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In den Armen der Nacht

In den Armen der Nacht

Titel: In den Armen der Nacht
Autoren: J.D. Robb
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des Bösen, dachte sie.
    Lieutenant Eve Dallas von der New Yorker Polizei blickte auf die zweiundvierzigjährige Inga Snood. Hausangestellte, geschieden. Tot.
    Die Position der Toten und der Blutspritzer verrieten, wie es abgelaufen war. Snoods Mörder war zur Tür hereingekommen, vor das Bett getreten, hatte ihren Kopf –wahrscheinlich am mittellangen, blonden Haar – vom Kissen hochgerissen und ihr dann von links nach rechts mit einem scharfen Messer die Kehle und die Halsschlagader durchtrennt.
    Relativ sauber, auf alle Fälle schnell. Wahrscheinlich völlig lautlos. Es war unwahrscheinlich, dass das Opfer überhaupt begriffen hatte, was mit ihm geschah. Außer der klaffenden Schnittwunde am Hals wies Inga keine Abwehr- oder anderen Verletzungen und keine Spuren eines Kampfes auf. Außer Blut und Tod war nichts zu sehen.
    Eve war vor ihrer Partnerin und der Spurensicherung im Haus erschienen. Der Notruf war bei der Zentrale eingegangen, die hatte ihn an einen Einsatzwagen weitergegeben, der gerade in der Gegend Streife gefahren war. Die uniformierten Beamten hatten die Mordkommission
verständigt, der weitergeleitete Anruf hatte sie um kurz vor drei erreicht.
    Die anderen Toten und die anderen Zimmer hatte sie noch nicht gesehen. Sie kehrte aus Snoods Schlafzimmer in die Küche zurück und wandte sich dem dort postierten Polizisten zu.
    »Sichern Sie das Zimmer weiter, ja?«
    »Ja, Madam, Lieutenant.«
    Sie marschierte in einen zweigeteilten, halb als Wohn-und halb als Esszimmer benutzten Raum weiter. Die Swishers hatten offenbar recht gut verdient. Sie konnten sich ein hübsches Einfamilienhaus in einer ordentlichen Gegend in der Upper West Side, eine teure Sicherheitsanlage und eine Angestellte leisten, auch wenn all das letztendlich völlig nutzlos gewesen war.
    Das Haus war geschmackvoll eingerichtet, alles wirkte aufgeräumt und sauber und offenbar stand jedes Stück an seinem Platz. Es schien kein Raubmord zu sein, denn die leicht zu transportierenden, teuren elektronischen Geräte waren alle noch da.
    Sie ging in die obere Etage und suchte dort zuerst das Schlafzimmer der Eltern auf. Keelie und Grant Swisher, achtunddreißig beziehungsweise vierzig Jahre alt. Auch dieser Raum wies keine Spuren eines Kampfes auf. Nur zwei Menschen, die in ihrem eigenen Bett geschlafen hatten und jetzt nicht mehr lebten.
    Sie sah sich eilig um und entdeckte auf dem Ankleidetisch ein Paar goldene Ohrringe und eine teure Herrenarmbanduhr.
    Nein, es ging ganz sicher nicht um einen Raub, dachte sie.
    Als sie den Raum wieder verließ, kam ihre Partnerin, Detective Delia Peabody – immer noch leicht hinkend –die Treppe aus dem Erdgeschoss herauf.

    Hatte sie sie vielleicht zu früh wieder in den aktiven Dienst gelassen, überlegte Eve. Schließlich war es erst drei Wochen her, dass sie vor ihrer eigenen Wohnung auf der Straße überfallen und zusammengeschlagen worden war. Den Anblick der robusten Peabody, als sie mit gebrochenen Knochen, Prellungen und Abschürfungen bewusstlos auf der Intensivstation gelegen hatte, vergäße sie wahrscheinlich nie.
    Doch sie musste dieses Bild und die Schuldgefühle, die sie hatte, so gut es ging verdrängen und sich daran erinnern, dass sie selbst es hasste, wenn sie krankgeschrieben war, und dass Arbeit manchmal besser als erzwungene Ruhe bei der Genesung half.
    »Fünf Tote? Infolge eines Einbruchs?« Peabody zeigte leicht keuchend auf die Treppe. »Der Beamte unten an der Tür hat mir einen kurzen Überblick verschafft.«
    »So sieht es bisher aus, auch wenn wir noch nicht sicher wissen, was genau hier vorgefallen ist. Die Hausangestellte liegt unten in ihrem eigenen Schlafzimmer direkt neben der Küche. Ihr wurde im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. Die Eigentümer des Hauses und die beiden Kinder, ein Mädchen und ein Junge, liegen hier oben in ihren jeweiligen Zimmern. Auch ihnen wurden im Schlaf die Halsschlagadern aufgeschlitzt.«
    »Kinder? Meine Güte.«
    »Der Beamte, der zuerst am Tatort war, meinte, hier läge der Junge.« Eve ging zur nächsten Tür und machte Licht.
    »Coyle Swisher, der zwölfjährige Sohn.« Die Wände waren mit gerahmten Sportpostern, vor allem zum Thema Baseball, übersät. Etwas von seinem Blut war auf den Oberkörper des augenblicklich heißesten linken Außenfeldspielers der Yankees gespritzt.
    Der Fußboden, der Schreibtisch und die Wäschekommode
waren mit dem Unrat eines Heranwachsenden übersät, es gab jedoch nirgendwo ein Zeichen dafür, dass
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