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Scheidung auf Griechisch

Scheidung auf Griechisch

Titel: Scheidung auf Griechisch
Autoren: Michelle Reid
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1. KAPITEL
    Leandros Petronades lag auf dem Sonnendeck seiner Motoryacht und sah zufrieden auf die Bucht von San Estéban. Der Anblick der luxuriösen Ferienanlage, die sich über dem malerischen südspanischen Fischerdorf erhob, verschaffte ihm Genugtuung. Zum einen war sie genauso exklusiv geraten, wie er es sich vorgestellt hatte, zum anderen hatte sich seine Investition schon kurz nach Abschluss der Bauarbeiten doppelt und dreifach rentiert.
    Vor allem Letzteres erfüllte ihn mit Stolz. Als sein Vater Aristoteles vor vier Jahren überraschend verstorben war, hatte er, Leandros, praktisch über Nacht die Leitung des Konzerns übernehmen müssen. Doch inzwischen war er längst ein anerkannter und erfolgreicher Geschäftsmann, von dem man erwartete, dass seine Geldanlagen sensationelle Gewinne abwarfen.
    Ums Geldverdienen allein war es ihm bei diesem Projekt allerdings nicht gegangen. Dafür hing sein Herz viel zu sehr an dem Bauvorhaben, für das er sich schon engagiert hatte, als es noch eine fixe Idee seines Freundes Felipe Vazquez gewesen war. Gemeinsam hatten sie hart dafür gearbeitet, dass aus dem Traum ein konkreter Plan wurde, der schließlich Form angenommen hatte.
    Inzwischen waren die Arbeiten abgeschlossen, und für ihn, Leandros, gab es nichts mehr zu tun. Die Luxusvillen waren verkauft, das Fünf-Sterne-Hotel auf lange Zeit ausgebucht, und der Golfplatz galt schon jetzt als Geheimtipp. Der einst verschlafene Ort war zu neuem Leben erwacht, und im Hafenbecken lagen die Luxusyachten jener Reichen und Berühmten vor Anker, denen die Costa Smeralda oder die Côte d’Azur zu überlaufen waren.
    Seine Yacht würde jedoch in wenigen Tagen auslaufen, und dieser Gedanke machte ihn schwermütig. Während der jahrelangen Bauarbeiten hatte sie ihm als Wohnung und Büro gedient. Nun aber sollte sie in die Karibik überführt werden. In drei Wochen würden sein Bruder Nikos und dessen Braut Carlotta sie dort übernehmen, um ihre Flitterwochen mit einer Kreuzfahrt zu verbringen.
    Dass er, Leandros, von Bord musste, stand also unwiderruflich fest. Noch hatte er sich allerdings nicht entschieden, wohin er gehen sollte. Die Vorstellung, nach Athen zurückzukehren und als Leiter eines Weltkonzerns wieder in die Tretmühle des Alltags zu geraten, behagte ihm ganz und gar nicht.
    “Selbstverständlich muss es ein Feuerwerk geben”, hörte er eine sanfte, aber entschlossene Frauenstimme sagen. “Das sind wir den vielen Menschen einfach schuldig, ohne deren unermüdlichen Einsatz das Projekt nicht so erfolgreich geworden wäre. Deshalb soll es bei dem Fest am Namenstag des Schutzpatrons von San Estéban auch an nichts fehlen.”
    Je länger Leandros zuhörte, desto mehr hellte sich seine Stimmung auf. Das Geschick, mit dem Diantha ihre Arbeit machte, imponierte ihm ebenso wie die ruhige und sachliche Art, die sie dabei an den Tag legte. Egal, welchen Auftrag er ihr erteilte, stets konnte er sich darauf verlassen, dass alles perfekt lief. Nicht selten schien sie seine Gedanken sogar im Voraus zu erahnen und hielt lästige Dinge von ihm fern.
    Da sie nicht nur in beruflichen Dingen auf einer Wellenlänge lagen, fühlte er sich in Dianthas Nähe ausgesprochen wohl. Inzwischen spielte er sogar ernsthaft mit dem Gedanken, sie zu heiraten.
    Dass er sie nicht liebte, fiel nicht weiter ins Gewicht, denn den Glauben an die große Liebe hatte er schon vor Jahren verloren. Doch Diantha war schön, klug und mit Sicherheit eine fantastische Liebhaberin – zumindest nahm er es an, denn davon überzeugt hatte er sich noch nicht. Außerdem war sie Griechin, finanziell unabhängig und nahm seine kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch.
    Bei der Suche nach einer Heiratskandidatin waren das für einen Geschäftsmann wie ihn nicht zu unterschätzende Vorteile. Schließlich bestand seine Hauptaufgabe darin, die Position der Petronades-Gruppe am Weltmarkt zu festigen und nach Möglichkeit weiter auszubauen.
    Da Diantha Christophoros selbst aus einer angesehenen Unternehmerfamilie stammte, hatte sie dafür Verständnis. Deshalb war nicht zu befürchten, dass sie sich beklagen würde, wenn er bis spät in die Nacht arbeitete. Genauso wenig würde sie von ihm erwarten, dass er sie mehrmals täglich anrief und alles liegen und stehen ließ, sobald sie mit den Fingern schnippte.
    Angesichts solcher Vorzüge war Diantha im Grunde die ideale Ehefrau für ihn. Lediglich ein Punkt sprach gegen eine baldige Hochzeit mit ihr, und bevor der nicht
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