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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster
Autoren: Paul Gallico
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sich, mein Lieber! Ich bin doch kein Dummkopf. Da waren doch mehr als ein halbes Dutzend Zeugen, die geschworen hätten, daß ich entweder den Kopf verlor oder schoß, um Sie zu retten. Ich muß gestehen, daß ich es bereue, Sie nicht getroffen zu haben.»
    «Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun», sagte Hero. «Einer Ihrer Zeugen weiß nämlich über Peppers Gespenst sehr gut Bescheid. Denn Ellison war in seiner Jugend Mechaniker und Erfinder neuer Bühnentricks bei einem berühmten Magier. Er erkannte selbstverständlich — genau wie ich —, daß alle Elemente für diese Sinnestäuschung vorhanden waren. Mich hätten Sie niederknallen können, aber der Ingenieur Ellison hätte Ihnen einiges zu schaffen gemacht. Er riet mir übrigens, Ihre militärische Laufbahn nachzuprüfen.»
    Der Major blickte starr vor sich hin. Er war aschfahl geworden, und Hero stellte mit Befriedigung fest, daß auf seiner Stirn Schweißperlen standen.
    «Der Galgen wäre Ihnen nicht erspart geblieben, Major», sagte er vergnügt. «Wenn Sie wieder einmal jemand einen solchen Streich spielen, sollten Sie sich besser informieren. Nun, das wäre alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Übrigens würde ich Ihnen raten, keine falschen Schlüsse zu ziehen — Mrs. Wilson hat in jener Nacht die Wahrheit gesagt.»
    Er öffnete die Autotür.
    Der Major blickte ihn an und fragte: «Es hat wohl keinen Sinn, daß wir uns die Hand reichen, Hero?»
    Hero erwiderte: «Nicht den geringsten, Major», und stieg aus.
    Mrs. Wilson kam aus dem Schloß. Sie trug ein graues Reisekostüm und einen kleinen Hut und sah sehr elegant aus. Hero hielt den Wagenschlag offen, und sie trat zu ihm, gab ihm die Hand und sagte: «Auf Wiedersehen, Alexander!» Dann legte sie die Hand auf seine Schulter, küßte ihn und setzte sich neben den Major. Hero schloß die Tür.
    «Auf Wiedersehen!» sagte er.
    Das Gesicht des Majors war dunkelrot vor Zorn. Er drückte den Gang hinein und trat aufs Gaspedal, daß die Reifen nur so quietschten und der Kies nach allen Seiten spritzte.
    Hero trat einen Schritt zurück, dann einen zur Seite, und als der Major das Steuer herumriß, verfehlte ihn das Heck des Wagens nur um wenige Zentimeter.
    , murmelte er für sich und tastete nach den Patronen in der Tasche.
    Eine Stimme hinter seinem Rücken sagte: «Weshalb war er so wütend, Mr. Hero?» Hero drehte sich um. Es war Noreen. Dann fügte sie hinzu: «Ich habe gesehen, daß sie Sie geküßt hat. Ist sie in Sie verliebt?»
    Hero antwortete: «Alle sind in mich verliebt.»
    Noreen sagte: «Am meisten ich. Vergessen Sie nicht, daß Sie mir versprochen haben, mich zu heiraten.»
    «Ich denke, du wolltest Krankenschwester werden. Wie steht es übrigens damit?»
    Noreen legte ihr unregelmäßiges Gesicht in ernsthafte Falten. «Ich werde Krankenschwester. Daddy und Mummy haben es mir erlaubt. Aber Sie könnten wenigstens mein Freund sein.»
    Hero nickte. «Ja, das will ich.» Er packte sie bei den Schultern und sagte eindringlich: «Du mußt dir Mühe geben, eine gute Krankenschwester zu werden, hast du verstanden? Ich werde auf dich aufpassen.»
    Das Auto fuhr vor, beladen mit dem Gepäck der Spendley-Carters. Noreen warf plötzlich die Arme um Heros Hals und flüsterte: «Ich verspreche Ihnen, eine gute Krankenschwester zu werden. Bitte, vergessen Sie mich nicht — ich werde immer an Sie denken. Sie haben ihr Versprechen gehalten. Niemand hat das vor Ihnen getan.»
    «Und wie steht es mit deinem?» flüsterte Hero.
    «Mit meinem?»
    «Ja, nie wieder Poltergeist zu spielen?»
    «Ach, das!» erwähnte Noreen verächtlich. «Klar verspreche ich das!» Hero bemerkte, daß sie es nicht etwa vergessen hatte, sondern daß diese Episode für sie schon der Vergangenheit angehörte.
    Ihre Eltern traten zu ihnen. Mrs. Spendley-Carter sagte: «Noreen verehrt Sie. Ich danke Ihnen, daß Sie sich ihrer so angenommen haben.»
    «Nichts zu danken», antwortete Hero.
    Spendley-Carter rief jovial: «Kinder spüren, wer sie liebt — genau wie die Tiere!»
    Hero erwiderte: «Ja, Kinder spüren das — denken Sie daran.»
    Spendley-Carters feuchte Augen blickten in stillem Einverständnis in die seinen. «Nicht ein Wort, Hero», sagte er.
    Hero unterdrückte ein Lächeln. «Nicht ein Wort.»
    Sie stiegen in den Kombiwagen. Der Chauffeur schob die Mütze in den Nacken, legte den Gang hinein und fuhr an.
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