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Das Blut des Mondes (German Edition)

Das Blut des Mondes (German Edition)

Titel: Das Blut des Mondes (German Edition)
Autoren: Andrea Bielfeldt
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Kleine Fische
    Ann gähnte und streckte sich. Verstohlen sah sie auf die Uhr: Es war mittlerweile halb zwei in der Nacht.
    „Na, müde?“ Levian sah sie aufmerksam an.
    „Ein bisschen. Es war auch ein echt langer Tag.“
    Nachdem Cat am Tag während der Mittagspause in der Schule herausgefunden hatte, das ihre Freundin Dionne – aus welchen Gründen auch immer – durch Rics Ring Macht über ihn hatte, beschloss sie kurzerhand, dem ein Ende zu setzen. Geschickt entwendete sie Ric seinen Ring und flüchtete aus dem Schulgebäude, um das Schmuckstück und sich selbst vor Dionne in Sicherheit zu bringen. Aber anstatt einfach nach Hause zu fahren, floh sie in die Höhle im Shackford Head, von der Ric ihr einmal erzählt hatte. Nachdem sie dort tausend Tode ausgestanden hatte und fast erfroren wäre, wurde sie letztendlich von Ric gefunden. Und dann gab es endlich die längst fällige Aussprache zwischen ihm und Cat, die am Ende mit einem Happy End schloss: sie küssten sich. Endlich.
    Ann freute sich über die Vertrautheit der beiden und war froh, dass zumindest diese Geschichte vorerst ein glückliches Ende gefunden hatte.
    Seit Jayden sich nach seinem Ausraster wegen der Diskussion um das überaus angsteinflößende Verhalten seiner Schwester Dionne wieder beruhigt hatte und gegangen war, saßen sie zu viert am Küchentisch und sprachen über Cats nächtlichen Ausflug in den Wald.
    Da Levian in dieser Sache ein Außenstehender war, wollten die Vier nicht den wahren Grund für Cats übereiltes Fortlaufen preisgeben. Ann hatte ihm erzählt, dass Cat wegen eines Streits mit Dionne die Flucht ergriffen hatte. Dabei sollte es auch bleiben. Levian war neu in der Runde und niemand wusste, wie weit man ihm trauen konnte. Abgesehen davon war die Geschichte um die Ringe und Dionne zu verrückt, als dass man sie ohne weiteres weitererzählen konnte. So sprachen sie über Belangloses wie die Schule, Levians Autowerkstatt oder gemeinsame Freunde. Ann genoss dabei Levians Nähe.
    Sie beobachtete ihn die ganze Zeit verstohlen und wünschte sich nichts mehr, als das auch ihre Geschichte ein Happy End nehmen würde. Immer mehr fühlte sie, wie dieser Junge sie in seinen Bann zog. Ihr Magen zog sich mit einem angenehmen Kribbeln zusammen und zeigte ihr wieder einmal, was sie bereits geahnt hatte: Sie hatte sich in Levian verliebt.
    „Ich werd mich am besten auch mal auf den Weg machen. Damit wir alle noch etwas Schlaf kriegen.“ Sie glaubte, ein kleines bisschen Bedauern in seiner Stimme herauszuhören, aber die Vernunft ließ sie erkennen, wann Feierabend war. Sie alle brauchten Schlaf. Jeder in seinem eigenen Bett!
    Levian stand auf und reckte seine steifen Glieder nach dem stundenlangen Sitzen auf dem Holzstuhl.
    „Ich bringe dich noch raus.“ Ann stand ebenfalls auf und nachdem Levian sich von Ric und Cat verabschiedet hatte, begleitete sie ihn hinaus.
    Die Nacht war kalt, der Wetterwechsel ging im Osten immer sehr schnell und man konnte den Einzug der dritten Jahreszeit förmlich riechen. Ann bedauerte das. Sie liebte den Sommer, aber hasste den Herbst! Denn der war meist trüb und regnerisch mit teils starken Herbststürmen an den Küstengebieten. Allerdings kam damit auch die kuschelige Zeit. Und dank Levian – wer weiß? Vielleicht musste sie diesen Herbst nicht alleine verbringen.
    Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinab und schlenderten zum Auto. Einträchtiges Schweigen herrschte zwischen ihnen, was Ann sehr angenehm fand. Auch, wenn sie doch ein bisschen traurig darüber war, dass Levian schon ging. Sie genoss seine Anwesenheit und die Aufmerksamkeit, die er ihr entgegen brachte, tat ihr gut. Er gab ihr das Gefühl, als wäre sie sein ganz persönlicher Mittelpunkt. Auch, wenn es vielleicht gar nicht so war, mochte sie die Vorstellung, dass es vielleicht irgendwann so sein könnte.
    Am Auto angekommen standen sie sich beide etwas befangen gegenüber. Levian brach als erster das Schweigen.
    „Trotz der Umstände – es war ein schöner Abend.“
    „Ja, das fand ich auch. Wir sind schon ein chaotischer Haufen, was?“
    „Ein bisschen“, schmunzelte er leise, „aber ihr haltet zusammen. Und das finde ich echt wichtig!“
    „Ja, das stimmt. Das tun wir!“ Und das war in Anbetracht der Tatsachen auch gut so.
    „Da sieht man mal wieder, was wahre Freundschaft bedeutet.“
    „Alles!“, sagte Ann ohne nachzudenken, aber das war nicht schlimm, denn sie meinte es auch genauso. „Meine Freunde sind mir sehr
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