Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: J.D. Robb
Vom Netzwerk:
Prolog
    Das nächtliche Verlangen nach einer Orangenlimonade rettete Nixies Leben. Als sie die Augen aufschlug, warf sie einen Blick auf die leuchtend roten Ziffern ihrer Armbanduhr und sah, es war bereits nach zwei.
    Es war ihr nicht gestattet, zwischen den Mahlzeiten etwas zu essen oder zu trinken, was nicht auf der Liste gesunder Nahrungsmittel ihrer Mutter stand. Vor allem nicht um zwei Uhr nachts.
    Andererseits würde sie sterben, wenn sie keine Orangenlimonade bekam.
    Sie rollte sich auf die Seite und stieß ihre weltbeste Freundin Linnie Dyson an. Obwohl sie morgen in die Schule mussten, durfte Linnie bei ihr übernachten, denn Linnies Mom und Dad feierten ihren Hochzeitstag in irgendeinem schicken Hotel.
    Damit sie miteinander schlafen konnten. Mom und Mrs Dyson sagten, sie übernachteten in dem Hotel, um ein elegantes Dinner einnehmen und tanzen gehen zu können, aber sie wussten ganz genau, es ging dabei um Sex. Himmel, sie und Linnie waren neun und nicht mehr zwei. Sie kannten sich mit diesen Dingen aus.
    Davon abgesehen waren ihnen diese Dinge vollkommen egal. Ihnen war nur wichtig, dass Mom – das Regelmonster – von der Regel abgewichen war, dass mitten in der Woche kein anderes Kind bei ihnen schlief. Denn obwohl sie um halb zehn die Lichter löschen mussten –als wären sie noch Babys – hatten sie und Linnie sich prächtig amüsiert.

    Bis zur Schule waren es noch Stunden, und sie hatte jetzt Durst. Also piekste sie die Freundin an und flüsterte ihr zu: »Wach auf!«
    »Neee. Es ist noch gar nicht Morgen. Es ist noch dunkel.«
    »Es ist Morgen. Es ist zwei Uhr morgens.« Deshalb war es auch so kühl. »Ich will eine Orangenlimo. Lass uns runtergehen und uns eine holen. Wir können sie uns teilen.« Linnie stieß ein leises Knurren aus, rollte sich auf die andere Seite und zog sich ihre Decke fast bis über den Kopf.
    »Tja, dann gehe ich eben alleine«, zischte Nixie und stand leise auf.
    Es war nicht ganz so lustig, wenn sie alleine gehen musste, aber solange sie an die verbotene Limonade dächte, bekäme sie kein Auge zu. Sie müsste sich ganz runter in die Küche schleichen, weil ihre Mutter nicht erlaubte, dass sie einen eigenen AutoChef bekam. Es war wie im Gefängnis, dachte Nixie. Wie in einem Gefängnis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts und nicht wie im Jahr 2059 in ihrem eigenen Haus.
    Mom hatte sogar Kindersicherungen an den Auto-Chefs in ihrem Haushalt anbringen lassen, damit Nixie und ihr Bruder Coyle nur Vitamindrinks bestellen konnten, igitt.
    Weshalb schlürften sie nicht gleich irgendwelchen Schlamm?
    Ihr Vater sagte: »Regeln müssen eingehalten werden.« Das sagte er sehr oft. Aber manchmal zwinkerte er ihr und ihrem Bruder dabei zu, wenn Mom nicht in der Nähe war, und bestellte Eiscreme oder Chips.
    Nixie glaubte, Mom würde es trotzdem mitbekommen und einfach nur so tun, als wäre sie für dieses Treiben blind.

    Sie schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, ein hübsches kleines Mädchen mit dicht gelocktem, platinblondem Haar und blassblauen Augen, mit denen sie allmählich trotz der Dunkelheit ausreichend sah.
    Außerdem brannte im Bad am Ende des Korridors ein kleines Licht, falls einmal jemand nachts auf die Toilette musste oder so.
    Mit angehaltenem Atem schlich sie an Coyles Zimmer vorbei. Wenn er sie bemerkte, könnte es passieren, dass er sie verpetzte. Manchmal war er wirklich blöd. Aber manchmal war er auch in Ordnung. Sie blieb einen Moment lang stehen und überlegte, ob sie in sein Zimmer schleichen und ihn wecken sollte, damit er ihr bei diesem Abenteuer Gesellschaft leistete.
    Neee. Schließlich war es doppelt aufregend, wenn sie sich alleine in die Küche stahl. Als sie am Elternschlafzimmer vorbeikam, hielt sie abermals den Atem an und hoffte, sie tauchte nicht auf dem Radarschirm ihrer Mutter auf.
    Aber nichts und niemand rührte sich, als sie die Treppe hinunterschlich.
    Selbst nachdem sie unten angekommen war, verhielt sie sich mucksmäuschenstill. Schließlich musste sie noch an der Wohnung ihrer Haushälterin vorbei, die direkt hinter der Küche lag. Direkt neben ihrem Ziel. Eigentlich war Inga echt in Ordnung, aber sie würde ihr ganz sicher nie erlauben, dass sie mitten in der Nacht eine Orangenlimo trank.
    Regeln mussten eingehalten werden, sagte Inga genauso wie ihr Dad.
    Deshalb machte sie kein Licht an, als sie sich wie eine Diebin in die große Küche schlich. Dadurch wurde es noch spannender, und deshalb würde die Orangenlimo noch viel besser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher