Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
stimmen. Billie, die ihre Platzangst gestanden hatte, lag vielleicht im Kofferraum von Alasdairs Auto. „Na schön.“ Iain wusste, was er riskierte. In seinem Kopf hämmerte es unbarmherzig, seine Kraftreserven waren bis auf ein Minimum verbraucht. Alasdair könnte leicht entkommen. „Gib mir den Schlüssel.“
    „Du wirst meine Arme loslassen müssen.“
    „Einen Arm. Welche Seite?“
    „Rechts.“
    „Wenn du lügst, bist du ein toter Mann.“
    „Nimm ihn dir.“
    Mit der linken Hand drehte Iain Alasdair den rechten Arm unter den Kopf, doch sein Griff war alles andere als kraftvoll. So behielt er Alasdair auch genau im Auge, während er in die Jackentasche griff, um den Schlüssel hervorzuziehen. Seine Finger fühlten das Metall, aber er war nicht schnell genug.
    Alasdair drehte sich und warf Iain mit dem Rücken auf den Boden, dann sprang er auf und rannte auf die Treppe zu. Iain warf sich auf die fliehende Gestalt und erwischte Alasdair bei den Knöcheln. Alasdair fiel auf die Knie. Iain versuchte, ihn niederzudrücken, doch jetzt kämpfte Alasdair um sein Leben. Er schlug um sich und würgte Iain, schrie und tobte und fluchte. Zusammen wälzten sie sich über den Steinboden.
    Iain prallte gegen die Brüstung. Die alten Wehrmauern waren solide, doch an mehreren Stellen waren Steine herausgebrochen und hatten klaffende Lücken hinterlassen. Sein Orientierungssinn funktionierte nur unzulänglich, er hatte keine Ahnung, wo genau und in welcher Gefahr sie sich befanden. Alasdairs Finger krallten sich in sein Gesicht, er stieß die Hände des anderen weg. Wieder rollten sie auf dem Boden von einer Seite zur anderen.
    Es schien immer dunkler um Iain zu werden. Der Schmerz ließ ihn nicht mehr los, drohte ihn ebenso umzubringen wie die gekrümmten Finger, die um seinen Hals lagen. Seine Sicht verschwamm, sein Atem ging nur noch stoßweise, rasselte in seiner Brust. Er würde hier sterben, zu einem Knäuel verhakt mit der Personifizierung all dessen, was sein Leben zerstört hatte.
    Ein letztes Mal bäumte er sich auf, mit aller verbleibenden Kraft, und Alasdair wurde zurückgeschleudert. Iain trat nach ihm, einmal und dann ein zweites Mal. Als er ein drittes Mal zutrat, traf er nur auf Luft. Er hörte einen erschreckten Aufschrei voller Panik.
    Ein Schrei, der endlos nachhallte und sich immer weiter entfernte, bis er schließlich verstummte.
    „Billie …“ Iain schleppte sich durch die Ruine. Er versuchte, nicht länger zu ergründen, wo die Kälte aufhörte und seine Verletzungen begannen. Den Weg zu Alasdairs Wagen hatte er halb taumelnd, halb kriechend hinter sich gebracht. Wie er vermutet hatte, war Billie nicht hier. Doch irgendwo hier musste sie sein. Maras winziger Morris Minor parkte neben Alasdairs Auto.
    „Billie …“ Er hatte nicht die Kraft, nach ihr zu rufen, hatte kaum genug Luft, um ihren Namen über die Lippen zu bringen. Den schmalen Waldstrich zwischen Schloss und See hatte er schon abgesucht. Und er war noch einmal durch die gesamte Ruine gelaufen, taumelnd und stolpernd. War gestürzt und hatte sich wieder aufgerappelt.
    Seit er Alasdairs letzten Schrei vernommen hatte, musste eine Stunde vergangen sein, so schätzte er. Der Körper des jungen Arztes lag seltsam verrenkt am Fuße des Turms. So schrecklich sein Tod auch war, vermutlich war er auf gnädigere Art gekommen als der Tod, den Alasdair sich für Billie ausgedacht hatte.
    Iain war überzeugt, dass er es wüsste, wäre sie tatsächlich schon tot. Die Verbindung zwischen ihnen war nicht abgerissen, aber dennoch war sie auch nicht stark genug, um ihn zu ihr zu führen. Seine Wangen waren feucht, doch nicht vom Schnee. Nie zuvor hatte er solche Hilflosigkeit und Verzweiflung gespürt.
    Auf seiner Suche nach Billie hatte er Hollyhock völlig vergessen. Jetzt hörte er das Bellen des Hundes. Es kam aus der Nähe des Turms. Iain fragte sich, ob Hollyhock wohl gerade Alasdairs Leiche entdeckt hatte. Das Bellen setzte aus, erklang aufs Neue.
    Iain musste nach Hause zurück und Hilfe holen. Es gab keine andere Möglichkeit. Den Constable verständigen, Duncan, Andrew … Er brauchte seine Freunde jetzt um sich. Er war nie stark genug gewesen, um sie aus seinem Leben zu drängen, trotz seiner Ängste um sie, wie sie leiden müssten, nur weil sie ihn liebten. Jetzt war er dankbar dafür. Sie würden ihm helfen …
    „Billie …“
    Statt ihrer antwortete Hollyhock. Er kam auf Iain zugerannt, aus Richtung Turm. Iain wandte sich in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher