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PR 2647 – Der Umbrische Gong

Titel: PR 2647 – Der Umbrische Gong
Autoren: Leo Lukas
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dem Finger schnippen, und ein willfähriger Ersatz für sie wäre gefunden. Andere Journalisten hatten noch viel weniger Skrupel als sie.
    Chossom enthob sie einer Antwort. »Weitere Kriegs-Ovulen sollten ins Solsystem beordert werden«, bellte es aus seinem Translator.
    Kurz zögerte Marrghiz. »Eine bedenkenswerte Anregung. Ja, vielleicht könnte das nötig werden. Wir befinden uns nicht im Krieg, nicht gegen die breite Masse der Bevölkerung des Solsystems, und doch steht die Entwicklung auf der Kippe. Ich werde mit Saypor Rücksprache halten.«
    Der Fagesy verwob seine fünf Schlangenarme zu einem komplexen Knoten. »Ausreichend Truppen würden diesen Planeten im Handstreich überrennen.«
    »Unsinn!«, versetzte Anicee Ybarri scharf. »Wir sind angetreten, um das Zeitalter der Kriege zu beenden.«
    Die anderen Neuformatierten murmelten bekräftigend.
    »Und das werden wir«, sagte Marrghiz. »Mit allen Mitteln, die uns nach weidlicher Abwägung geboten erscheinen. Darum teilen wir uns nun in Arbeitsgruppen auf ...«
     
    *
     
    Fydor Riordan zog sich mit seiner Vertrauten, der Stillen Ve, in eins der angrenzenden Zimmer zurück.
    »Etwas von Bedeutung aufgeschnappt?«, fragte er, während er aus einem Getränkespender einen vitaminoptimierten Fruchtsaft zapfte.
    »Eghoos Loyalität wankt.«
    »Geschenkt. Das wissen wir schon lang. Aber ob der ›blonde Hai‹ an Bord bleibt oder wieder im Medienmeer untertaucht, hat keine großen Auswirkungen. So hübsch ist Phaemonoes Gesicht auch wieder nicht, dass wir sie nicht jederzeit gegen eine andere austauschen könnten.«
    Die Halbferronin setzte sich auf einen Stuhl und faltete die schlanken Hände im Schoß. Sie enthielt sich eines Kommentars.
    »Von uns wird erwartet, dass wir den lästigen Schattenkerl zur Strecke bringen«, sagte Riordan. »Davon hängt ab, welche Rolle wir im künftigen Machtgefüge spielen. Sind wir uns darüber einig?«
    Die Stille Ve nickte.
    »Dieser Toufec hat mich de facto zum Duell gefordert. Eins gegen eins, Mann gegen Mann. Und so wenig es mir schmeckt, bis jetzt hat er die Oberhand behalten. Aber das wird sich ändern.«
    Fydor zog eine antike Münze aus der Hosentasche, einen römischen Denar, der auf der einen Seite ein Porträt des Kaisers Maximinus I. zeigte und auf der anderen die Siegesgöttin Victoria mit einem gefesselten Germanen. Er ließ den Denar über seine Fingerknöchel wandern, mittels Palmage verschwinden und wieder erscheinen.
    »Zweimal hat er mich düpiert«, sagte Riordan dabei nachdenklich. »Weil ich ihm zu viele Freiheiten eingeräumt habe. Das dritte Match jedoch spielen wir nach meinen Regeln. Ich werde ihn zwingen, sich zu stellen. Und zwar unter Rahmenbedingungen, die ausschließlich ich diktiere.«
    Die Stille Ve hob fragend eine Augenbraue.
    »Wir brauchen ein Druckmittel, ein Pfand, genauer gesagt: sogar mehrere. Die Guerilleros, die den Anschlag am Silverbridge Hotel verübt und dabei den verwundeten Fagesy Oachono entführt haben, erinnerst du dich? Sie wurden immer noch nicht aufgespürt.«
    Da andere Fronten wichtiger erschienen waren, hatte Riordan sich mit der Eliminierung des Staatssekretärs von Strattkowitz zufrieden gegeben und die Suche nach Oachono und dessen Kidnappern hauptsächlich seinen fagesyschen Kollegen überlassen. Zwar waren die Agenten des TLD angewiesen, auch in diese Richtung zu ermitteln; aber nur nebenbei, im Rahmen der allgemeinen Ausforschung von Widerstandsnestern.
    Bis jetzt hatten sie nichts Brauchbares über die Silverbridge-Zelle zutage gefördert, genauso wenig wie Chossoms Leute.
    »Ab sofort intensivieren wir unsere Bemühungen radikal. Diese Sache hat absoluten Vorrang. Wir kennen die Identitäten der beiden Terraner und des Matten-Willys, die den Fagesy im Zoo entkommen sind – durch Toufecs Hilfe, wohlgemerkt. Es wäre gelacht, wenn wir sie nicht finden könnten, sobald wir alle Hebel in Bewegung setzen. Und das werden wir.«
    Er schnippte die Münze mit dem Daumen hoch, sodass sie zu einem rotierenden Schemen wurde, pflückte sie im Kammgriff aus der Luft und steckte sie wieder ein. »Sind wir ihrer habhaft geworden, werden die drei Terroristen standrechtlich zum Tode verurteilt. Wir verlautbaren, dass sie umgehend hingerichtet werden – falls sich Toufec, der Staatsfeind Nummer eins, nicht freiwillig in unseren Gewahrsam begibt.«
    »Das macht er nicht.«
    »Natürlich wird er stattdessen versuchen, das Trio ein weiteres Mal herauszuhauen. Wobei er sich auf
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