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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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steckten, während er darauf wartete, sie zum Altar zu führen. Sie wirkten wie die Beine eines Soldaten in Ausgehuniform. Wie dieses Foto von Marshall, als er bei den Marines war; dieses Foto, das auf Mamas Kommode gestanden hatte, gleich neben dem von Daddy in Uniform. Beide hatten so gut ausgesehen. Cassandra hatte immer davon geträumt, dass ihr Vater sie eines Tages zum Altar führe, doch er hatte das nicht mehr erlebt. Oder vielleicht hatte sie sich auch zu lange Zeit gelassen. A. J.s Bein wippte vor und zurück, als lausche er einer Melodie, die außer ihm niemand hören konnte. Eine schnelle Melodie, die besagte: »Los, bringen wir’s endlich hinter uns.«
    Sie blickte auf die weißen Spitzen der zu ihrem Kleid passenden Satinpumps und fragte sich, weshalb es überhaupt spitze Schuhe geben musste. Menschliche Füße waren doch gar nicht spitz. Stattdessen besaßen sie eher eine rechteckige Form, zumindest ihre eigenen. Wie die von Fred Feuerstein.
    Also gut, Cassandra, dachte sie. Genug der Füße und Träume. Sie holte tief Luft und zwang sich, den Kopf zu heben. Als Erstes sah sie Ruth Ann, auf deren Miene eine unmissverständliche Frage lag. »Was treibst du da eigentlich?«
    Auch Ruth Anns Kinder waren da - Ashley mit ihrem ausladenden Babybauch, Keith mit der kleinen Catherine an der Hand, die in ihrem weißen Spitzenkleid so hinreißend aussah, auch wenn es im Laufe des Tages schmutzig werden würde, Angela und David und ihre beiden Jungen, und Alex. Außerdem
waren alle ihre Brüder mit ihren Familien gekommen, und alle Angehörigen von Dennis. Und sie alle sahen sie an, als käme sie geradewegs vom Mars.
    Der Letzte, über den sie ihren Blick schweifen ließ, war Dennis selbst. Er stand da, so hinreißend in seinem weißen Smoking, das Haar steif wie ein Brett von einer riesigen Menge Gel, mit der er es bearbeitet hatte, und schob mit einem langen, mageren Finger alle zehn Sekunden die Brille hoch. Unzählige Male hatte sie ihn angebettelt, sich eine neue zu kaufen, die nicht sein Gesicht so gut wie vollständig verdeckte, doch er hatte nicht auf sie hören wollen. Mindestens zweioder dreimal im Jahr verlor er seine Brille, wenn er sich über ein Grab beugte. Sobald er zu schwitzen anfing, rutschte sie ihm geradewegs von der Nase. Es sei doch völlig verrückt, jedes Mal viel Geld für ein neues modisches Gestell auszugeben, meinte er.
    Dennis zwinkerte ihr zu und lächelte, und er war dabei so unglaublich süß. Sie wollte ihn heiraten. Oder? Natürlich wollte sie das. Sie erwiderte sein Lächeln und dachte, okay, ja, jetzt kann ich es tun. Ihr Fuß bewegte sich vorwärts.
    Doch dann blieb ihr Blick an der Organistin hängen, genauer gesagt, an ihrem Hut. Keine der anderen Frauen trug einen Hut, doch Joyce Miller ging niemals ohne Kopfbedeckung aus dem Haus. Ihre Mutter hatte nur spärliches Haar, deshalb vermuteten alle, dass auch Joyce darunter litt. Der Hut, den sie jetzt trug, war eisblau mit großen dunkelblauen Blumen auf der Vorderseite, passend zu ihrem Kleid. Sie sah wie die Gartenhortensie auf Cassandras Veranda aus. Joyce saß an der Orgel, die Finger über den Tasten, und blickte mit erhobenen Brauen zu Cassandra herüber, ehe sie nickte. »Nein! Warte!«, hätte Cassandra am liebsten gerufen, doch in diesem Augenblick berührten Joyce’ Finger die Tasten. Die Töne hallten durch den Raum, und Cassandra erstarrte erneut.
    A. J. nahm sie beim Ellbogen. »Fertig?«, flüsterte er. Sie
schüttelte den Kopf, doch Aubrey, diese Pedantin, stieß sie von hinten an. »Los, geh! Geh!«, befahl sie mit leiser Stimme. Blöde Ziege!, dachte Cassandra. Das Einzige, was sie interessierte, war, dass alles nach ihrem verdammten Plan ablief. Bei der Probe am Vorabend hatte Dennis Cassandra nach draußen bringen und beruhigen müssen, damit sie Aubrey nicht ins Gesicht sprang, weil diese ständig auf sie einredete, wie sie gehen sollte. »Sie macht doch nur ihren Job, Schatz«, hatte Dennis sie beschwichtigt. »Wir wollen doch, dass alles klappt, nicht wahr?«
    Oh ja, wir müssen dafür sorgen, dass alles klappt. Meine Güte, was würde nur passieren, wenn etwas schiefliefe! Wie schrecklich! Cassandra hatte von Anfang an keine Hochzeitsplanerin gewollt, und diese hochnäsige Aubrey schon gar nicht. Ihr war nicht klar, was so schwierig daran sein sollte, den Gang entlang bis zum Altar zu schreiten.
    Wieder stieß Aubrey sie an, und Cassandra unterdrückte ein Grinsen, als sich ein Bild vor ihr geistiges

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