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In dein Herz geschrieben

Titel: In dein Herz geschrieben
Autoren: Pamela Duncan Andrea Brandl
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All ihr Frauen, die ihr wartet, öffnet die Vorhänge, stoßt die Läden weit auf, beugt euch über die Fensterbank in die große, verlockende Nacht, erwidert mein Lächeln, und dann flüstert, so leise, dass nur ihr selbst euch hören könnt: »Hier bin ich.«
    Kathryn Stripling Byer, Vollmond
     
     
     
    DIE GROSSE SCHÖNHEIT
    Für Pam Duncan
     
     
Ich floh dem Duft von Kerzen und von Lilien
In einen wilden Weg, um Kiefernharz
Und Salzgeruch zu atmen. Wo sich Erde,
Himmel und Wasser im Ursprungshauch
Verbinden, fand mein Geist Ruhe,
Entkrampften sich meine Muskeln, sang
Mein Blut des Windes Lied. Ich löste
Mein Haar, zog Nadel um Nadel
Aus dem Schleier, der es verhüllte, bis
Das fein gewirkte Tuch auf ein Stück
Treibholz schwebte, meine Schwester,
Durch Ungefähr und Urkraft angeschwemmt.
Dann kam die Nacht, sanft und bereit,
Mich mit der großen Schönheit zu vereinen.
    Jane Hicks

    »Ich glaube, dass manche Menschen fern von ihrer wahren
Heimat geboren werden. Der Zufall hat sie in eine bestimmte
Umgebung gestellt, aber sie haben immer Heimweh nach
einem unbekannten Land. Sie sind Fremde in ihrem Geburtsort
, und die grünen Heckenwege, die sie seit ihrer Kindheit
kennen, oder die belebten Straßen, auf denen sie gespielt haben,
blieben nur ein Durchzugsort. Sie können ihr ganzes Leben
als Fremde inmitten ihrer Verwandtschaft verbringen
und den einzigen Schauplätzen, die sie immer gekannt haben,
fernbleiben. Vielleicht ist es dieses Gefühl der Fremdheit, das
Männer in die Ferne treibt, auf der Suche nach etwas Bleibendem
, an das sie sich halten können. Vielleicht treibt ein
tiefverwurzelter Atavismus den Wanderer zurück in Länder,
die seine Ahnen in den dunklen Anfängen der Geschichte verlassen
haben. Bisweilen stößt ein Mensch auf einen Ort, dem
er sich geheimnisvoll verbunden fühlt. Hier ist die Heimat, die
er sucht, und er wird sich niederlassen in Gegenden, die er nie
zuvor gesehen, unter Menschen, die er nie gekannt hat, und
doch ist es ihm, als wären sie ihm von Geburt an vertraut.
Hier findet er endlich Ruhe.«
    W. Somerset Maugham, Silbermond und Kupfermünze

Prolog
    »Etwas zu lieben ist vielleicht die einzige Methode, um zu beginnen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.«
    Alice Koller
     
     
     
    Das kleine Mädchen lief genauso auf das Meer zu wie auf jemanden, den sie liebte - die Arme weit ausgebreitet, lachend, mit weit aufgerissenem Mund, bereit, die ganze Welt zu umfassen und sie an ihr kleines Herz zu drücken. Cassandra wünschte sich, sie wäre nicht zu alt und fett und könnte ihr nacheifern, doch in ihrem Innern, in ihrem Herzen lief sie neben ihrer Großnichte her. Sie lief ihr ins Wasser nach, atmete tief durch die Nase und sog den Geruch des Strands ein. Gab es etwas Schöneres als diesen Duft, als das Gefühl von salziger Luft und salzigem Wasser auf der Haut?
    Emma war gerade einmal bis zu den Knien ins Wasser gewatet, trotzdem zitterte sie, wahrscheinlich mehr vor Aufregung als vor Kälte. Es hatte immer noch knapp dreißig Grad. Cassandra nahm Emma bei der Hand und führte sie ein paar Schritte zurück. Der Strand hier war steiler und die Wellen höher als in Emerald Isle, wahrscheinlich weil es in westlicher Richtung statt in südlicher lag. Cassandra hatte nicht sonderlich viel für Carolina Beach übrig, doch dank ihres Bruders Marshall und ihrer Schwägerin Darlene kostete sie dieses Wochenende keinen Cent.
    Diese beiden waren oben in der Wohnung mit ihrer Schwester Ruth Ann und ihrer Nichte Ashley, sie lachten, redeten
und packten ihre Sachen aus. Doch für Cassandra und Emma hatte anderes Vorrang. Das war das erste Mal seit einer halben Ewigkeit, dass sie wieder einmal am Strand waren. Es gab Wichtigeres, als die Sachen auszupacken.
    Emma quiekte und zeigte zum Himmel. Cassandra folgte ihrem Finger und entdeckte einen Regenbogen, dessen Farben so blass waren, dass man ihn kaum erkennen konnte. Er begann irgendwo hinter ihnen, in der Gegend von Wilmington und wölbte sich übers ganze Meer, ehe er sich in den dichten weißen Wolken verlief, die sich am Horizont türmten. Regenbogen erinnerten sie immer an Mama, den einzigen ihr bekannten Menschen, den der Anblick dieses Naturschauspiels nicht in Aufregung versetzte.
    Ein paar Pelikane flogen tief übers Wasser, wahrscheinlich auf der Jagd nach Fischen. Die Tiere waren völlig mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Ein Schwarm Möwen folgte ihnen kreischend. Emma sprang auf und umklammerte Cassandras Bein. Sie
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