise und pflückte das Laub von den Bäumen. Manchmal trug sie den heise ren, lang gezogenen Schrei einer Schleppersirene herüber. Sonst war es still.
    Will Kendale stieß die angelehnte Seitentür auf, überquerte rasch den kiesbestreuten Weg und bewegte sich auf der schmalen Grasnarbe vorwärts, die ihn gegen eine weit ausladende Buschgruppe abgrenzte.
    Irvin Fox folgte ihm streichholzkauend, die Hände bis zu den Ellenbogen in die Hosentasche versenkt.
    Dort, wo der Weg einen Bogen nach links machte, wo die Büsche zurückwichen und sich die Rasenfläche verbreiterte, blieben sie stehen. Kendale schob sich vorsichtig um die Biegung.
    »Okay«, sagte er halblaut, als er keine zwanzig Yard entfernt, einen blonden, achtjährigen Jungen mit einer kleinen, schwarzen Katze spielen sah. Anscheinend war er allein.
    Will nahm den Ball und trat ihn fast kerzengerade in die Luft.
    Als der Junge den Knall hörte, ließ er die Katze fallen und verfolgte den Flug des Balles, der schließlich wenige Yard von Kendales Standort entfernt aufkam, noch ein paarmal hüpfte und dann liegen blieb.
    Im gleichen Augenblick begann der Junge zu laufen.
    »Wo willst du hin?«, rief eine schrille Mädchenstimme. »Bleib hier, Ronald! Ronald!«
    Kendale und Fox blickten sich an.
    »Kümmere dich um sie«, sagte der Schmächtige. Dann ging er auf den Jungen zu.
    Der Kleine hatte den Ball gerade aufgehoben, als sich von hinten eine Hand vor seinen Mund legte. Er fühlte, wie er hochgehoben wurde, und war im ersten Moment starr vor Schreck. Dann fing er zu strampeln an und versuchte zu schreien. Als es ihm nicht gelang, biss er Kendale in den Zeigefinger.
    Der Schmächtige lockerte für einen Augenblick seinen Griff, nahm die Hand vom Mund des Jungen und schlug sie ihm als geballte Faust leicht gegen die Schläfe.
    Sofort wurde der Kleine still und hing leblos in seinen Armen.
    Während Kendale mit dem Jungen zum Wagen lief, drückte sich Irvin gegen den Stamm einer mächtigen Blutbuche, die dicht am Weg stand und lauschte auf das Knirschen von Schritten auf dem Kiesweg, die rasch näher kamen.
    Sekunden später sah er eine helle Schürze durch die Zweige der Büsche schimmern, dann hörte er den keuchenden stoßweisen Atem des laufenden Mädchens.
    Als sie die Buche passierte, trat er ohne sonderliche Hast hinter dem Stamm hervor und stellte ihr ein Bein.
    Das Mädchen schlug der Länge nach zu Boden.
    Blitzschnell bückte sich Irvin, um sie mit einem Faustschlag zu betäuben. Doch im gleichen Augenblick warf sich das Mädchen zur Seite, und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher