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Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten

Titel: Kinder erziehen - die 101 wichtigsten Fragen und Antworten
Autoren: Xenia Frenkel
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Elternfreuden und Elternnöte
1 Wie gut müssen Eltern sein?
    Die Pflichten von Eltern liegen auf der Hand: Sie müssen perfekt sein. Das ist auch nicht weiter schwierig, jeder weiß, dass Eltern überirdische Wesen sind, liebevoll, fürsorglich und selbstlos. Sie verfügen über unerschöpfliche Geduld und haben tausend Ideen, wie sie ihrem Nachwuchs die Langeweile vertreiben und aus der Klemme helfen können.
    Das stimmt! Mit einer kleinen Einschränkung: Eltern sind nicht immer so. In jeder Mutter und jedem Vater steckt auch ein ganz gewöhnlicher Mensch mit Stärken und Schwäche, mit Macken und Launen. Höchste Zeit also, sich von übertriebenen Erwartungen an Eltern zu befreien.
    Eltern können bekanntlich scheitern, und zwar täglich gleich auf mehreren Ebenen. Die Fettnäpfchen, in die sie treten, sind so zahlreich wie die Unterlassungssünden, die auf ihr Konto gehen. Schlechte Schulnoten, Geschwisterrivalität, Allergien, Schlampigkeit – es gibt unzählige Gelegenheiten, ein schlechtes Gewissen zu entwickeln. Und wenn sich eines Tages herausstellt, dass sich ein Kind im Leben nicht problemlos zurechtfindet, wissen alle, wo die Schuld zu suchen ist: Natürlich bei den Eltern! Schließlich haben sie sich jahrelang um das Kind gekümmert – oder eben nicht genug. Kein Wunder, dass viele Eltern enorm unter Druck stehen. Trotzdem halten die meisten an einem idealisierten Elternbild fest. Woran liegt das?
    Soziologen weisen darauf hin, dass es in einer Gesellschaft, die sich zum einen an Produktivität und zum anderen an Produkten orientiert, nicht weiter verwunderlich ist, dass sich Eltern in das Superman-Outfit zwängen, um ein perfektes Produkt zu kreieren. Denn das beweist, dass sie ihren Job gut gemacht haben.
    Der Superelternwahn wird auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse gefördert, die Eltern einen nahezu unbeschränktenEinfluss auf ihr Kind zuschreiben – und damit auch Verantwortung für alles, was schiefgeht.
    In der Hollywoodkomödie «Sky High» sind der schüchterne Willi und seine Mitschüler mit Supermamas und Superpapas beglückt, die Bärenkräfte besitzen, sich wie Gummi verbiegen können und mit einer Bewegung ihres kleinen Fingers ganze Landstriche erstarren lassen. Die Supereltern können alles, und alles besser als ihre Kinder, die ständig an diesen großartigen Leistungen gemessen werden. Im Film ist das lustig. Im wirklichen Leben sind Supereltern eine Last. Kein Kind kann unter solchen Umständen erwachsen werden, ohne Schaden zu nehmen. Dabei sind Minderwertigkeitskomplexe vermutlich noch das geringste Übel. Umso wichtiger ist es, hier einmal gängige Mythen aufzuzeigen und für ein entspanntes und realistischeres Elternbild zu sorgen:
    Mythos Nr. 1: Eltern lieben bedingungs- und grenzenlos. Nur Gott liebt grenzenlos. So steht es jedenfalls in der Bibel. Eltern sind Menschen, und jeder Mensch hat seine individuellen Liebesund Verständnisgrenzen. Man muss nicht an extreme Lieblosigkeit denken, um zu wissen, dass unentwegte Elternliebe keineswegs selbstverständlich ist. Und: es gibt kein Recht auf Liebe. Sie ist ein Geschenk, das größte, das Eltern machen können. Doch Liebe allein reicht keineswegs aus, damit aus Kindern verantwortungsvolle, fürsorgliche, kompetente Erwachsene werden. Sie garantiert auch nicht lebenslange emotionale Sicherheit, Stabilität und Glück.
    Mythos Nr. 2: «Kinder sind der Mittelpunkt, und die Welt dreht sich darum.» Dieser Satz stammt von Ursula von der Leyen, der ehemaligen Bundesfamilienministerin. Dass sich die Welt um die Kinder dreht, mag einer siebenfachen Mutter so vorkommen, aber für die meisten Eltern – und wohl auch für Frau von der Leyen – sind Kinder ein zweifellos sehr wichtiger, aber zum Glück nicht der einzige Lebensinhalt. Das wäre nämlich eine schwere Hypothek, die Kinder daran hindern würde, ein eigenes Leben zu führen. Es bekommt ihnen ausgezeichnet, wenn sie erfahren, dass es für ihre Eltern auch außerhalb desMikrokosmos Familie interessante und wichtige Dinge gibt. Ein Vater, der sich leidenschaftlich seinem Beruf widmet und mit einem Laienchor ein Musical einstudiert, oder eine Mutter, die neben ihrem Beruf Fortbildungen besucht und in der Kommunalpolitik tätig ist, können wichtige Vorbilder sein.
    Mythos Nr. 3: Eltern lieben jedes ihrer Kinder gleich. An kaum einem Mythos stricken Eltern eifriger mit als an diesem. Natürlich lieben sie jedes ihrer Kinder, aber nicht jedes Kind in gleicher Weise. Denn kein
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