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Samuel Koch - Zwei Leben

Samuel Koch - Zwei Leben

Titel: Samuel Koch - Zwei Leben
Autoren: Christoph Fasel
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Flötotto, schön in der Form und sehr stabil in der Verarbeitung. Die Schränke reichten nicht ganz bis zur Decke. Wir Kinder konnten obendrauf noch sitzen. Die Erwachsenen konnten aber nicht rauf, was diesen Ort bald zu unserem Lieblingsplatz machte. Noch heute erzählen mir alte Freunde aus Kinderzeiten, wie viel Spaß sie damals bei uns zu Hause mit Bett und Schränken hatten.
    Natürlich blieben Saltos beim Sprung vom Schrank aufs Bett nicht aus. Von da an gab es kein Halten mehr, das Elternschlafzimmer wurde zur Turnhalle, der Schrank zum Turngerät.
Frühstück um zwei
    Ich lebe seit meinem dritten Lebensjahr in dieser wunderschönen Gegend und habe mich trotzdem meist „zugezogen“ gefühlt. Vielleicht liegt das mit daran, dass ich es nie geschafft habe, den hiesigen Dialekt zu adaptieren, oder dass die Menschen aus der alemannischen Ecke zunächst etwas zurückhaltend sind. Und dennoch sind meine Familie und ich integriert.
    Die Folgen waren schon vor 20 Jahren dieselben wie heute: „Da hieß es: Die Kochs sind ein bisschen komisch – fromm, aber komisch!“
    Mein Papa erzählt: „Ich habe oft bei der Arbeit eine längere Mittagspause gemacht, und Marion ist dann mit den Kindern und einem Picknickkorb voll Essen nach Basel gekommen. Dann haben wir gemeinsam am Rheinufer gegessen.“ Durch solche und ähnliche Aktionen haben wir uns im Alltag dem langsamen Landleben etwas entzogen. Schon mit 10 Jahren setzten mich meine Eltern in einen Zug und ließen mich allein quer durch Deutschland reisen, um einen Freund zu besuchen, den ich im Urlaub kennengelernt habe.
    Von meinen Eltern habe ich gelernt, individuell zu leben und zu denken, nicht einfach unkritisch irgendwelchen Dogmen zu folgen, nur weil es sie gibt. Bei uns galt zum Beispiel der schlichte Grundsatz: Wenn man am Sonntag aufsteht, hat man Lust auf Frühstück. Und das kann auch mal nachmittags der Fall sein. Oft gab es bei uns also sonntags erst um 14:00 Uhr Frühstück.
    Als Schüler sah mein Tag meist so aus: Morgens Schule, nachmittags jobben, dann Training bis etwa 23:00 Uhr, danach vielleicht noch was mit Freunden unternehmen, leider erst irgendwann nach Mitternacht dann das ganze bürokratische Schulzeug erledigen und endlich ins Bett.
    Sonntags war immer unser Familientag – Zeit, um miteinander zu reden, etwas zusammen zu unternehmen und viel zu spielen. Der gemeinsame Gottesdienstbesuch gehörte auch dazu, auch wenn ich nicht immer mit großer Begeisterung hingegangen bin.
    Wenn ich an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, fallen mir eine Reihe von Begriffen ein: Unbeschwert. Behütet. Jubel, Trubel, Heiterkeit.
Der Weg zum Leistungsturner
    Die prägendsten Jahre meiner Entwicklung zum Turner begannen ab dem fünften Lebensjahr. Schon in dieser Zeit war Sport ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Bewegung in allen Lebenslagen machte mir einfach Spaß, das war schon früh klar. Meine Eltern brachten mich zum Kinderturnen, zunächst einmal die Woche, schließlich zum regelrechten Turntraining zwei-, dreimal in der Woche. Weil sich ihr Sohn als talentiert entpuppte, baten die Trainer meine Eltern, mich ins feste Training einer Leistungsgruppe zu schicken.
    Das war übrigens der Anfang einer ungewöhnlichen Chauffeurkarriere vor allem für Mama. Denn später war es nicht nur ich, der zum Training kutschiert werden musste; hinzu kamen auch meine Schwestern Elisabeth und Rebecca, und sieben Jahre nach mir folgte noch mein Bruder Jonathan. Und wir alle turnten. Mussten ins Training, zu Wettkämpfen, zum Unterricht. Mama fuhr für uns in diesen Zeiten um die 100 Kilometer pro Tag. Es gibt wohl kaum jemanden in Efringen-Kirchen, der so viele Kurven kratzte wie sie. Das führte sie zu einer eher zweifelhaften Berühmtheit in unserem Dorf. Klassenkameraden erzählten mir, dass der Fahrlehrer in der Fahrschule sie vor dem grünen Lupo warnte, in dem Frau Koch unterwegs war.
    Bei einem Stuntkurs für Kinder entdeckte ich weitere Möglichkeiten, die beim Turnen erlernten Fähigkeiten weiter anzuwenden. Risiko-Darsteller – das waren für mich immer die wahren Helden des Films gewesen!
    â€žDeshalb gab es zum zwölften Geburtstag für Samuel einen Schnupperkurs in der damals einzigen Stunt- und Schauspielschule für Kinder in Düsseldorf – und den hat er auch besucht“, sagt mein Papa. Hier konnte ich
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