Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
Cello mit einer seltsamen Konstruktion daran. Ein dünner Fichtenstab, am Resonanzboden befestigt, ragte bis zur Decke hinauf. Der Cellobogen lag zu ihren Füßen. Sie saß unbeweglich wie eine Statue da, die Finger der linken Hand am Hals des Instruments, den rechten Zeigefinger nahe am Steg über einer Saite gekrümmt.
    Als Hero die Tür aufbrach, versuchte Isobel, die heiße, brennende Laterne umzuwerfen. Aber in dieser Sekunde, da die Zeit stillzustehen schien, sah Hero, daß ihre Augen glasig und ihre Bewegungen langsam waren, als hätte sie ein Rauschgift genommen. Wenn es ihr gelang, genügte das Benzin, mit dem das Brennmaterial durchtränkt war, um eine gewaltige Explosion zu erzeugen und das jahrhundertealte Schloß in Flammen aufgehen zu lassen.
    Kaum mehr bei Bewußtsein, streckte Isobel die Hände nach der Laterne aus; doch Hero kam ihr zuvor, er ergriff die Laterne, eilte damit aus der Gerümpelkammer und löschte sie aus. Als er zurückkehrte und die elektrische Lampe anknipste, war Isobel, von den Benzindünsten betäubt, zu Boden geglitten und lag mit dem Kopf neben dem Brennmaterial; ihr silberblondes Haar glich einer Flamme, die zum Scheiterhaufen züngelte in einem letzten verzweifelten Versuch, das Zerstörungswerk zu vollenden.

27

Drei Abreisen

    Mehrere Personen reisten am nächsten Tag von Paradine Hall ab — eine davon so früh am Morgen, daß niemand ihr Weggehen bemerkte. Kurz nach Sonnenaufgang schritt eine hochgewachsene weißblonde Frau, in jeder Hand einen Koffer, vom Schloß zu den Garagen, wo sie das Gepäck in einem kleinen Wagen verstaute. Sie setzte den Motor in Gang und fuhr die breite Allee entlang und durch das Parktor hinaus, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen. Auto und Frau verschwanden in der Richtung auf die Sonne zu, die golden am Himmel emporstieg. Als die anderen abreisten, war Alexander Hero zugegen, da er noch gewisse Dinge erledigen mußte. Er trug mehrere Pakete bei sich.
    Das Ehepaar Wilson fuhr im eigenen Wagen; die Spendley-Carters wurden im Auto des Country Clubs zur Bahn gebracht. Der Major saß am Lenker und wartete auf seine Frau, die sich im Schloß verabschiedete. Hero öffnete den Schlag und setzte sich neben den Major, der ihn halb erstaunt und halb amüsiert betrachtete und sagte: «Ihre Kaltblütigkeit ist bewundernswert, Hero. Das soll wohl eine Gegenvisite sein? Ich beobachtete Sie damals in der Ruine, als Sie meine Frau umarmten, verstehen Sie?»
    Hero antwortete: «Das tut mir leid. Ich nehme an, Sie wissen, was hier drin ist.» Damit händigte er dem Major eines der Pakete aus. «Es ist Ihre Pistole.»
    Der Major nickte und sagte: «Ich habe mich schon gefragt, wann Sie mir mein Eigentum zurückgeben würden.»
    Hero fuhr fort: «Und vielleicht möchten Sie dies als Erinnerung behalten.»
    Das Papier öffnete sich, als er ihm das zweite Paket in die Hand drückte. Der Major starrte die Gasmaske an und verzog dann den Mund zu seinem lautlosen Haifischlachen. «Sie haben meinen Scherz durchschaut, wie ich sehe.»
    Hero erwiderte: «Sie haben doch nicht etwa erwartet, daß ich darauf hereinfallen würde? Zuerst fand ich es gescheit, daß Sie im Wintergarten die physikalischen Elemente für Peppers Gespenst entdeckten, bis ich heute früh nach London telefonierte und erfuhr, daß Sie früher als Hauptmann unter Major Maskelyne Dienst taten, dem Zauberkünstler, der in Ägypten und Lybien als Tarnfachmann eingesetzt wurde.»
    Der Major war keineswegs verlegen. «Oh, Sie haben Nachforschungen angestellt! Ich habe vom alten Maskelyne einen Haufen Tricks gelernt. Pflegte der Truppe und den Einheimischen Vorstellungen zu geben. Wollte herausbekommen, wieviel Sie von Gespenstern verstehen. Sie benahmen sich so verteufelt selbstsicher. Es war nicht bös gemeint.»
    Hero deutete auf das Paket, das die Pistole des Majors enthielt, und fragte: «War das auch ein harmloser Scherz?»
    Der Major warf den Kopf zurück, öffnete seinen Haifischmund und lachte lautlos. Er war ein hartgesottener Bursche. Schließlich sagte er: «Es hat nur wenig gefehlt! Wenn Sie sich nicht so schnell zu Boden hätten fallen lassen, wären Sie nicht mehr am Leben. Ich bin ein guter Schütze — auf zehn Meter Entfernung und mit beleuchtetem Hintergrund boten Sie ein ideales Ziel. Es sollte Ihnen eine Lehre sein.»
    Hero nickte. «Wir haben beide Glück gehabt. Hätte ich nicht so rasch reagiert, wären Sie an den Galgen gekommen.»
    Der Major starrte Hero an. «Da täuschen Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher