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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
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Mitternachtsmänner werden.
    Es war Blasphemie … aber sie wünschte, sie würde es schaffen, diesen Tag noch zu erleben.

1. KAPITEL
    E s hieß, es lebe ein Ungeheuer in Loch Ceo. Eine grauenerregende Kreatur mit den Schuppen und Flossen eines Fisches und dem Kopf und der Mähne eines Pferdes. Ein fünfzehn Meter großes Ungetüm, das röhrend wie ein Löwe brüllte oder weinend klagte wie eine liebeskranke Sirene. Letzteres hing übrigens davon ab, wer die Geschichte erzählte.
    Soweit Iain Ross wusste, hatte bisher niemand das Ungeheuer, das sich in Loch Ceo tummelte, in blauem Denim und dicker Schafswolle gekleidet gesehen, doch genau das war es, was sich seinem Blick jetzt darbot. Wenn er sich nicht täuschte, dann ertrank gerade jemand – ein Junge, wie es von hier aussah – in dem See.
    Iain pfiff nach seinem Hund und eilte die Stufen des Turms von Ceo Castle hinunter. Eigentlich stieg er nie bis zum Rundgang hoch. Eigentlich setzte er nicht einmal einen Fuß in die Ruine. Aber der Sonnenschein war heute so schön gewesen und hatte ihn nach einem frühen herbstlichen Schneesturm gelockt, dass er nicht einmal die Zeit gehabt hatte, es sich anders zu überlegen.
    Jetzt bereute er seine Voreiligkeit.
    „Hollyhock, du dummer Hund! Wo, zum Teufel, steckst du schon wieder?“
    Kein Bellen folgte als Antwort. Hollyhock – sicherlich weder Iains Wahl eines Namens für ein Haustier noch seine Wahl eines Haustieres – war mal wieder verschwunden. Was überhaupt Hollyhocks einziges Talent war. In den Monaten, seit man Iain den Welpen aufgedrängt hatte, musste der Hund vom Rand einer Klippe gerettet, aus dem nahen Sumpf gezogen und vor der Kühlerhaube eines viel zu schnell fahrenden Austin Healey weggerissen werden. Scheinbar besaß Hollyhock ebenso viele Leben wie eine Katze, leider mangelte es ihm sowohl an der Schläue als auch an der Vorsicht, die Katzen zu eigen war.
    Die Wendeltreppe im Turm war gefährlich; jahrhundertelang hatten Soldatenstiefel die Steine abgewetzt und in eine spiegelglatte Oberfläche verwandelt. Iain nahm die Stufen, so schnell er es wagte. Doch es gab nur wenige Möglichkeiten, um sich festzuhalten, und ein falscher Schritt könnte eine Katastrophe bedeuten. Es schien, als würden endlose Minuten vergehen und er kaum weiterkommen, doch endlich hatte er den untersten Absatz erreicht und spurtete los zum See.
    Er konnte sich nicht vorstellen, wie der Junge ins Wasser gefallen sein sollte, aber eine andere Erklärung gab es nicht. Niemand ging in Loch Ceo schwimmen, nicht einmal am heißesten Sommertag. In dem eisigen Wasser würden sich nur Pinguine wohlfühlen, Menschen auf gar keinen Fall. Hin und wieder versuchte ein unbedarfter Tourist sich an einem Kopfsprung und bereute es dann für den Rest seines Lebens – wenn er denn überlebte. Jetzt, im Herbst, war die Wassertemperatur noch um einige Grade gesunken.
    Und dann war da ja auch immer noch das Ungeheuer zu bedenken.
    Vom Schloss bis zum See war es nicht weit, doch Bäume umstanden das gesamte Ufer. Früher, als das Schloss noch bewohnt gewesen war, hatte es hier nie Bäume gegeben, doch jetzt musste Iain sich seinen Weg durch dichtes Geäst und über abgestorbene Baumstümpfe suchen, was sein Tempo verlangsamte. Er konnte das dunkelblaue Wasser durch die herbstlich belaubten Bäume blitzen sehen, doch er wusste, er kam nicht schnell genug voran. In einem kalten See konnte ein schmaler Junge wie der, den er gesehen hatte, innerhalb von wenigen Minuten ertrinken.
    Endlich hatte er das Ufer erreicht. Hier an dieser Stelle fiel es gute drei Meter steil ab. Weiter unten gab es einen kleinen Sandstrand, von dem aus man ins Wasser waten konnte, doch dafür blieb keine Zeit. Die Augen mit einer Hand beschattet, ließ Iain den Blick über den See schweifen. Es war nichts zu sehen, nichts unterbrach die glatte Wasseroberfläche, nicht die kleinste Welle. Und dann tauchte ein Kopf auf, mit kurzem dunklen Haar, das sich krass von einem weißen Gesicht abhob, so weiß, wie Iain es noch nie gesehen hatte. Er sah angstvoll aufgerissene Augen und Lippen, die sich lautlos bewegten. Und dann hechtete Iain mit einem Kopfsprung ebenfalls ins Wasser.
    Billie Harper wusste nicht, wo der Hund jetzt war, aber ehrlich gesagt, es machte ihr immer weniger aus. Denn wenn sie innerhalb der nächsten Sekunden nicht selbst aus dem See herauskam, würde sie sterben.
    Was dem Hund dann auch nichts mehr helfen würde.
    Billie dachte, sie wüsste, was kaltes
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