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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben
Autoren: Christoph Fasel
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Vorwort
    Es gehört nicht nur zum Wesen meines Berufes, sondern auch zu meinen privaten Eigenschaften, dass ich in „schwierigen Momenten“ entweder reflexhaft mit Leichtigkeit reagiere oder mein Heil darin suche, so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. Darin hatte ich eine gewisse Perfektion erreicht, für die ich beruflich oft genug gelobt und die mir im Privaten noch öfter vorgeworfen wurde. Wenn ich heute in der Lage bin, mich in einer Krise ernsthaft mit dieser auseinanderzusetzen, ohne sofort Fluchtreflexe zu entwickeln, so verdanke ich dies dem jungen Mann, den Sie in diesem Buch sehr genau kennenlernen werden.
    Ich werde nie vergessen, wie ich Samuel Koch am Vorabend seines verhängnisvollen „Wetten, dass..?“-Auftritts nach den Proben noch einmal an der Hotelbar getroffen habe. Ich konnte nicht wissen, wie eng uns das Schicksal am nächsten Tag miteinander verbinden würde, aber dieser blonde Kraftkerl mit dem unerschütterlichen Selbstvertrauen erinnerte mich sehr stark an mich selbst in seinem Alter. So wie ich ihn muss meine Umgebung mich bei meinen ersten Berührungen mit dem Fernsehen wahrgenommen haben: Man spürte, dass da einer in dem Medium angekommen war, das für ihn die Zukunft bedeutete. Auch im Gespräch mit ihm bemerkte man schnell, dass Kameras für ihn einen Zauber und das Publikum dahinter eine Herausforderung darstellten. Da wollte er hin, ob als Schauspieler, Stuntman oder Moderator.
    Wir alle wurden Zeugen, wie dieser Traum zerplatzte. Fürs Erste zumindest und sicher für lange Zeit.
    Die ersten Tage nach dem Unfall habe ich wie in Trance erlebt. Dauernd wurde ich nach meiner und der Zukunft der Sendung gefragt. Nichts interessierte mich in diesem Moment weniger. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass dieser blonde Junge aus der Hotelbar vielleicht nie wieder auf seinen eigenen Beinen würde stehen können. Ich kann es heute noch nicht.
    In den ersten Wochen und Monaten gehörte ich zu denen, die von voreiligen Diagnosen sprachen, von der Kunst der Ärzte und den möglichen Wundern. Samuel selbst und sein Vater waren es, die mir von ihrer neuen Zeitrechnung und der Wahrnehmung der Langsamkeit berichtet haben.
    Meine Entscheidung, mich auch und vor allem wegen Samuels Unfall von „Wetten, dass..?“ zu verabschieden, wurde nicht von allen als ehrlich empfunden. Manche haben mir unterstellt, es wäre die geschickte Tarnung eines lange geplanten Rückzuges gewesen.
    Es stimmt, dass ich meine Moderationslaufbahn bei „Wetten, dass..?“ in absehbarer Zeit beenden wollte, aber ich hatte keine Vorstellung, wann dieser Punkt erreicht sein würde. Sobald aber feststand, dass es für Samuel kein schnelles Happy End geben würde, wurde auch mir bewusst, dass ich nie mehr den gleichen Spaß mit der Show haben würde wie zuvor.
    Und wenn ich von einer schicksalhaften Verbindung zwischen mir und Samuel gesprochen habe, meine ich nicht den Abschied von einer Samstagabend-Show, sondern die Tatsache, dass ich diesem jungen Mann eine tiefe Einsicht verdanke, wie man mit einem Leben umgehen kann, das eben nicht so verläuft, wie man es geplant und sich gewünscht hat.
    Viele Menschen ereilt jeden Tag ein ähnliches Schicksal wie Samuel, und irgendetwas kann auch unser Leben schon morgen in eine völlig andere Bahn werfen. Ich wünsche uns dann die Kraft, die ich im Buch von Samuel finde. Ich beglückwünsche ihn dazu und ich bewundere ihn dafür.
    Thomas Gottschalk

Einleitung
    Als ich im Sommer 2011 gleich von mehreren Buchverlagen angesprochen wurde, ob ich nicht meine Geschichte aufschreiben wollte, musste ich fast lachen, da ich die Idee so absurd fand. Was sollte ein 23-jähriger Typ, der noch nichts erreicht hat außer den Tiefpunkt seines Lebens, in einem Buch schreiben? Der völlig aus dem Leben gerissen den größten Teil des letzten Jahres einfach nur im Bett lag und nichts tat – aber auch gar nichts. Das konnte doch nur ein Buch voller depressiver und trauriger Worte werden. Außerdem hatte ich mich in der Öffentlichkeit ohnehin schon „naggisch“ genug gemacht und die Leute würden denken: „Noch einer, der ein Buch schreibt, nur weil er in der Öffentlichkeit steht!“ Ich dachte: Niemals schreibe ich ein Buch, und schon gar nicht mitten in dieser Akutphase. Höchstens vielleicht, wenn aus dieser Misere ein Happy End geworden ist und ich
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