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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
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Rücken, zweimal, dann noch einmal. Sie hustete und gab einen schwachen Laut von sich, doch ihre Brust hob und senkte sich nicht, wie sie sollte.
    Er debattierte nur kurz mit sich, drehte sie wieder zurück und legte seine Hand an ihren Nacken, sodass ihr Kopf zurückfiel. Dann hielt er ihr mit den Fingern der anderen Hand die Nase zu, holte tief Luft und drückte seinen Mund auf ihre Lippen.
    Auch wenn ihm die Kälte im Mark saß … sie fühlte sich wie Eis an seinen Lippen an. Während er Luft in ihre Lungen pumpte, hatte er den Eindruck von Haut und Lippen, die weich und cremig waren wie Hochlandbutter. Er hob den Kopf und beobachtete ihre Brust. Er sah die Spitzen ihrer Brüste, die sich von der Kälte zusammengezogen hatten und gegen die nasse Wolle drückten, aber eine Bewegung war nicht zu erkennen. Er beatmete sie noch einmal, und als er dieses Mal auf ihre Brust starrte, ließ sich ein schwaches Heben und Senken ausmachen. Stumm zählte er mit, auch um die eigenen Ängste zu beruhigen. Sekunden vergingen, und ihre Brust hob sich wieder, dieses Mal von allein. Die Frau hustete zweimal und schnappte nach Luft.
    Zufrieden verfolgte er mit, wie sie um Atem rang und Wasser spuckte. Aber er konnte es sich nicht erlauben, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Das Wasser, das sie eingeatmet hatte, war jetzt nicht mehr die größte Gefahr für sie, nun stand Unterkühlung an erster Stelle.
    Iain fiel nichts Besseres ein, als sie den schmalen Pfad zurück nach Fearnshader, seinem Zuhause, zu tragen. Sonst war ja niemand hier, der Hilfe leisten konnte, keiner, der sie in die kleine Klinik in Druidheachd bringen konnte. Wenn er die Hauptstraße nahm, hatte er vielleicht Glück, und jemand würde vorbeifahren und sie mitnehmen, doch große Hoffnungen machte er sich nicht. Das Glück hatte ihn schon häufiger links liegen lassen.
    Er zitterte. Vermutlich war das ein gutes Zeichen. Sein Körper kämpfte zumindest ums Überleben. Ihr Körper … das war eine ganz andere Sache. Zwar atmete sie jetzt regelmäßig, aber dennoch lag sie reglos da wie ein Stück Treibholz.
    Der nächste Schauer überkam ihn, dann noch einer. Bis er seine Arme unter ihren Rücken und ihre Beine geschoben hatte, bebte er am ganzen Leib, so stark, dass er sich nicht einmal sicher war, ob er überhaupt aufstehen konnte. Doch er schaffte es. Sie bestand praktisch nur aus Haut und Knochen, da gab es kein Gramm Fett als Schutz gegen die Kälte, dennoch war sie eine erwachsene Frau und damit entsprechend schwer, erst recht mit den nassen Sachen am Leib. Er konnte sich kaum noch erinnern, wie es war, sich so schwach zu fühlen. Eine alte Angst, die er lange in sich verschlossen hatte, kroch plötzlich näher heran.
    Irgendwo zwischen den Bäumen bellte ein Hund. Iain pfiff, doch es war ein kläglicher Versuch. Der Hund bellte weiter.
    „Hollyhock!“
    Ein struppiger Mischling mit lebhaften Augen brach durch das Unterholz und bremste nur Zentimeter vor Iain ab, um sich ausgiebig zu schütteln und Iain und dessen Last mit Wassertropfen zu besprühen.
    Iain wurde jäh klar, warum die Frau schwimmen gegangen sein musste. „Du bist ein richtiges kleines Ekel und noch dazu eine tödliche Gefahr für jeden! Ab nach Hause, Hollyhock!“
    Keineswegs geknickt, jagte der Hund über den Pfad davon, der sie nach Hause bringen würde, während Iain ihm nachstolperte.
    Für ein so großes Anwesen gab es relativ wenige Hausangestellte auf Fearnshader. Im Moment wünschte Iain sich jedoch, er hätte weniger Wert auf Abgeschiedenheit als auf Unterstützung gelegt. Es gab Passagen während des fünfzehnminütigen Wegs, da er sich ernsthaft fragte, ob er durchhalten würde.
    Doch er hielt durch. Er war nur ab und zu lange genug stehen geblieben, um einen prüfenden Blick auf die Frau zu werfen und sich zu versichern, dass sie noch atmete. Sie hatte sich kein einziges Mal gerührt, auch keinen Laut von sich gegeben. Als er die Haustür aufschob und in die große Halle von Fearnshader trat, lag die Fremde noch genauso leblos in seinen Armen wie zuvor am See.
    „Ist jemand da?“, rief er laut.
    Er rechnete nicht wirklich mit einer Antwort. Mittwochnachmittags hatte das Personal frei. Selbst seine Haushälterin, die über solch Schlendrian und Untreue immer entrüstet schnaubte, war dieses Mal in Glasgow bei ihrer Schwester. Als niemand sich meldete, nahm Iain sich immerhin Zeit für einen deftigen Fluch.
    Er musste die Frau schnellstmöglich aufwärmen. Für einen Anruf
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