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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong
Autoren: Leo Lukas
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Rückblende
    Er nannte sich Emissär
    4. November 1469 NGZ
     
    Barisch riss die Maske vom Gesicht. »Wir wurden reingelegt«, zischte er. »Wir müssen weg!«
    Er hat recht!, durchzuckte es Sharoun Beffegor, brennend heiß wie ein Stromschlag. Das ist eine Falle. Und nicht bloß für uns.
    Der etwas knochige Mann, der ihr und Barisch gegenüberstand, Staatssekretär Urs von Strattkowitz, äußerte Zustimmung. »Ich verstehe nur nicht, warum ...«
    Er stockte, legte die Hand an den Mund. Seine stahlblauen Augen weiteten sich in jähem Begreifen.
    Dann stieß er ein einziges Wort hervor, einen Namen: »Riordan!«
    Die Ratte!, dachte Sharoun. Wer sonst sollte diese Hinterlist eingefädelt haben als der neue TLD-Chef?
    Wie zur Bestätigung durchbrachen Geräusche die Stille des nächtlichen Zoos. Das charakteristische Knattern fagesyscher Rüstgeleite, die sich rasch näherten!
    Sharoun ergriff Barisch Ghada am Kragen, drehte ihn um 180 Grad und versetzte ihm einen Stoß. »Abmarsch, Rückzug. Renn!«
    Keine Zeit, nachzuprüfen, ob er ihren Befehl befolgte oder ihn überhaupt gehört hatte. Sie kniete sich hin und zielte in die Richtung, aus der die Fagesy kamen.
    Dunkle, fünfeckige Schatten erhoben sich über die Bäume und rasten auf sie zu. Sharoun feuerte. Nichts deutete darauf hin, dass sie Wirkungstreffer erzielte.
    Wie auch, mit diesem Spielzeug von Strahler!
    Strattkowitz stand steif und starr wie der sprichwörtliche Ölgötze. Ehe Sharoun ihm noch zurufen konnte, dass er in Deckung gehen sollte, krümmte sich sein Körper zusammen. Im Brustkorb klaffte ein Loch, breit genug, um hindurchzusehen.
    Wahrscheinlich hatte er Sharoun, indem er ein größeres Ziel abgab, das Leben gerettet. Sie hechtete zur Seite, rollte sich über die Schulter ab, zweimal, dreimal, und landete in einem Abflussgraben.
    Der Schlamm stank nach Tierexkrementen. Aber das war ihr momentan völlig egal.
    »Letzte Durchsage«, hauchte sie ins Armband-Multikom. »Rette sich, wer kann! Falls möglich, treffen wir uns bei den P-zwo-Ultras. Und jetzt abschalten, bis auf Weiteres gilt strikte Funkstille!«
    Sie hatte keine Ahnung, ob sie verstanden wurde. Sharoun konnte nur hoffen, dass ihre Mitstreiter den improvisierten Kode entschlüsselten – während den Translatoren der Fagesy verborgen blieb, dass das legendäre terranische Ortungsgerät UHF-P-2 im Flottenslang auch als Ultra- Giraffe bezeichnet wurde.
    Falls Fydor Riordan bereits vor Ort war und den Funkspruch auffing, hatte sie soeben sich und ihr schmächtiges Häuflein von Gefährten ans Messer geliefert ...
    Allerdings, versuchte sie sich zu beruhigen, würde es Riordan eher entsprechen, erst auf den Plan zu treten, wenn die Drecksarbeit erledigt war. Schließlich wollte er nicht mit Strattkowitz' Tod in Verbindung gebracht werden.
    Ihre eigene Anordnung befolgend, desaktivierte Sharoun das Multikom. So.
    Sie steckte in der Tinte.
     
    *
     
    Aus dem Nachthimmel regnete es Fagesy.
    Sharoun hütete sich, einen Schuss abzugeben. Damit hätte sie ihren Standort verraten.
    Stattdessen robbte sie im Abflussgraben weiter, durch die erbärmlich stinkende Gülle. Mit der linken Hand versuchte sie die dünne Thermofolie, die sie über sich ausgebreitet hatte, in Position zu halten. Solange ihr das gelang, würde nur höchstwertigste Infrarot-Ortung sie erfassen können.
    Große Chancen gab sie sich und den übrigen Mitgliedern ihres Grüppchens nicht. Zu erdrückend war die Übermacht, zu lächerlich ihre eigene Ausstattung. Sie würden aufgerieben werden, gestellt und eliminiert, einer nach dem anderen, lange bevor sie den Treffpunkt erreichten.
    Und selbst wenn sie sich unbeschadet beim Giraffen-Gehege wiedervereinigen könnten – wohin sollten sie sich wenden?
    An ihren bisherigen Stützpunkt, die Wohnung der Ghandas, durften sie nicht zurückkehren. Barisch hatte seine Gesichtsmaske abgenommen, kurz bevor die Fagesy eingeschwebt waren. Zweifellos besaßen sie optische Aufzeichnungsgeräte.
    Fydor Riordans TLD-Maschinerie würde keine drei Minuten brauchen, um Barisch Ghada zu identifizieren und seinen aktuellen Wohnort festzustellen. Dort wartete man schon auf sie, lange bevor Sharoun dort würde eintreffen können.
    Es ist aus, dachte sie. Vorbei. Ende der Fahnenstange.
    Blitze zuckten über sie hinweg. Instinktiv presste sie die Hände an die Ohren, gerade noch rechtzeitig. Trotzdem entglitt ihr ein Wimmern, als sie die Streuwirkung der Fagesy-Schallwaffen traf.
    Gleichwohl ... direkt
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