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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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Zeit«, sagte er säuerlich und nahm die Kerze aus der Halterung. Caitlyn warf Connor noch einen Blick zu, Tränen in den Augen. Vater Patrick machte das Kreuzzeichen und sagte: »Sei stark im Herzen, mein Sohn!« Dann legte er eine Hand auf Caitlyns Schulter und führte sie aus der Zelle.

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    Als sie draußen waren, schwammen Caitlyns Augen in Tränen. Sie klammerte sich an Vater Patricks Arm, und der Priester eilte mit ihr in Richtung auf den Gasthof, in dessen Stall sie ihre Pferde abgestellt hatten. Die Nacht war dunkel und mondlos, und Caitlyn schätzte, daß es in etwa zwei Stunden hell werden würde. Sogar um diese Uhrzeit machten Betrunkene die Straßen rund ums Gefängnis unsicher.
    Bei soviel Unruhe schenkte Caitlyn der geschlossenen Kutsche, die auf sie zukam, keine Aufmerksamkeit. Erst als sie neben ihnen anhielt, sah sie auf. Zwei Männer sprangen heraus, Knüppel in der Hand. Vater Patrick blieb stehen und schob Caitlyn hinter sich.
    »Im Namen Gottes, verschwindet«, donnerte er. »Wir haben nichts für euch, nichts, was wert wäre, es zu stehlen.«
    »Wir wollen euch nicht berauben, du verdammtes Katholikenschwein ! Wir sind hinter der Schlampe her. Gib sie heraus, oder wir spalten dir den Schädel, Priester oder nicht!«
    »Ihr könnt es ja versuchen!« brüllte Vater Patrick und stürzte auf einen der Männer,'während er Caitlyn zurief, wegzulaufen. Aber es war zu spät. Der zweite Mann schlug Vater Patrick mit dem Knüppel nieder; Caitlyn versuchte zu fliehen, aber schon nach wenigen Schritten erwischte einer der beiden sie am Zipfel ihrer Robe und zog sie von den Füßen.
    »Halt sie fest! Au, paß auf, das Luder beißt! Schnell, schaff sie in die verdammte Kutsche, Vorsicht!«
    Caitlyn schrie und wehrte sich aus Leibeskräften, aber gegen die zwei stämmigen Kerle hatte sie keine Chance. Die Betrunkenen vor dem Gefängnis beachteten sie kaum - solche Szenen waren gang und gäbe in Dublin -, bis einer von ihnen bemerkte, daß der Mann, der bewußtlos auf der Straße lag, ein Priester war.
    »Hey, schaut mal da drüben! Die verdammten Schweine haben einen Priester niedergeschlagen! Verfluchte Protestanten !«
    »Einen Priester? Sie haben einen Priester geschlagen? Los, die kaufen wir uns!« Aber die ungeschickten Rettungsversuche kamen zu spät. Caitlyn wurde in die Kutsche gestoßen, als die betrunkenen Helden gerade die Straße überquerten. Sie hörte einen der Männer aufschreien, offensichtlich wurde er gerade angegriffen, aber die Kutsche fuhr einfach ab und ließ die beiden zurück. Sie fiel zurück und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Jemand packte ihre Arme, dann lehnte sich ein anderer über sie und preßte ihr einen übelriechenden Lumpen auf Mund und Nase. Sie rang nach Luft, und als sie in das Gesicht ihres Entführers aufsah, wurde sie von Entsetzen gepackt. Es war Sir Edward Dünne!

46
    Entlang der Straßen standen bewaffnete Freiwillige, und hinter ihnen drängten sich die Schaulustigen und kämpften um bessere Plätze. Auch die Fenster waren gut besetzt. Ladys winkten mit Taschentüchern, Hausmädchen mit ihren Staubwedeln und bloßen Händen. Grenadiere mit irischen Streitäxten marschierten hinter dem offenen Wagen, auf dem Connor stand. Vor dem Wagen zogen Trommler her und schlugen einen betäubenden Rhythmus auf ihren Kesselpauken. Hier und dort brachen »Strohmänner« mit grünen Tüchern um ihre Shillelaghs durch die Reihen der Freiwilligen und riefen dem Verurteilten auf gälisch Mut zu. Ihre Bemühungen wurden von den Freiwilligen oft mit einem gespaltenen Schädel belohnt.
    Schwere Artillerie war für die Gelegenheit aufgefahren worden. Die Grenadiere wurden von einer Gruppe berittener Dragoner gefolgt, danach kamen Flötenspieler und Dudelsackbläser, die mit dem Dröhnen der Trommeln, dem Geräusch marschierender Füße und dem Rattern des Karrens konkurrierten.
    Die Menge entlang der Straße jubelte ihm zu, als er vorbeikam, und er akzeptierte ihre >Hurrahs< mit einem schiefen Lächeln. Leider hatte er keine Hand frei, sonst hätte er zurückgewinkt, aber die Wächter, die angespannt zu beiden Seiten von ihm standen, hatten seine Hände bereits auf den Rücken gefesselt. Seine Füße lagen in Eisen und wurden mit einer dicken Kette verbunden. Man wollte kein Risiko eingehen.
    Als der Wagen den Hügel zum Phoenixpark hinaufratterte, hatte Connor Mühe, sich in dem schwankenden Gefährt auf den Beinen zu halten. Aber wenn er es verhindern konnte, würde er nicht
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