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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
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ohne große Mühe wegschaufeln.
    Immer wieder Billies Namen rufend, kämpfte Iain mit einer Planke. Er setzte seine letzten Kraftreserven ein und zog. Die Planke hob sich, dann die nächste neben ihr.
    „Billie!“
    Das Schluchzen war jetzt deutlich zu hören.
    „Billie, ich bin’s, Iain.“
    Nur Stille folgte.
    „Ich bin’s, Iain. Alasdair ist tot. Ich hole dich da raus.“
    „Iain …?“
    Sein Herz hämmerte wild. Sie war hier. Sie lebte. „Bist du verletzt?“
    „Iain …“ Sie begann wieder zu weinen. Laut, verzweifelt. Es zerriss ihm das Herz.
    „Ich bin direkt über dir. Du musst mir helfen. Ich schaffe es nicht ohne dich. Halte nur noch ein wenig länger durch. Ich hole dich da raus. Ich kann nichts sehen. Wie tief unten bist du?“
    „Kerzen … da sind Kerzen.“
    „Wo? Weißt du, wo?“
    „Auf einer Art Sims.“
    „Ich suche sie. Rede solange mit mir.“
    „Alasdair …“
    „Er ist vom Turm gestürzt. Er kann dir nichts mehr tun.“ Iain richtete sich auf und tastete sich an der Wand entlang. Als er das Sims gefunden hatte, fühlte er vorsichtig weiter, bis seine Finger schließlich in einem Spalt in der Mauer auf eine Kiste aus Blech stießen. Er hob den Deckel. Im Innern der Dose konnte er ein halbes Dutzend Kerzen und ein Päckchen Streichhölzer ertasten.
    „Ich habe sie, Billie. Halte durch. Ich hole dich raus.“
    Mit den Händen seinen Weg fühlend, kroch er zurück in die Mitte des Raums. Er steckte zwei Kerzen in die Erde, die er zur Seite geschaufelt hatte, und zündete sie an. „Kannst du das Licht sehen?“
    „Iain …“
    Er zündete eine dritte Kerze an und hielt sie über die Öffnung im Boden. Er sah Billies Kopf, doch sie steckte zu tief unter ihm, als dass er sie hätte hinaufziehen können. Die Schränke auf Fearnshader waren größer als der Raum, in dem sie sich zusammengekauert hatte, und die Öffnung war eng und lang. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Billie war in Panik aufgelöst. Seine mutige und wunderschöne Frau.
    Hektisch überlegte er, wie er sie retten könnte. Er erreichte sie nicht einmal, und sie mit einem Seil da herauszuziehen – wenn er überhaupt eines fand –, dazu war er selbst zu schwach.
    „Atme tief durch. Du hast jetzt ausreichend Luft. Atme, Billie.“
    „Er hat gesagt, er wird dich umbringen …“
    Tränen schnürten ihm Kehle und Brust zu. „Nun, es ist ihm nicht gelungen.“ Er fühlte in der Dose nach den restlichen Kerzen. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte. Er steckte die Kerzen in regelmäßigen Abständen in die Erde um die Kerkeröffnung. Er konnte Billie nicht da unten lassen, während er Hilfe holte. Sie konnte nicht mehr warten. Ließe er sie hier zurück, würde es gute zwanzig Minuten dauern, bevor er zurückkommen konnte. Falls er nicht unterwegs bewusstlos wurde. Sie hatte solche Angst.
    „Ich komme runter.“ Er zog seine Jacke aus, befürchtete, sonst stecken zu bleiben, wenn er sie anbehielt. Die Männer der heutigen Zeit waren größer und breiter gebaut als ihre Vorfahren aus dem Mittelalter, und der Einlass war mit den Jahrhunderten sicherlich nicht größer geworden.
    „Nein, Iain, nicht!“
    „Rutsch zur Seite.“
    Er warf seine Jacke hinein, verfolgte angespannt, wie lange sie brauchte, um den Boden zu erreichen. Falls er sich in der Tiefe des Kerkers irrte, würden sie beide sterben.
    Doch er hatte sich nicht geirrt. Es dauerte keine Sekunde, bevor die Jacke neben Billie auf dem Boden aufschlug. Die Kerkerzelle war aus dem Stein herausgehauen worden, Staub und Erde, die vom Wind über die Jahrhunderte hineingeweht worden waren, hatten den Boden erhöht. Iain legte sich flach auf den Rücken und steckte die Beine in den Einlass. Dann stieß er sich ab und rutschte zu Billie hinunter.
    Sie lag schon in seinen Armen, noch bevor er ganz unten angekommen war. Seine Hände zitterten, als er sie an sich drückte. Sie schluchzte und weinte, brachte kein Wort hervor.
    Der Raum schien sich um sie zu schließen. Es war kaum Platz, um sich zu bewegen. „Billie, hör mir zu.“ Er schob die Finger in ihr Haar und bog ihren Kopf leicht zurück. „Du musst mir jetzt genau zuhören.“
    Er konnte sehen, wie sie versuchte, sich zusammenzunehmen. Sie nickte zustimmend, doch ihre Augen blickten gehetzt.
    „Jetzt gibt es nur noch eine Möglichkeit, um hier herauszukommen. Du musst dich auf meine Schultern stellen und nach oben klettern. Es wird nicht leicht, aber du kannst es schaffen. Sobald du oben bist, fahre nach
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