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Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate

Titel: Blood and Chocolate - Curtis Klause, A: Blood and Chocolate - Blood and Chocolate
Autoren: Annette Curtis Klause
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Mai
    Geistermond

    Flammen loderten hoch in den Himmel empor und tauchten die Nacht in ein gespenstisch karnevaleskes Licht. Funken vertrieben die Sterne. Das hundert Jahre alte Gasthaus zeichnete sich als dunkler Schatten inmitten des Infernos ab, während alles, was Vivian kannte, dem Feuer zum Opfer fiel.
    Zwei Gestalten stürzten durch die zerborstene Eingangstür und rannten auf den Wald zu, von wo aus sie das Feuer beobachteten. Ihre Schlafanzüge waren rußverschmiert, die Gesichter weiß vor Angst. Die Person, die sie nach draußen geschoben hatte, verschwand erneut im Haus. Noch ein Fenster explodierte.
    Drei der Wohngebäude und die Scheune standen ebenfalls in Flammen. Pferde wieherten vor Angst, als sie von einer Handvoll Teenager aus den Stallungen gejagt wurden.
    In den Hügeln von West Virginia, meilenweit von der nächsten Stadt entfernt, rechnete niemand mit dem Eintreffen der Feuerwehr. Man musste sich um sich selbst kümmern.
    Hinter ihr jammerte eine Frau: »Das haben sie absichtlich getan! Sie haben unser Zuhause niedergebrannt!«

    »Bringt sie in einen der Trucks!«, schrie eine Männerstimme. »Ich hole den anderen Wagen.«
    »Halt nach Scharfschützen Ausschau«, rief eine Frauenstimme zurück. »Vielleicht lauern sie uns auf, wenn wir abziehen.«
    »Fahrt nach Maryland«, hörte Vivian ihre Mutter Esmé sagen. »Wir treffen uns bei Rudy.«
    Jemand zog sie am Arm. Esmé stand keuchend neben ihr. »Ich habe Tante Persia in mein Auto gesetzt. Wo ist dein Vater?« Allein mit ihrer Tochter wurde ihre Stimme schrill vor Panik.
    »Er ist wieder reingegangen«, antwortete Vivian. Rauch und Tränen ließen ihre Stimme rau klingen. »Mit Gabriel und Bucky.«
    »Ivan!« Esmé wollte auf das Gebäude zulaufen, aber Vivian packte sie und hielt sie fest. »Nein! Ihr könnt da nicht beide reingehen. Das ertrage ich nicht.«
    Esmé widersetzte sich, doch Vivian mit ihren fünfzehn Jahren war ihr schon gewachsen. »Du kannst ihn nicht aufhalten«, sagte das junge Mädchen. »Er hat geschworen, das Rudel zu beschützen.«
    »Aber ich muss bei ihm sein«, flehte Esmé. »Es sind auch meine Leute.«
    Was habe ich nur getan? , dachte Vivian. Hätte sie den Jungs Einhalt geboten, wäre das hier vielleicht nicht passiert. Wenn sie ihrem Vater doch bloß gesagt hätte, dass sie außer Rand und Band waren.
    Geduckt laufende Gestalten bogen um die Hausecke. Bucky führte eine schmächtige junge Frau, die nicht viel
älter als Vivian war. Gabriel hielt ein schreiendes Bündel in den Armen.
    Das Feuer brüllte siegreich auf; dann, mit einem Krachen, als sei das Rückgrat eines Riesen entzweigebrochen, gab ein zentraler Tragbalken nach, und das Dach stürzte in einem Feuerwerk aus Funken und Flammen ein.
    »Daddy!«, schrie Vivian verzweifelt.
    Doch es war zu spät.

Mai /Juni
    Mittsommermond
    Ein Jahr später …

1
    »Mom, du hast schon wieder gekämpft.«
    Vivian starrte ihre Mutter erbost an.
    Esmé Gandillon lümmelte sich breit grinsend in einem Sessel, ein langes schlankes Bein über die Armlehne geworfen. Ein tiefer Schnitt in ihrer Wange blutete immer noch ein wenig und verlieh ihr eine verwegene Aura.
    »Du siehst schrecklich aus«, sagte Vivian.
    »Ja, klar, aber du solltest mal die andere sehen«, antwortete Esmé. Sie kratzte sich genüsslich mit beiden Händen an der Kopfhaut und zerzauste ihre dicken blonden Haare.
    Seufzend trat Vivian näher, um ihrer Mutter die Wange mit einem Taschentuch abzutupfen, das sie aus der Packung auf dem Couchtisch gezogen hatte. Sie würde sich noch ihr schönes Gesicht ruinieren. »Könnt ihr euch denn nicht einfach in Ruhe lassen, du und Astrid?« Die beiden bekriegten sich, seitdem sie vor über einem Jahr von West Virginia hergezogen waren. Sie erkannte ihre Mutter kaum wieder. »Ist das zu viel verlangt?«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
    »Rafe hat angerufen«, sagte Esmé, ohne auf die Frage einzugehen.

    Vivian verdrehte die Augen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Verstand er denn keinen Wink?
    Esmé setzte sich auf und sah ihre Tochter eindringlich an. »Ich dachte, du warst bei Rafe und den anderen.«
    »Nein, war ich nicht.« Bei dem Gedanken sträubten sich ihr die Haare. Die fünf Teenager, die ihre einzigen Altersgenossen waren, würden den Rest des Rudels wahrscheinlich noch das Leben kosten, wenn sie so weitermachten.
    »Wo bist du denn dann gewesen?«
    Vivian wandte sich zum Gehen. Seit wann interessierte sich ihre Mutter dafür, was sie in ihrer Freizeit
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